Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.Stunde zur zweyten physiognomischen En- Jch überdacht' diesen Discurs nochmals Des folgenden Tages zu gerechter Zeit "Wer
Stunde zur zweyten phyſiognomiſchen En- Jch uͤberdacht’ dieſen Diſcurs nochmals Des folgenden Tages zu gerechter Zeit „Wer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0216" n="216"/> Stunde zur zweyten phyſiognomiſchen En-<lb/> trevuͤe verabredet war.</p><lb/> <p>Jch uͤberdacht’ dieſen Diſcurs nochmals<lb/> fuͤr mich reiflich, fand, daß meine ganze<lb/> Theorie in Fermentation gerathen war, das<lb/> Syſtem war zerruͤttet, und die Grundſaͤtz’<lb/> lagen im Kopf ſo unordentlich durch einan-<lb/> der her, wie die ſechs Hauptſtuͤck im Wuͤr-<lb/> tenberger Catechiſmus. Getraut mich den-<lb/> ſelben Abend nicht einmal die Phyſiogno-<lb/> mie eines Spitzhundes zu beurtheilen, der<lb/> ſich als Schmarotzer bey mir introducirt<lb/> hatte, und nun, da ich ihn zur Thuͤr hinaus-<lb/> weiſen wollt’, konnt’ ichs ihm nicht anſehn,<lb/> daß er um ſich beißen wuͤrd, obgleich zu<lb/> andrer Zeit meinem Beobachtungsgeiſt die-<lb/> ſes ſtilltuͤckiſche Weſen des Hundes nicht<lb/> wuͤrd’ entgangen ſeyn.</p><lb/> <p>Des folgenden Tages zu gerechter Zeit<lb/> ſezte mein Conſort ſeine Red’ im didakti-<lb/> ſchen Ton alſo fort.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Wer</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [216/0216]
Stunde zur zweyten phyſiognomiſchen En-
trevuͤe verabredet war.
Jch uͤberdacht’ dieſen Diſcurs nochmals
fuͤr mich reiflich, fand, daß meine ganze
Theorie in Fermentation gerathen war, das
Syſtem war zerruͤttet, und die Grundſaͤtz’
lagen im Kopf ſo unordentlich durch einan-
der her, wie die ſechs Hauptſtuͤck im Wuͤr-
tenberger Catechiſmus. Getraut mich den-
ſelben Abend nicht einmal die Phyſiogno-
mie eines Spitzhundes zu beurtheilen, der
ſich als Schmarotzer bey mir introducirt
hatte, und nun, da ich ihn zur Thuͤr hinaus-
weiſen wollt’, konnt’ ichs ihm nicht anſehn,
daß er um ſich beißen wuͤrd, obgleich zu
andrer Zeit meinem Beobachtungsgeiſt die-
ſes ſtilltuͤckiſche Weſen des Hundes nicht
wuͤrd’ entgangen ſeyn.
Des folgenden Tages zu gerechter Zeit
ſezte mein Conſort ſeine Red’ im didakti-
ſchen Ton alſo fort.
„Wer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/216 |
Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/216>, abgerufen am 16.02.2025. |