Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

behalten, wie das die gedruckten zur Gnüge
beweisen: wenn aber das Salzfaß des
Witzes gar umgestoßen, zu tief in die
Büchse der Schrauberey hinein gegriffen,
oder der faulende Topf der Zweydeutigkei-
ten zu sehr aufgerühret wird, so verderbt
mir das alle Eßlust, so gern ich gute
Schwänke und lustige Schnurren sonst lei-
den mag. Weil ich nicht in der gesprächi-
gen Laune war, macht' ich über die Wort-
halter bey der Mahlzeit meine Glossen.
Auf den einen Flügel wurde ein Rathsherr
aus einer benachbarten Stadt, von so bür-
germeisterlichen Ansehen als Geelvink, von
den Lachern so unbarmherzig gekielhaalt,
wie ein Uebersetzer, der zum erstenmal die
Burtehuder Linie passirt. Einer der Witzler
nennt' ihn den Batrachotrophanten oder
Froschpfleger seiner Vaterstadt, weil er sich
der Ausfüllung der morastigen Stadtgräben
zu Anpflanzung eines Spazierganges pa-

triotisch
Q

behalten, wie das die gedruckten zur Gnuͤge
beweiſen: wenn aber das Salzfaß des
Witzes gar umgeſtoßen, zu tief in die
Buͤchſe der Schrauberey hinein gegriffen,
oder der faulende Topf der Zweydeutigkei-
ten zu ſehr aufgeruͤhret wird, ſo verderbt
mir das alle Eßluſt, ſo gern ich gute
Schwaͤnke und luſtige Schnurren ſonſt lei-
den mag. Weil ich nicht in der geſpraͤchi-
gen Laune war, macht’ ich uͤber die Wort-
halter bey der Mahlzeit meine Gloſſen.
Auf den einen Fluͤgel wurde ein Rathsherr
aus einer benachbarten Stadt, von ſo buͤr-
germeiſterlichen Anſehen als Geelvink, von
den Lachern ſo unbarmherzig gekielhaalt,
wie ein Ueberſetzer, der zum erſtenmal die
Burtehuder Linie paſſirt. Einer der Witzler
nennt’ ihn den Batrachotrophanten oder
Froſchpfleger ſeiner Vaterſtadt, weil er ſich
der Ausfuͤllung der moraſtigen Stadtgraͤben
zu Anpflanzung eines Spazierganges pa-

triotiſch
Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0249" n="241"/>
behalten, wie das die gedruckten zur Gnu&#x0364;ge<lb/>
bewei&#x017F;en: wenn aber das Salzfaß des<lb/>
Witzes gar umge&#x017F;toßen, zu tief in die<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;e der Schrauberey hinein gegriffen,<lb/>
oder der faulende Topf der Zweydeutigkei-<lb/>
ten zu &#x017F;ehr aufgeru&#x0364;hret wird, &#x017F;o verderbt<lb/>
mir das alle Eßlu&#x017F;t, &#x017F;o gern ich gute<lb/>
Schwa&#x0364;nke und lu&#x017F;tige Schnurren &#x017F;on&#x017F;t lei-<lb/>
den mag. Weil ich nicht in der ge&#x017F;pra&#x0364;chi-<lb/>
gen Laune war, macht&#x2019; ich u&#x0364;ber die Wort-<lb/>
halter bey der Mahlzeit meine Glo&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Auf den einen Flu&#x0364;gel wurde ein Rathsherr<lb/>
aus einer benachbarten Stadt, von &#x017F;o bu&#x0364;r-<lb/>
germei&#x017F;terlichen An&#x017F;ehen als Geelvink, von<lb/>
den Lachern &#x017F;o unbarmherzig gekielhaalt,<lb/>
wie ein Ueber&#x017F;etzer, der zum er&#x017F;tenmal die<lb/>
Burtehuder Linie pa&#x017F;&#x017F;irt. Einer der Witzler<lb/>
nennt&#x2019; ihn den Batrachotrophanten oder<lb/>
Fro&#x017F;chpfleger &#x017F;einer Vater&#x017F;tadt, weil er &#x017F;ich<lb/>
der Ausfu&#x0364;llung der mora&#x017F;tigen Stadtgra&#x0364;ben<lb/>
zu Anpflanzung eines Spazierganges pa-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q</fw><fw place="bottom" type="catch">trioti&#x017F;ch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0249] behalten, wie das die gedruckten zur Gnuͤge beweiſen: wenn aber das Salzfaß des Witzes gar umgeſtoßen, zu tief in die Buͤchſe der Schrauberey hinein gegriffen, oder der faulende Topf der Zweydeutigkei- ten zu ſehr aufgeruͤhret wird, ſo verderbt mir das alle Eßluſt, ſo gern ich gute Schwaͤnke und luſtige Schnurren ſonſt lei- den mag. Weil ich nicht in der geſpraͤchi- gen Laune war, macht’ ich uͤber die Wort- halter bey der Mahlzeit meine Gloſſen. Auf den einen Fluͤgel wurde ein Rathsherr aus einer benachbarten Stadt, von ſo buͤr- germeiſterlichen Anſehen als Geelvink, von den Lachern ſo unbarmherzig gekielhaalt, wie ein Ueberſetzer, der zum erſtenmal die Burtehuder Linie paſſirt. Einer der Witzler nennt’ ihn den Batrachotrophanten oder Froſchpfleger ſeiner Vaterſtadt, weil er ſich der Ausfuͤllung der moraſtigen Stadtgraͤben zu Anpflanzung eines Spazierganges pa- triotiſch Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/249
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/249>, abgerufen am 25.11.2024.