gangen war, die Augen zufielen. Jch für mein Part konnt die Nacht weder ruhen noch rasten, trug Sorge ich möcht zu viel geschwazt haben, welches den Liebenden Wehetage verursachen könnte. Doch darinn irrt ich mich: hätt ganz geruhig schlafen mögen. Jn zween Tagen war alles dezi- dirt. Jn aller Früh schaukelten Vetter An- ton und Sohn in ihrem Schwanhals, ver- gnügt und wohlgemuth wieder ab, hatten auf ihrer Handelsreise biß zum nächsten Brautgewerbe nur eine Station zu machen; sollen der Sage nach, doch erst auf der fünften oder sechsten damit zu Stande kom- men seyn. Der Empfindler, Magister Plenilunius, wie ich ihn umtaufen will, -- möchts übel nehmen wenn ich ihn bey sei- nen rechten Namen nennt' -- harrte mit Furcht und Zittern dem Kommen des iun- gen Mondes entgegen, um seine Buhlschaft feierlich zu beginnen; doch für diesmal
ver-
P 4
gangen war, die Augen zufielen. Jch fuͤr mein Part konnt die Nacht weder ruhen noch raſten, trug Sorge ich moͤcht zu viel geſchwazt haben, welches den Liebenden Wehetage verurſachen koͤnnte. Doch darinn irrt ich mich: haͤtt ganz geruhig ſchlafen moͤgen. Jn zween Tagen war alles dezi- dirt. Jn aller Fruͤh ſchaukelten Vetter An- ton und Sohn in ihrem Schwanhals, ver- gnuͤgt und wohlgemuth wieder ab, hatten auf ihrer Handelsreiſe biß zum naͤchſten Brautgewerbe nur eine Station zu machen; ſollen der Sage nach, doch erſt auf der fuͤnften oder ſechſten damit zu Stande kom- men ſeyn. Der Empfindler, Magiſter Plenilunius, wie ich ihn umtaufen will, — moͤchts uͤbel nehmen wenn ich ihn bey ſei- nen rechten Namen nennt’ — harrte mit Furcht und Zittern dem Kommen des iun- gen Mondes entgegen, um ſeine Buhlſchaft feierlich zu beginnen; doch fuͤr diesmal
ver-
P 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0239"n="231"/>
gangen war, die Augen zufielen. Jch fuͤr<lb/>
mein Part konnt die Nacht weder ruhen<lb/>
noch raſten, trug Sorge ich moͤcht zu viel<lb/>
geſchwazt haben, welches den Liebenden<lb/>
Wehetage verurſachen koͤnnte. Doch darinn<lb/>
irrt ich mich: haͤtt ganz geruhig ſchlafen<lb/>
moͤgen. Jn zween Tagen war alles dezi-<lb/>
dirt. Jn aller Fruͤh ſchaukelten Vetter An-<lb/>
ton und Sohn in ihrem Schwanhals, ver-<lb/>
gnuͤgt und wohlgemuth wieder ab, hatten<lb/>
auf ihrer Handelsreiſe biß zum naͤchſten<lb/>
Brautgewerbe nur eine Station zu machen;<lb/>ſollen der Sage nach, doch erſt auf der<lb/>
fuͤnften oder ſechſten damit zu Stande kom-<lb/>
men ſeyn. Der Empfindler, Magiſter<lb/>
Plenilunius, wie ich ihn umtaufen will, —<lb/>
moͤchts uͤbel nehmen wenn ich ihn bey ſei-<lb/>
nen rechten Namen nennt’— harrte mit<lb/>
Furcht und Zittern dem Kommen des iun-<lb/>
gen Mondes entgegen, um ſeine Buhlſchaft<lb/>
feierlich zu beginnen; doch fuͤr diesmal<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[231/0239]
gangen war, die Augen zufielen. Jch fuͤr
mein Part konnt die Nacht weder ruhen
noch raſten, trug Sorge ich moͤcht zu viel
geſchwazt haben, welches den Liebenden
Wehetage verurſachen koͤnnte. Doch darinn
irrt ich mich: haͤtt ganz geruhig ſchlafen
moͤgen. Jn zween Tagen war alles dezi-
dirt. Jn aller Fruͤh ſchaukelten Vetter An-
ton und Sohn in ihrem Schwanhals, ver-
gnuͤgt und wohlgemuth wieder ab, hatten
auf ihrer Handelsreiſe biß zum naͤchſten
Brautgewerbe nur eine Station zu machen;
ſollen der Sage nach, doch erſt auf der
fuͤnften oder ſechſten damit zu Stande kom-
men ſeyn. Der Empfindler, Magiſter
Plenilunius, wie ich ihn umtaufen will, —
moͤchts uͤbel nehmen wenn ich ihn bey ſei-
nen rechten Namen nennt’ — harrte mit
Furcht und Zittern dem Kommen des iun-
gen Mondes entgegen, um ſeine Buhlſchaft
feierlich zu beginnen; doch fuͤr diesmal
ver-
P 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/239>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.