Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Adjudantendienste thun: so bin ich doch gewiß, daß Sie eben sowohl als die Frau v. W. eine Oeconomie en Chef commandiren könnten. Eine gewisse Puissance, die Ihnen nicht unbekannt ist, bewirbt sich um Sie aus allen Kräften, und wenn Sie noch kein Generalcommando haben, so liegt es blos an Ihnen, daß Sie es nicht übernehmen wollen; doch wer weiß, was in diesem Jahre noch geschehen kann. Hält gern mit jedermann Verträglichkeit. Ist richtig, will aber doch auch cum grano salis verstanden seyn. Zu einer mündlichen Zänkerei sind sie wohl so leicht nicht zu bewegen: Sie haben lieber Unrecht, als daß Sie Sich in ein Wortgefechte einlassen sollten. Sie haben auch keine Gelegenheit dazu, wer wollte es wagen Ihnen zu widersprechen? Die Schönen sind im Stande, die zanksüchtigsten Philosophen zum Stillschweigen zu bringen. Ein schöner Mund überzeugt, wenn er spricht. Aber so verträglich Ihr Mund auch ist, so unverträglich sind Ihre Augen, sie drohen,

Adjudantendienste thun: so bin ich doch gewiß, daß Sie eben sowohl als die Frau v. W. eine Oeconomie en Chef commandiren könnten. Eine gewisse Puissance, die Ihnen nicht unbekannt ist, bewirbt sich um Sie aus allen Kräften, und wenn Sie noch kein Generalcommando haben, so liegt es blos an Ihnen, daß Sie es nicht übernehmen wollen; doch wer weiß, was in diesem Jahre noch geschehen kann. Hält gern mit jedermann Verträglichkeit. Ist richtig, will aber doch auch cum grano salis verstanden seyn. Zu einer mündlichen Zänkerei sind sie wohl so leicht nicht zu bewegen: Sie haben lieber Unrecht, als daß Sie Sich in ein Wortgefechte einlassen sollten. Sie haben auch keine Gelegenheit dazu, wer wollte es wagen Ihnen zu widersprechen? Die Schönen sind im Stande, die zanksüchtigsten Philosophen zum Stillschweigen zu bringen. Ein schöner Mund überzeugt, wenn er spricht. Aber so verträglich Ihr Mund auch ist, so unverträglich sind Ihre Augen, sie drohen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="65"/>
Adjudantendienste thun: so bin ich doch gewiß, daß Sie eben sowohl als die Frau v. W. eine Oeconomie <hi rendition="#aq">en Chef</hi> commandiren könnten. Eine gewisse <hi rendition="#aq">Puissance</hi>, die Ihnen nicht unbekannt ist, bewirbt sich um Sie aus allen Kräften, und wenn Sie noch kein Generalcommando haben, so liegt es blos an Ihnen, daß Sie es nicht übernehmen wollen; doch wer weiß, was in diesem Jahre noch geschehen kann. Hält gern mit jedermann Verträglichkeit. Ist richtig, will aber doch auch <hi rendition="#aq">cum grano salis</hi> verstanden seyn. Zu einer mündlichen Zänkerei sind sie wohl so leicht nicht zu bewegen: Sie haben lieber Unrecht, als daß Sie Sich in ein Wortgefechte einlassen sollten. Sie haben auch keine Gelegenheit dazu, wer wollte es wagen Ihnen zu widersprechen? Die Schönen sind im Stande, die zanksüchtigsten Philosophen zum Stillschweigen zu bringen. Ein schöner Mund überzeugt, wenn er spricht. Aber so verträglich Ihr Mund auch ist, so unverträglich sind Ihre Augen, sie drohen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0067] Adjudantendienste thun: so bin ich doch gewiß, daß Sie eben sowohl als die Frau v. W. eine Oeconomie en Chef commandiren könnten. Eine gewisse Puissance, die Ihnen nicht unbekannt ist, bewirbt sich um Sie aus allen Kräften, und wenn Sie noch kein Generalcommando haben, so liegt es blos an Ihnen, daß Sie es nicht übernehmen wollen; doch wer weiß, was in diesem Jahre noch geschehen kann. Hält gern mit jedermann Verträglichkeit. Ist richtig, will aber doch auch cum grano salis verstanden seyn. Zu einer mündlichen Zänkerei sind sie wohl so leicht nicht zu bewegen: Sie haben lieber Unrecht, als daß Sie Sich in ein Wortgefechte einlassen sollten. Sie haben auch keine Gelegenheit dazu, wer wollte es wagen Ihnen zu widersprechen? Die Schönen sind im Stande, die zanksüchtigsten Philosophen zum Stillschweigen zu bringen. Ein schöner Mund überzeugt, wenn er spricht. Aber so verträglich Ihr Mund auch ist, so unverträglich sind Ihre Augen, sie drohen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/67
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/67>, abgerufen am 22.05.2024.