ist das Regiment getheilt, und laut Ehe- vertrag ein Tausch der wechselseitigen Ge- rechtsame getroffen. Weil bey solchen Ehen die Eifersucht nicht präsidirt, sind sie dem Anschein nach die glücklichsten, und man pflegt zu sagen, so ein Paar lebe zusammen wie zwey Engel. Wo endlich eitel veral- tete Domestikengesichter sans consequence zum Vorschein kommen, da ist das Regi- ment wieder getheilt; aber auf andre Ma- nier, ein Schwerdt hält's andre in der Scheide: der Hausvater wählt den Diener, die Frau die Magd. -- Wer inzwischen von diesen Cautelen Gebrauch machen will, soll wissen, daß man sie nicht brauchen kann, wie einen Habersack, der für alles paßt was man hineinschüttet, ihn zu füllen, sondern wie ein Futteral, das nur für Dinge paßt, wozu es gemacht ist. Will das so viel sagen, daß diese Cautelen nicht für jede Eh' in der Welt passen, sondern
nur
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iſt das Regiment getheilt, und laut Ehe- vertrag ein Tauſch der wechſelſeitigen Ge- rechtſame getroffen. Weil bey ſolchen Ehen die Eiferſucht nicht praͤſidirt, ſind ſie dem Anſchein nach die gluͤcklichſten, und man pflegt zu ſagen, ſo ein Paar lebe zuſammen wie zwey Engel. Wo endlich eitel veral- tete Domeſtikengeſichter ſans conſequence zum Vorſchein kommen, da iſt das Regi- ment wieder getheilt; aber auf andre Ma- nier, ein Schwerdt haͤlt’s andre in der Scheide: der Hausvater waͤhlt den Diener, die Frau die Magd. — Wer inzwiſchen von dieſen Cautelen Gebrauch machen will, ſoll wiſſen, daß man ſie nicht brauchen kann, wie einen Haberſack, der fuͤr alles paßt was man hineinſchuͤttet, ihn zu fuͤllen, ſondern wie ein Futteral, das nur fuͤr Dinge paßt, wozu es gemacht iſt. Will das ſo viel ſagen, daß dieſe Cautelen nicht fuͤr jede Eh’ in der Welt paſſen, ſondern
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iſt das Regiment getheilt, und laut Ehe-
vertrag ein Tauſch der wechſelſeitigen Ge-
rechtſame getroffen. Weil bey ſolchen Ehen
die Eiferſucht nicht praͤſidirt, ſind ſie dem
Anſchein nach die gluͤcklichſten, und man
pflegt zu ſagen, ſo ein Paar lebe zuſammen
wie zwey Engel. Wo endlich eitel veral-
tete Domeſtikengeſichter ſans conſequence
zum Vorſchein kommen, da iſt das Regi-
ment wieder getheilt; aber auf andre Ma-
nier, ein Schwerdt haͤlt’s andre in der
Scheide: der Hausvater waͤhlt den Diener,
die Frau die Magd. — Wer inzwiſchen
von dieſen Cautelen Gebrauch machen will,
ſoll wiſſen, daß man ſie nicht brauchen
kann, wie einen Haberſack, der fuͤr alles
paßt was man hineinſchuͤttet, ihn zu fuͤllen,
ſondern wie ein Futteral, das nur fuͤr
Dinge paßt, wozu es gemacht iſt. Will
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fuͤr jede Eh’ in der Welt paſſen, ſondern
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/197>, abgerufen am 16.02.2025.
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