Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Todschlag.
keit/ doch wider deß Thäters Willen geschehen/ zuhaben/
dann was arglistig und mit Willen geschicht; Und in sol-
chen Fählen die Straff nach Erwegung aller Umbständen
willkührlich. Halßgr. 146. Gsatz.

Die vierte Gattung ist der nothwendige Todschlag/Nothwen-
dige Tod-
schlag.

der da geschicht/ dardurch sein Leib und Leben zuerretten:
Hiervon redt die Halß-Grichts-Ordnung folgendes.

Welcher ein rechte Nothwehr zu Rettung seines Leibs
und Lebens thut/ und den jenigen/ der ihne also benöthi-
get/ in solcher Nothwehr entleibt/ der ist darum niemand
nichts schuldig. 139. G'satz.

Und besteht die rechte Nothwehr darinnen: So einer
jemand mit einem tödlichen Waaffen oder Wehr überlauft/
anfichtet/ oder schlacht/ und der Benöthigte kan füglich
ohne Fahrlässigkeit oder Verletzung seines Leibs/ Lebens/
Ehr/ und guten Leumuths nicht entweichen/ der mag sein
Leib und Leben ohne alle Straff durch eine rechte Gegen-
wehr retten: Und so er also den Benöthigten entleibt/ ist
er darumb nicht schuldig/ ist auch mit seiner Gegenwehr
biß er geschlagen wird/ zu warten nicht schuldig: Wel-
cher sich aber nach Erfindung der That einer gethanen
Nothwehr berümbt und gebrauchen will/ und der Anklä-
ger deren nicht geständig ist/ so legt das Recht dem Thä-
ter auf/ solche berümbte Nothwehr zu Recht gnug zube-
weisen. 140. und 141. Gsatz.

Hiervon statuiert der Statt Bern Satzung folgen-
des.

Wer an jemands einen Todschlag begaht/ der nicht
über Trostung/ oder sonst kein Mord ist/ derselbig soll ent-
hauptet werden ohne Wiederred/ wann er ergriffen wird:
Es seye dann Sach/ daß der Todschläger nach der Statt
Recht mit Kundtschafft gnugsamb erzeigen möge/ daß er

sein
U 2

Vom Todſchlag.
keit/ doch wider deß Thaͤters Willen geſchehen/ zuhaben/
dann was argliſtig und mit Willen geſchicht; Und in ſol-
chen Faͤhlen die Straff nach Erwegung aller Umbſtaͤnden
willkuͤhrlich. Halßgr. 146. Gſatz.

Die vierte Gattung iſt der nothwendige Todſchlag/Nothwen-
dige Tod-
ſchlag.

der da geſchicht/ dardurch ſein Leib und Leben zuerꝛetten:
Hiervon redt die Halß-Grichts-Ordnung folgendes.

Welcher ein rechte Nothwehr zu Rettung ſeines Leibs
und Lebens thut/ und den jenigen/ der ihne alſo benoͤthi-
get/ in ſolcher Nothwehr entleibt/ der iſt darum niemand
nichts ſchuldig. 139. G’ſatz.

Und beſteht die rechte Nothwehr darinnen: So einer
jemand mit einem toͤdlichen Waaffen oder Wehr uͤberlauft/
anfichtet/ oder ſchlacht/ und der Benoͤthigte kan fuͤglich
ohne Fahrlaͤſſigkeit oder Verletzung ſeines Leibs/ Lebens/
Ehr/ und guten Leumuths nicht entweichen/ der mag ſein
Leib und Leben ohne alle Straff durch eine rechte Gegen-
wehr retten: Und ſo er alſo den Benoͤthigten entleibt/ iſt
er darumb nicht ſchuldig/ iſt auch mit ſeiner Gegenwehr
biß er geſchlagen wird/ zu warten nicht ſchuldig: Wel-
cher ſich aber nach Erfindung der That einer gethanen
Nothwehr beruͤmbt und gebrauchen will/ und der Anklaͤ-
ger deren nicht geſtaͤndig iſt/ ſo legt das Recht dem Thaͤ-
ter auf/ ſolche beruͤmbte Nothwehr zu Recht gnug zube-
weiſen. 140. und 141. Gſatz.

Hiervon ſtatuiert der Statt Bern Satzung folgen-
des.

Wer an jemands einen Todſchlag begaht/ der nicht
uͤber Troſtung/ oder ſonſt kein Mord iſt/ derſelbig ſoll ent-
hauptet werden ohne Wiederꝛed/ wann er ergriffen wird:
Es ſeye dann Sach/ daß der Todſchlaͤger nach der Statt
Recht mit Kundtſchafft gnugſamb erzeigen moͤge/ daß er

