welchergestalt der Bader Meffner, um die vom Gerichtshalter ihm angedrohete Ge- richtsräumung zu unterlauffen, sich an das physiognomische Justitut gewendet, und um Jntercessionales an mich nachgesucht habe, mit dem Erbieten, wofern ihm das Jndi- genat in meiner Gerichtsbarkeit zugestanden würde, und den gewissenlosen Plackereyen und Drangsalen des Justiziarius Einhalt ge- schähe: so wolle er eine chirurgische Aufga- be aus den Fragmenten, deren mögliche Gnügeleistung von dem Verfasser selbst be- zweifelt werde, zu völliger Satisfaction der Kenner unentgeltlich lösen, nämlich eine Bienenkönigin so kunstmäßig zu rasiren, daß durch ein Sonnenmikroskop ihre Silhouette genau und mit dem schärfsten Umriß sich würde zeigen, und vermöge dieser Opera- tion die große Chiffer ins Alphabet der Physiognomik, die allgemeine Königslinie finden lassen.
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welchergeſtalt der Bader Meffner, um die vom Gerichtshalter ihm angedrohete Ge- richtsraͤumung zu unterlauffen, ſich an das phyſiognomiſche Juſtitut gewendet, und um Jnterceſſionales an mich nachgeſucht habe, mit dem Erbieten, wofern ihm das Jndi- genat in meiner Gerichtsbarkeit zugeſtanden wuͤrde, und den gewiſſenloſen Plackereyen und Drangſalen des Juſtiziarius Einhalt ge- ſchaͤhe: ſo wolle er eine chirurgiſche Aufga- be aus den Fragmenten, deren moͤgliche Gnuͤgeleiſtung von dem Verfaſſer ſelbſt be- zweifelt werde, zu voͤlliger Satisfaction der Kenner unentgeltlich loͤſen, naͤmlich eine Bienenkoͤnigin ſo kunſtmaͤßig zu raſiren, daß durch ein Sonnenmikroſkop ihre Silhouette genau und mit dem ſchaͤrfſten Umriß ſich wuͤrde zeigen, und vermoͤge dieſer Opera- tion die große Chiffer ins Alphabet der Phyſiognomik, die allgemeine Koͤnigslinie finden laſſen.
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welchergeſtalt der Bader Meffner, um die
vom Gerichtshalter ihm angedrohete Ge-
richtsraͤumung zu unterlauffen, ſich an das
phyſiognomiſche Juſtitut gewendet, und um
Jnterceſſionales an mich nachgeſucht habe,
mit dem Erbieten, wofern ihm das Jndi-
genat in meiner Gerichtsbarkeit zugeſtanden
wuͤrde, und den gewiſſenloſen Plackereyen
und Drangſalen des Juſtiziarius Einhalt ge-
ſchaͤhe: ſo wolle er eine chirurgiſche Aufga-
be aus den Fragmenten, deren moͤgliche
Gnuͤgeleiſtung von dem Verfaſſer ſelbſt be-
zweifelt werde, zu voͤlliger Satisfaction der
Kenner unentgeltlich loͤſen, naͤmlich eine
Bienenkoͤnigin ſo kunſtmaͤßig zu raſiren, daß
durch ein Sonnenmikroſkop ihre Silhouette
genau und mit dem ſchaͤrfſten Umriß ſich
wuͤrde zeigen, und vermoͤge dieſer Opera-
tion die große Chiffer ins Alphabet der
Phyſiognomik, die allgemeine Koͤnigslinie
finden laſſen.
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/138>, abgerufen am 25.11.2024.
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