Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

unverdächtige Zeugen der Wahrheit --
das Sediment! das Sediment! wer kann
da durch oder drüber?

Jch. Jch verstehe Sie. Sie meinen
mein Ungenannter werde mit seiner De-
monstration im Sediment stecken bleiben.
Das hat keine Gefahr: im Sediment liegt
eben der optische Betrug, der physiogno-
mische Jrrthum. Die Aerzte untersuchten
solches, als schon durch das Gered der
Abentheurer ein panisches Schrecken auf die
ganze Stadt gefallen war. Sie prüften
nicht mit freiem unbefangnen Forschungs-
geiste, sondern traten die Untersuchung mit
Giftbeschwängertem Jdeal an. Was Wun-
der wenn ihnen die Jmagination einen ihr
gewöhnlichen Streich spielte, und sie finden
ließ, was sie so ämsig suchten? Mein
Autor hält die Zürcher Aerzte mit ihrem
Visum repertum ziemlich warm, haupt-
sächlich über einen Varianten desselben.

Einer
F

unverdaͤchtige Zeugen der Wahrheit —
das Sediment! das Sediment! wer kann
da durch oder druͤber?

Jch. Jch verſtehe Sie. Sie meinen
mein Ungenannter werde mit ſeiner De-
monſtration im Sediment ſtecken bleiben.
Das hat keine Gefahr: im Sediment liegt
eben der optiſche Betrug, der phyſiogno-
miſche Jrrthum. Die Aerzte unterſuchten
ſolches, als ſchon durch das Gered der
Abentheurer ein paniſches Schrecken auf die
ganze Stadt gefallen war. Sie pruͤften
nicht mit freiem unbefangnen Forſchungs-
geiſte, ſondern traten die Unterſuchung mit
Giftbeſchwaͤngertem Jdeal an. Was Wun-
der wenn ihnen die Jmagination einen ihr
gewoͤhnlichen Streich ſpielte, und ſie finden
ließ, was ſie ſo aͤmſig ſuchten? Mein
Autor haͤlt die Zuͤrcher Aerzte mit ihrem
Viſum repertum ziemlich warm, haupt-
ſaͤchlich uͤber einen Varianten deſſelben.

Einer
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="81"/>
unverda&#x0364;chtige Zeugen der Wahrheit &#x2014;<lb/>
das Sediment! das Sediment! wer kann<lb/>
da durch oder dru&#x0364;ber?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Jch ver&#x017F;tehe Sie. Sie meinen<lb/>
mein Ungenannter werde mit &#x017F;einer De-<lb/>
mon&#x017F;tration im Sediment &#x017F;tecken bleiben.<lb/>
Das hat keine Gefahr: im Sediment liegt<lb/>
eben der opti&#x017F;che Betrug, der phy&#x017F;iogno-<lb/>
mi&#x017F;che Jrrthum. Die Aerzte unter&#x017F;uchten<lb/>
&#x017F;olches, als &#x017F;chon durch das Gered der<lb/>
Abentheurer ein pani&#x017F;ches Schrecken auf die<lb/>
ganze Stadt gefallen war. Sie pru&#x0364;ften<lb/>
nicht mit freiem unbefangnen For&#x017F;chungs-<lb/>
gei&#x017F;te, &#x017F;ondern traten die Unter&#x017F;uchung mit<lb/>
Giftbe&#x017F;chwa&#x0364;ngertem Jdeal an. Was Wun-<lb/>
der wenn ihnen die Jmagination einen ihr<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Streich &#x017F;pielte, und &#x017F;ie finden<lb/>
ließ, was &#x017F;ie &#x017F;o a&#x0364;m&#x017F;ig &#x017F;uchten? Mein<lb/>
Autor ha&#x0364;lt die Zu&#x0364;rcher Aerzte mit ihrem<lb/><hi rendition="#aq">Vi&#x017F;um repertum</hi> ziemlich warm, haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich u&#x0364;ber einen Varianten de&#x017F;&#x017F;elben.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">Einer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0089] unverdaͤchtige Zeugen der Wahrheit — das Sediment! das Sediment! wer kann da durch oder druͤber? Jch. Jch verſtehe Sie. Sie meinen mein Ungenannter werde mit ſeiner De- monſtration im Sediment ſtecken bleiben. Das hat keine Gefahr: im Sediment liegt eben der optiſche Betrug, der phyſiogno- miſche Jrrthum. Die Aerzte unterſuchten ſolches, als ſchon durch das Gered der Abentheurer ein paniſches Schrecken auf die ganze Stadt gefallen war. Sie pruͤften nicht mit freiem unbefangnen Forſchungs- geiſte, ſondern traten die Unterſuchung mit Giftbeſchwaͤngertem Jdeal an. Was Wun- der wenn ihnen die Jmagination einen ihr gewoͤhnlichen Streich ſpielte, und ſie finden ließ, was ſie ſo aͤmſig ſuchten? Mein Autor haͤlt die Zuͤrcher Aerzte mit ihrem Viſum repertum ziemlich warm, haupt- ſaͤchlich uͤber einen Varianten deſſelben. Einer F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/89
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/89>, abgerufen am 24.04.2024.