ſein
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0171" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Tod&#x017F;chlag.</hi></fw><lb/>
keit/ doch wider deß Tha&#x0364;ters Willen ge&#x017F;chehen/ zuhaben/<lb/>
dann was argli&#x017F;tig und mit Willen ge&#x017F;chicht; Und in &#x017F;ol-<lb/>
chen Fa&#x0364;hlen die Straff nach Erwegung aller Umb&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
willku&#x0364;hrlich. Halßgr. 146. G&#x017F;atz.</p><lb/>
          <p>Die vierte Gattung i&#x017F;t der nothwendige Tod&#x017F;chlag/<note place="right">Nothwen-<lb/>
dige Tod-<lb/>
&#x017F;chlag.</note><lb/>
der da ge&#x017F;chicht/ dardurch &#x017F;ein Leib und Leben zuer&#xA75B;etten:<lb/>
Hiervon redt die Halß-Grichts-Ordnung folgendes.</p><lb/>
          <p>Welcher ein rechte Nothwehr zu Rettung &#x017F;eines Leibs<lb/>
und Lebens thut/ und den jenigen/ der ihne al&#x017F;o beno&#x0364;thi-<lb/>
get/ in &#x017F;olcher Nothwehr entleibt/ der i&#x017F;t darum niemand<lb/>
nichts &#x017F;chuldig. 139. G&#x2019;&#x017F;atz.</p><lb/>
          <p>Und be&#x017F;teht die rechte Nothwehr darinnen: So einer<lb/>
jemand mit einem to&#x0364;dlichen Waaffen oder Wehr u&#x0364;berlauft/<lb/>
anfichtet/ oder &#x017F;chlacht/ und der Beno&#x0364;thigte kan fu&#x0364;glich<lb/>
ohne Fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit oder Verletzung &#x017F;eines Leibs/ Lebens/<lb/>
Ehr/ und guten Leumuths nicht entweichen/ der mag &#x017F;ein<lb/>
Leib und Leben ohne alle Straff durch eine rechte Gegen-<lb/>
wehr retten: Und &#x017F;o er al&#x017F;o den Beno&#x0364;thigten entleibt/ i&#x017F;t<lb/>
er darumb nicht &#x017F;chuldig/ i&#x017F;t auch mit &#x017F;einer Gegenwehr<lb/>
biß er ge&#x017F;chlagen wird/ zu warten nicht &#x017F;chuldig: Wel-<lb/>
cher &#x017F;ich aber nach Erfindung der That einer gethanen<lb/>
Nothwehr beru&#x0364;mbt und gebrauchen will/ und der Ankla&#x0364;-<lb/>
ger deren nicht ge&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t/ &#x017F;o legt das Recht dem Tha&#x0364;-<lb/>
ter auf/ &#x017F;olche beru&#x0364;mbte Nothwehr zu Recht gnug zube-<lb/>
wei&#x017F;en. 140. und 141. G&#x017F;atz.</p><lb/>
          <p>Hiervon <hi rendition="#aq">&#x017F;tatui</hi>ert der Statt Bern Satzung folgen-<lb/>
des.</p><lb/>
          <p>Wer an jemands einen Tod&#x017F;chlag begaht/ der nicht<lb/>
u&#x0364;ber Tro&#x017F;tung/ oder &#x017F;on&#x017F;t kein Mord i&#x017F;t/ der&#x017F;elbig &#x017F;oll ent-<lb/>
hauptet werden ohne Wieder&#xA75B;ed/ wann er ergriffen wird:<lb/>
Es &#x017F;eye dann Sach/ daß der Tod&#x017F;chla&#x0364;ger nach der Statt<lb/>
Recht mit Kundt&#x017F;chafft gnug&#x017F;amb erzeigen mo&#x0364;ge/ daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0171] Vom Todſchlag. keit/ doch wider deß Thaͤters Willen geſchehen/ zuhaben/ dann was argliſtig und mit Willen geſchicht; Und in ſol- chen Faͤhlen die Straff nach Erwegung aller Umbſtaͤnden willkuͤhrlich. Halßgr. 146. Gſatz. Die vierte Gattung iſt der nothwendige Todſchlag/ der da geſchicht/ dardurch ſein Leib und Leben zuerꝛetten: Hiervon redt die Halß-Grichts-Ordnung folgendes. Nothwen- dige Tod- ſchlag. Welcher ein rechte Nothwehr zu Rettung ſeines Leibs und Lebens thut/ und den jenigen/ der ihne alſo benoͤthi- get/ in ſolcher Nothwehr entleibt/ der iſt darum niemand nichts ſchuldig. 139. G’ſatz. Und beſteht die rechte Nothwehr darinnen: So einer jemand mit einem toͤdlichen Waaffen oder Wehr uͤberlauft/ anfichtet/ oder ſchlacht/ und der Benoͤthigte kan fuͤglich ohne Fahrlaͤſſigkeit oder Verletzung ſeines Leibs/ Lebens/ Ehr/ und guten Leumuths nicht entweichen/ der mag ſein Leib und Leben ohne alle Straff durch eine rechte Gegen- wehr retten: Und ſo er alſo den Benoͤthigten entleibt/ iſt er darumb nicht ſchuldig/ iſt auch mit ſeiner Gegenwehr biß er geſchlagen wird/ zu warten nicht ſchuldig: Wel- cher ſich aber nach Erfindung der That einer gethanen Nothwehr beruͤmbt und gebrauchen will/ und der Anklaͤ- ger deren nicht geſtaͤndig iſt/ ſo legt das Recht dem Thaͤ- ter auf/ ſolche beruͤmbte Nothwehr zu Recht gnug zube- weiſen. 140. und 141. Gſatz. Hiervon ſtatuiert der Statt Bern Satzung folgen- des. Wer an jemands einen Todſchlag begaht/ der nicht uͤber Troſtung/ oder ſonſt kein Mord iſt/ derſelbig ſoll ent- hauptet werden ohne Wiederꝛed/ wann er ergriffen wird: Es ſeye dann Sach/ daß der Todſchlaͤger nach der Statt Recht mit Kundtſchafft gnugſamb erzeigen moͤge/ daß er ſein U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/171
Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/171>, abgerufen am 19.05.2024.