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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762.

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würde alsdenn nicht länger als eine Stunde dauren, da ihn jetzt die Rechtsgelehrten viele Jahre gangbar zu erhalten wissen. Weil diesen Leuten die Wahrheit so verhaßt ist, so darf man sich nicht wundern, wenn sie solche meiden und sich wohl hüten ein wahres Wort aus ihrem Munde gehen zu lassen, das nicht mit Unwahrheit wohl durchwürzt ist. Durch die lange Uebung werden sie wahrhafte Sceptici, die da zweifeln, ob etwas wahres in der Welt anzutreffen ist. Man kann ihren Worten folglich nicht trauen, sie sind wie der Alte in der Fabel, der in seine Hand blies, um sie zu erwärmen, und eben das that, um seine Suppe kalt zu machen, sie vertheidigen mit eben dem Munde heute eine Sache, die sie morgen aus allen Kräften bestreiten, was morgen Recht ist, muß heute Unrecht seyn, und was heute gleich ist, das ist morgen krumm. Das Frauenzimmer hat von diesen Leuten alles zu befürchten, weil sie eine Gabe haben, durch ihre Beredsamkeit die Wahrheit zu unterdrücken und die Unwahrheit auf ihren

würde alsdenn nicht länger als eine Stunde dauren, da ihn jetzt die Rechtsgelehrten viele Jahre gangbar zu erhalten wissen. Weil diesen Leuten die Wahrheit so verhaßt ist, so darf man sich nicht wundern, wenn sie solche meiden und sich wohl hüten ein wahres Wort aus ihrem Munde gehen zu lassen, das nicht mit Unwahrheit wohl durchwürzt ist. Durch die lange Uebung werden sie wahrhafte Sceptici, die da zweifeln, ob etwas wahres in der Welt anzutreffen ist. Man kann ihren Worten folglich nicht trauen, sie sind wie der Alte in der Fabel, der in seine Hand blies, um sie zu erwärmen, und eben das that, um seine Suppe kalt zu machen, sie vertheidigen mit eben dem Munde heute eine Sache, die sie morgen aus allen Kräften bestreiten, was morgen Recht ist, muß heute Unrecht seyn, und was heute gleich ist, das ist morgen krumm. Das Frauenzimmer hat von diesen Leuten alles zu befürchten, weil sie eine Gabe haben, durch ihre Beredsamkeit die Wahrheit zu unterdrücken und die Unwahrheit auf ihren

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[271/0273] würde alsdenn nicht länger als eine Stunde dauren, da ihn jetzt die Rechtsgelehrten viele Jahre gangbar zu erhalten wissen. Weil diesen Leuten die Wahrheit so verhaßt ist, so darf man sich nicht wundern, wenn sie solche meiden und sich wohl hüten ein wahres Wort aus ihrem Munde gehen zu lassen, das nicht mit Unwahrheit wohl durchwürzt ist. Durch die lange Uebung werden sie wahrhafte Sceptici, die da zweifeln, ob etwas wahres in der Welt anzutreffen ist. Man kann ihren Worten folglich nicht trauen, sie sind wie der Alte in der Fabel, der in seine Hand blies, um sie zu erwärmen, und eben das that, um seine Suppe kalt zu machen, sie vertheidigen mit eben dem Munde heute eine Sache, die sie morgen aus allen Kräften bestreiten, was morgen Recht ist, muß heute Unrecht seyn, und was heute gleich ist, das ist morgen krumm. Das Frauenzimmer hat von diesen Leuten alles zu befürchten, weil sie eine Gabe haben, durch ihre Beredsamkeit die Wahrheit zu unterdrücken und die Unwahrheit auf ihren

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/273>, abgerufen am 22.11.2024.