Hafer war müchzend, und da er doch zu Jhrer Ehre, oder aus andern bewegenden Ursachen verfüttert wurde, erkrankte davon unser ganzer Reitstall. Einige Kapitalpfer- de sind hin! und einige andere sind ausran- giret worden. Da können Sie, wenn Sie wollen, einen Rathkauf thun. Das wär Ein Vortheil; der Andre, der gute Preiß der bey der Haferlieferung einmal gemacht worden ist, bleibt Jhnen dabey unverlohren.
Wenn ich arges dächte, so könnte ichs Jhnen für einen oekonomischen Kniff an- rechnen, daß Sie unsre Pferde krank gefüt- tert haben, um sie wohlfeil zu kaufen. Aber nein! lieber feurige Kohlen auf Jhr Haupt! Sie sollen allen Gewinn aus diesem Gewerbe ziehen, und der Fürst mag den Schaden tragen.
Jch habe zwey herrliche Reitklepper für Sie ausgesucht: einen Hirschhals und einen Sauhals. Der Erste ist ein Cimber, war, ehe ihn Jhr Hafer demüthigte, ein muntrer angenehmer Hengst, frohlistig ohne Kriech- sucht, recht so wie das Original zu der Vi- gnette in den Fragmenten, worauf mich Jhr Brief verwieß. Der Gaul ist noch ausser- dem dadurch merkwürdig, daß ihn der Dich-
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Hafer war muͤchzend, und da er doch zu Jhrer Ehre, oder aus andern bewegenden Urſachen verfuͤttert wurde, erkrankte davon unſer ganzer Reitſtall. Einige Kapitalpfer- de ſind hin! und einige andere ſind ausran- giret worden. Da koͤnnen Sie, wenn Sie wollen, einen Rathkauf thun. Das waͤr Ein Vortheil; der Andre, der gute Preiß der bey der Haferlieferung einmal gemacht worden iſt, bleibt Jhnen dabey unverlohren.
Wenn ich arges daͤchte, ſo koͤnnte ichs Jhnen fuͤr einen oekonomiſchen Kniff an- rechnen, daß Sie unſre Pferde krank gefuͤt- tert haben, um ſie wohlfeil zu kaufen. Aber nein! lieber feurige Kohlen auf Jhr Haupt! Sie ſollen allen Gewinn aus dieſem Gewerbe ziehen, und der Fuͤrſt mag den Schaden tragen.
Jch habe zwey herrliche Reitklepper fuͤr Sie ausgeſucht: einen Hirſchhals und einen Sauhals. Der Erſte iſt ein Cimber, war, ehe ihn Jhr Hafer demuͤthigte, ein muntrer angenehmer Hengſt, frohliſtig ohne Kriech- ſucht, recht ſo wie das Original zu der Vi- gnette in den Fragmenten, worauf mich Jhr Brief verwieß. Der Gaul iſt noch auſſer- dem dadurch merkwuͤrdig, daß ihn der Dich-
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Hafer war muͤchzend, und da er doch zu
Jhrer Ehre, oder aus andern bewegenden
Urſachen verfuͤttert wurde, erkrankte davon
unſer ganzer Reitſtall. Einige Kapitalpfer-
de ſind hin! und einige andere ſind ausran-
giret worden. Da koͤnnen Sie, wenn Sie
wollen, einen Rathkauf thun. Das waͤr
Ein Vortheil; der Andre, der gute Preiß
der bey der Haferlieferung einmal gemacht
worden iſt, bleibt Jhnen dabey unverlohren.
Wenn ich arges daͤchte, ſo koͤnnte ichs
Jhnen fuͤr einen oekonomiſchen Kniff an-
rechnen, daß Sie unſre Pferde krank gefuͤt-
tert haben, um ſie wohlfeil zu kaufen.
Aber nein! lieber feurige Kohlen auf Jhr
Haupt! Sie ſollen allen Gewinn aus dieſem
Gewerbe ziehen, und der Fuͤrſt mag den
Schaden tragen.
Jch habe zwey herrliche Reitklepper fuͤr
Sie ausgeſucht: einen Hirſchhals und einen
Sauhals. Der Erſte iſt ein Cimber, war,
ehe ihn Jhr Hafer demuͤthigte, ein muntrer
angenehmer Hengſt, frohliſtig ohne Kriech-
ſucht, recht ſo wie das Original zu der Vi-
gnette in den Fragmenten, worauf mich Jhr
Brief verwieß. Der Gaul iſt noch auſſer-
dem dadurch merkwuͤrdig, daß ihn der Dich-
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/65>, abgerufen am 08.07.2024.
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