Uebrigens siehet man daraus, daß Kargfeld schon ehemals gelehrte Schulmeister gehabt; denn einer, der ungefehr vor hundert und mehr Jahren mag gelebt haben, hat alles, was sich in dem Dorfe merkwürdiges begeben, nicht nur fleißig eingetragen, sondern auch gelehrte Anmerkungen, Randglößlein und Verse hinzugesetzt, wie aus folgenden Beispiel zu ersehen. Den 20. Nov. das Jahr ist nicht hinzugefügt, wurde der grobe Flegel, Steffen der Schmidt, mit einer Leichenpredigt beerdiget. Hierbei sind folgende Verse am Rande zu lesen:
Hier liegt der Schmidt zu meiner Freud, In dieser kleinen Grube. Macht mir so manches Herzeleid, Der arge böse Bube. Thät einst mit einem eisern Stab Viel Streiche auf mich führen. Nun da er lieget in den Grab Kann er kein Glied mehr rühren.
Uebrigens siehet man daraus, daß Kargfeld schon ehemals gelehrte Schulmeister gehabt; denn einer, der ungefehr vor hundert und mehr Jahren mag gelebt haben, hat alles, was sich in dem Dorfe merkwürdiges begeben, nicht nur fleißig eingetragen, sondern auch gelehrte Anmerkungen, Randglößlein und Verse hinzugesetzt, wie aus folgenden Beispiel zu ersehen. Den 20. Nov. das Jahr ist nicht hinzugefügt, wurde der grobe Flegel, Steffen der Schmidt, mit einer Leichenpredigt beerdiget. Hierbei sind folgende Verse am Rande zu lesen:
Hier liegt der Schmidt zu meiner Freud, In dieser kleinen Grube. Macht mir so manches Herzeleid, Der arge böse Bube. Thät einst mit einem eisern Stab Viel Streiche auf mich führen. Nun da er lieget in den Grab Kann er kein Glied mehr rühren.
<TEI><text><body><divn="2"><p><pbfacs="#f0235"n="233"/>
Uebrigens siehet man daraus, daß Kargfeld schon ehemals gelehrte Schulmeister gehabt; denn einer, der ungefehr vor hundert und mehr Jahren mag gelebt haben, hat alles, was sich in dem Dorfe merkwürdiges begeben, nicht nur fleißig eingetragen, sondern auch gelehrte Anmerkungen, Randglößlein und Verse hinzugesetzt, wie aus folgenden Beispiel zu ersehen. Den 20. Nov. das Jahr ist nicht hinzugefügt, wurde der grobe Flegel, Steffen der Schmidt, mit einer Leichenpredigt beerdiget. Hierbei sind folgende Verse am Rande zu lesen:</p><lgtype="poem"><l>Hier liegt der Schmidt zu meiner Freud,</l><lb/><l>In dieser kleinen Grube.</l><lb/><l>Macht mir so manches Herzeleid,</l><lb/><l>Der arge böse Bube.</l><lb/><l>Thät einst mit einem eisern Stab</l><lb/><l>Viel Streiche auf mich führen.</l><lb/><l>Nun da er lieget in den Grab</l><lb/><l>Kann er kein Glied mehr rühren.</l><lb/></lg></div></body></text></TEI>
[233/0235]
Uebrigens siehet man daraus, daß Kargfeld schon ehemals gelehrte Schulmeister gehabt; denn einer, der ungefehr vor hundert und mehr Jahren mag gelebt haben, hat alles, was sich in dem Dorfe merkwürdiges begeben, nicht nur fleißig eingetragen, sondern auch gelehrte Anmerkungen, Randglößlein und Verse hinzugesetzt, wie aus folgenden Beispiel zu ersehen. Den 20. Nov. das Jahr ist nicht hinzugefügt, wurde der grobe Flegel, Steffen der Schmidt, mit einer Leichenpredigt beerdiget. Hierbei sind folgende Verse am Rande zu lesen:
Hier liegt der Schmidt zu meiner Freud,
In dieser kleinen Grube.
Macht mir so manches Herzeleid,
Der arge böse Bube.
Thät einst mit einem eisern Stab
Viel Streiche auf mich führen.
Nun da er lieget in den Grab
Kann er kein Glied mehr rühren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/235>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.