dung weiblicher Quackeleyen die geringste Wissenschaft davon habe. Auf bevorste- henden St. Martins als seinen Namens- tag, hab er die Mine wollen springen las- sen. Die Abrede sey dergestalt genommen, der Bräutigam solle sich unter der Maske ei- nes Besuchs im Hause introduciren, das Mädchen, das noch ein unschuldiges Kind sey, und von Herzensangelegenheiten keine Kenntniß hab, auch die Mutter zu gewin- nen suchen, und bey dieser sein Wort an- bringen, die sich um so kräftiger für den Brautwerber verwenden und die Sache nach ihrer Gewohnheit durchzusetzen sich bestre- ben werde, wenn er als Vater, eine Ab- neigung gegen diese Heurath vorspiegle. So werde alles nach seinem Wunsch von Stat- ten gehen, und die Liebe werde auf Seiten des iungen Paares, unter dem Anschein von Schwierigkeiten, desto leichter Eingang finden. Allein durch den verdrüßlichsten Zu-
fall
dung weiblicher Quackeleyen die geringſte Wiſſenſchaft davon habe. Auf bevorſte- henden St. Martins als ſeinen Namens- tag, hab er die Mine wollen ſpringen laſ- ſen. Die Abrede ſey dergeſtalt genommen, der Braͤutigam ſolle ſich unter der Maſke ei- nes Beſuchs im Hauſe introduciren, das Maͤdchen, das noch ein unſchuldiges Kind ſey, und von Herzensangelegenheiten keine Kenntniß hab, auch die Mutter zu gewin- nen ſuchen, und bey dieſer ſein Wort an- bringen, die ſich um ſo kraͤftiger fuͤr den Brautwerber verwenden und die Sache nach ihrer Gewohnheit durchzuſetzen ſich beſtre- ben werde, wenn er als Vater, eine Ab- neigung gegen dieſe Heurath vorſpiegle. So werde alles nach ſeinem Wunſch von Stat- ten gehen, und die Liebe werde auf Seiten des iungen Paares, unter dem Anſchein von Schwierigkeiten, deſto leichter Eingang finden. Allein durch den verdruͤßlichſten Zu-
fall
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dung weiblicher Quackeleyen die geringſte
Wiſſenſchaft davon habe. Auf bevorſte-
henden St. Martins als ſeinen Namens-
tag, hab er die Mine wollen ſpringen laſ-
ſen. Die Abrede ſey dergeſtalt genommen,
der Braͤutigam ſolle ſich unter der Maſke ei-
nes Beſuchs im Hauſe introduciren, das
Maͤdchen, das noch ein unſchuldiges Kind
ſey, und von Herzensangelegenheiten keine
Kenntniß hab, auch die Mutter zu gewin-
nen ſuchen, und bey dieſer ſein Wort an-
bringen, die ſich um ſo kraͤftiger fuͤr den
Brautwerber verwenden und die Sache nach
ihrer Gewohnheit durchzuſetzen ſich beſtre-
ben werde, wenn er als Vater, eine Ab-
neigung gegen dieſe Heurath vorſpiegle. So
werde alles nach ſeinem Wunſch von Stat-
ten gehen, und die Liebe werde auf Seiten
des iungen Paares, unter dem Anſchein
von Schwierigkeiten, deſto leichter Eingang
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/165>, abgerufen am 25.11.2024.
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