Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

mit den Umständen, daß er ein Zürcher ist,
daß er zur Zeit der Weinvergiftung daselbst
gegenwärtig gewesen, daß er an eben der
Kirche, wo diese schwarze That verübt wor-
den ist, eine Bestallung gehabt, daß er
kurz nach diesem Vorfall verabschiedet und
darauf Landflüchtig worden, sind Posten
die Sie bereits als Präsumtionen, die den
Jnkulpaten sehr verdächtig machen, agno-
scirt haben.

Jch. Werden in Rechnung passiirt.

Er. Die unerzwungne Aufsage des
Verhafteten, daß er gern am Spieltisch
sitze und dabey zu witzeln pflege, scheinet
zwar ganz keine Beziehung auf das De-
liktum zu haben; alldieweilen aber der Hel-
fer L. in seiner bekannten zwoten Giftpre-
digt, die Neigung zum Spiel und zur
Witzeley mit prophetischem Geiste dem
Weinvergifter attribuirt, und den Verbre-
cher durch diese Eigenschaft gleichsam

charakte-

mit den Umſtaͤnden, daß er ein Zuͤrcher iſt,
daß er zur Zeit der Weinvergiftung daſelbſt
gegenwaͤrtig geweſen, daß er an eben der
Kirche, wo dieſe ſchwarze That veruͤbt wor-
den iſt, eine Beſtallung gehabt, daß er
kurz nach dieſem Vorfall verabſchiedet und
darauf Landfluͤchtig worden, ſind Poſten
die Sie bereits als Praͤſumtionen, die den
Jnkulpaten ſehr verdaͤchtig machen, agno-
ſcirt haben.

Jch. Werden in Rechnung paſſiirt.

Er. Die unerzwungne Aufſage des
Verhafteten, daß er gern am Spieltiſch
ſitze und dabey zu witzeln pflege, ſcheinet
zwar ganz keine Beziehung auf das De-
liktum zu haben; alldieweilen aber der Hel-
fer L. in ſeiner bekannten zwoten Giftpre-
digt, die Neigung zum Spiel und zur
Witzeley mit prophetiſchem Geiſte dem
Weinvergifter attribuirt, und den Verbre-
cher durch dieſe Eigenſchaft gleichſam

charakte-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0078" n="70"/>
mit den Um&#x017F;ta&#x0364;nden, daß er ein Zu&#x0364;rcher i&#x017F;t,<lb/>
daß er zur Zeit der Weinvergiftung da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gegenwa&#x0364;rtig gewe&#x017F;en, daß er an eben der<lb/>
Kirche, wo die&#x017F;e &#x017F;chwarze That veru&#x0364;bt wor-<lb/>
den i&#x017F;t, eine Be&#x017F;tallung gehabt, daß er<lb/>
kurz nach die&#x017F;em Vorfall verab&#x017F;chiedet und<lb/>
darauf Landflu&#x0364;chtig worden, &#x017F;ind Po&#x017F;ten<lb/>
die Sie bereits als Pra&#x0364;&#x017F;umtionen, die den<lb/>
Jnkulpaten &#x017F;ehr verda&#x0364;chtig machen, agno-<lb/>
&#x017F;cirt haben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Werden in Rechnung pa&#x017F;&#x017F;iirt.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Er.</hi> Die unerzwungne Auf&#x017F;age des<lb/>
Verhafteten, daß er gern am Spielti&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;itze und dabey zu witzeln pflege, &#x017F;cheinet<lb/>
zwar ganz keine Beziehung auf das De-<lb/>
liktum zu haben; alldieweilen aber der Hel-<lb/>
fer L. in &#x017F;einer bekannten zwoten Giftpre-<lb/>
digt, die Neigung zum Spiel und zur<lb/>
Witzeley mit propheti&#x017F;chem Gei&#x017F;te dem<lb/>
Weinvergifter attribuirt, und den Verbre-<lb/>
cher durch die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft gleich&#x017F;am<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">charakte-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0078] mit den Umſtaͤnden, daß er ein Zuͤrcher iſt, daß er zur Zeit der Weinvergiftung daſelbſt gegenwaͤrtig geweſen, daß er an eben der Kirche, wo dieſe ſchwarze That veruͤbt wor- den iſt, eine Beſtallung gehabt, daß er kurz nach dieſem Vorfall verabſchiedet und darauf Landfluͤchtig worden, ſind Poſten die Sie bereits als Praͤſumtionen, die den Jnkulpaten ſehr verdaͤchtig machen, agno- ſcirt haben. Jch. Werden in Rechnung paſſiirt. Er. Die unerzwungne Aufſage des Verhafteten, daß er gern am Spieltiſch ſitze und dabey zu witzeln pflege, ſcheinet zwar ganz keine Beziehung auf das De- liktum zu haben; alldieweilen aber der Hel- fer L. in ſeiner bekannten zwoten Giftpre- digt, die Neigung zum Spiel und zur Witzeley mit prophetiſchem Geiſte dem Weinvergifter attribuirt, und den Verbre- cher durch dieſe Eigenſchaft gleichſam charakte-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/78
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/78>, abgerufen am 25.11.2024.