noch mehr der Ding in Vorschlag. Dar- aus urtheilt' ich, daß er gute Kundschaft in der Stadt haben müßt', darum beschloß ich, ihm einige Dubia vorzulegen, die ich mit mir herum trug, und die er mir her- nach auch lößt'.
Noch einmal mit ihm die gelehrte Runde zu gehen, schlug ich ganz ab; auch mocht ich mich bey keinem Gelehrten zu Gaste bit- ten: denn ich hatte nicht Lust, im Ange- sicht eines ehrsamen Publikums, mich für einen Hammelbraten in einer gelehrten Zei- tung, oder in einer Monatsschrift öffentlich zu bedanken, wie's ehemals die Klotzische Gastfreundschaft gebot; oder die Gäste, die ihres Wirthes passiva mehren halfen, aus eigner Bewegung thaten; ihrem Dalai Lama ein öffentlich Dankopfer brachten, wenn sie seiner Person oder Schriften erwähnten, und mit Entzücken der seligen Stunden ge- dachten, die sie mit ihm in Halle, Leipzig
und
noch mehr der Ding in Vorſchlag. Dar- aus urtheilt’ ich, daß er gute Kundſchaft in der Stadt haben muͤßt’, darum beſchloß ich, ihm einige Dubia vorzulegen, die ich mit mir herum trug, und die er mir her- nach auch loͤßt’.
Noch einmal mit ihm die gelehrte Runde zu gehen, ſchlug ich ganz ab; auch mocht ich mich bey keinem Gelehrten zu Gaſte bit- ten: denn ich hatte nicht Luſt, im Ange- ſicht eines ehrſamen Publikums, mich fuͤr einen Hammelbraten in einer gelehrten Zei- tung, oder in einer Monatsſchrift oͤffentlich zu bedanken, wie’s ehemals die Klotziſche Gaſtfreundſchaft gebot; oder die Gaͤſte, die ihres Wirthes paſſiva mehren halfen, aus eigner Bewegung thaten; ihrem Dalai Lama ein oͤffentlich Dankopfer brachten, wenn ſie ſeiner Perſon oder Schriften erwaͤhnten, und mit Entzuͤcken der ſeligen Stunden ge- dachten, die ſie mit ihm in Halle, Leipzig
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="86"/>
noch mehr der Ding in Vorſchlag. Dar-<lb/>
aus urtheilt’ ich, daß er gute Kundſchaft<lb/>
in der Stadt haben muͤßt’, darum beſchloß<lb/>
ich, ihm einige Dubia vorzulegen, die ich<lb/>
mit mir herum trug, und die er mir her-<lb/>
nach auch loͤßt’.</p><lb/><p>Noch einmal mit ihm die gelehrte Runde<lb/>
zu gehen, ſchlug ich ganz ab; auch mocht<lb/>
ich mich bey keinem Gelehrten zu Gaſte bit-<lb/>
ten: denn ich hatte nicht Luſt, im Ange-<lb/>ſicht eines ehrſamen Publikums, mich fuͤr<lb/>
einen Hammelbraten in einer gelehrten Zei-<lb/>
tung, oder in einer Monatsſchrift oͤffentlich<lb/>
zu bedanken, wie’s ehemals die Klotziſche<lb/>
Gaſtfreundſchaft gebot; oder die Gaͤſte, die<lb/>
ihres Wirthes <hirendition="#aq">paſſiva</hi> mehren halfen, aus<lb/>
eigner Bewegung thaten; ihrem Dalai Lama<lb/>
ein oͤffentlich Dankopfer brachten, wenn<lb/>ſie ſeiner Perſon oder Schriften erwaͤhnten,<lb/>
und mit Entzuͤcken der ſeligen Stunden ge-<lb/>
dachten, die ſie mit ihm in Halle, Leipzig<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[86/0086]
noch mehr der Ding in Vorſchlag. Dar-
aus urtheilt’ ich, daß er gute Kundſchaft
in der Stadt haben muͤßt’, darum beſchloß
ich, ihm einige Dubia vorzulegen, die ich
mit mir herum trug, und die er mir her-
nach auch loͤßt’.
Noch einmal mit ihm die gelehrte Runde
zu gehen, ſchlug ich ganz ab; auch mocht
ich mich bey keinem Gelehrten zu Gaſte bit-
ten: denn ich hatte nicht Luſt, im Ange-
ſicht eines ehrſamen Publikums, mich fuͤr
einen Hammelbraten in einer gelehrten Zei-
tung, oder in einer Monatsſchrift oͤffentlich
zu bedanken, wie’s ehemals die Klotziſche
Gaſtfreundſchaft gebot; oder die Gaͤſte, die
ihres Wirthes paſſiva mehren halfen, aus
eigner Bewegung thaten; ihrem Dalai Lama
ein oͤffentlich Dankopfer brachten, wenn
ſie ſeiner Perſon oder Schriften erwaͤhnten,
und mit Entzuͤcken der ſeligen Stunden ge-
dachten, die ſie mit ihm in Halle, Leipzig
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/86>, abgerufen am 04.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.