die Lotte, wird wie es das Ansehen gewin- nen will, gegen den väterlichen und müt- terlichen Bescheid das Remedium leutera- tionis interponiren, und an die Vaterliebe appelliren. Dadurch wird der Prozeß so intrikat, daß ich in der Sache keine Aus- kunft weiß, und mein Herz von mehr als einer Seite beunruhiget finde. Jch ersuche Sie daher, mich durch Jhr freundschaftlich Gutachten zu unterstützen.
So viel ich aus dieser Vorrede versteh, versezt ich darauf, betrift ihr Anliegen eine Heurathsangelegenheit, und da fürcht ich, daß Sie bey mir, als einem Hagestolz, wenig Trost und Beystand finden werden; doch bin ich von Herzen erbötig, Jhnen frey und bieder meine Gedanken zu eröff- nen, wenn Sie mir den Casum vorlegen wollen.
Freund Spörtler gab mir darauf folgen- den Bescheid: Lottchen, sprach er, sey
die
die Lotte, wird wie es das Anſehen gewin- nen will, gegen den vaͤterlichen und muͤt- terlichen Beſcheid das Remedium leutera- tionis interponiren, und an die Vaterliebe appelliren. Dadurch wird der Prozeß ſo intrikat, daß ich in der Sache keine Aus- kunft weiß, und mein Herz von mehr als einer Seite beunruhiget finde. Jch erſuche Sie daher, mich durch Jhr freundſchaftlich Gutachten zu unterſtuͤtzen.
So viel ich aus dieſer Vorrede verſteh, verſezt ich darauf, betrift ihr Anliegen eine Heurathsangelegenheit, und da fuͤrcht ich, daß Sie bey mir, als einem Hageſtolz, wenig Troſt und Beyſtand finden werden; doch bin ich von Herzen erboͤtig, Jhnen frey und bieder meine Gedanken zu eroͤff- nen, wenn Sie mir den Caſum vorlegen wollen.
Freund Spoͤrtler gab mir darauf folgen- den Beſcheid: Lottchen, ſprach er, ſey
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die Lotte, wird wie es das Anſehen gewin-
nen will, gegen den vaͤterlichen und muͤt-
terlichen Beſcheid das Remedium leutera-
tionis interponiren, und an die Vaterliebe
appelliren. Dadurch wird der Prozeß ſo
intrikat, daß ich in der Sache keine Aus-
kunft weiß, und mein Herz von mehr als
einer Seite beunruhiget finde. Jch erſuche
Sie daher, mich durch Jhr freundſchaftlich
Gutachten zu unterſtuͤtzen.
So viel ich aus dieſer Vorrede verſteh,
verſezt ich darauf, betrift ihr Anliegen eine
Heurathsangelegenheit, und da fuͤrcht ich,
daß Sie bey mir, als einem Hageſtolz,
wenig Troſt und Beyſtand finden werden;
doch bin ich von Herzen erboͤtig, Jhnen
frey und bieder meine Gedanken zu eroͤff-
nen, wenn Sie mir den Caſum vorlegen
wollen.
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/162>, abgerufen am 22.11.2024.
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