Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.Hoffuung, getäuschte Wünsche, verlohrnen stiger
Hoffuung, getaͤuſchte Wuͤnſche, verlohrnen ſtiger
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="18"/> Hoffuung, getaͤuſchte Wuͤnſche, verlohrnen<lb/> Genuß, oder ſonſt einen widrigen Zufall<lb/> uͤberdenkt, oder von mehrern zugleich die<lb/> aus Herz gehen ohn’ es jedoch zu erbittern,<lb/> das Latus zieht und uͤberrechnet; es ſey die<lb/> Urne eines lieben Maͤdchens, oder ihr Leicht-<lb/> ſinn; ein buhleriſch Eheweib; ein ungluͤck-<lb/> licher Freund; ein Wildfang von einem<lb/> Sohn; eine mißrathene Tochter; ein mit<lb/> Mann und Maus geſunken Schiff; ein<lb/> aufgebrannter Speicher, verlohrne Herren-<lb/> gunſt, und was ſonſt noch in die Litaney<lb/> der Ungluͤcksfaͤlle gehoͤrt, davon die chriſt-<lb/> liche Kirche ſingt, davor behuͤt uns lieber<lb/> Herr Gott: ſo ſchmachtet die Seel’ in ſtil-<lb/> lem Gram truͤbſinniger Wolluſt hin, ſinkt<lb/> ganz in ein behagliches Gefuͤhl der Schwer-<lb/> muth herab, von dem ſie ſich ungern loß<lb/> windet. Feiſt wird einer nicht leicht dabey;<lb/> aber ’s iſt einem doch ſo wohl ums Herz,<lb/> und beſſer als dem, dem immer ein guͤn-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtiger</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0018]
Hoffuung, getaͤuſchte Wuͤnſche, verlohrnen
Genuß, oder ſonſt einen widrigen Zufall
uͤberdenkt, oder von mehrern zugleich die
aus Herz gehen ohn’ es jedoch zu erbittern,
das Latus zieht und uͤberrechnet; es ſey die
Urne eines lieben Maͤdchens, oder ihr Leicht-
ſinn; ein buhleriſch Eheweib; ein ungluͤck-
licher Freund; ein Wildfang von einem
Sohn; eine mißrathene Tochter; ein mit
Mann und Maus geſunken Schiff; ein
aufgebrannter Speicher, verlohrne Herren-
gunſt, und was ſonſt noch in die Litaney
der Ungluͤcksfaͤlle gehoͤrt, davon die chriſt-
liche Kirche ſingt, davor behuͤt uns lieber
Herr Gott: ſo ſchmachtet die Seel’ in ſtil-
lem Gram truͤbſinniger Wolluſt hin, ſinkt
ganz in ein behagliches Gefuͤhl der Schwer-
muth herab, von dem ſie ſich ungern loß
windet. Feiſt wird einer nicht leicht dabey;
aber ’s iſt einem doch ſo wohl ums Herz,
und beſſer als dem, dem immer ein guͤn-
ſtiger
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