hatte, brachten diesen Helden auf eine grausame Art um; aber was war ihre Absicht? Die Freiheit des Vaterlandes zu retten, und Rom von der Knechtschaft zu befreien, folglich hatten sie das gemeine Beste zum Augenmerk. Bin ich gleich nicht ein Held, daß ich, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, mit dem Cäsar könnte in Vergleichung gesetzet werden, so war es auch kein Gelehrter, der mit akademischen Ehren pranget, wie ich, und vielleicht bin ich, welches ich doch nicht sage, um eitlen Ruhm zu suchen, ein nützlicheres Mitglied des Staates, als dieser große Römer, wenigstens habe ich in der Welt nicht so vielen Schaden angerichtet, und nicht so viele tausend Menschen meiner Sehnsucht zum Opfer gebracht. Hat er mich gleich nicht auf eine so grobe Art todtgeschlagen, wie Brutus und Caßius den Cäsar; so hat er mich doch auf eine subtile Art todtgeschlagen: denn er hat mir meine Ehre geraubt, weil er meinen Namen gemißbraucht, solchen einer Lästerschrift vorzusetzen, und mich
hatte, brachten diesen Helden auf eine grausame Art um; aber was war ihre Absicht? Die Freiheit des Vaterlandes zu retten, und Rom von der Knechtschaft zu befreien, folglich hatten sie das gemeine Beste zum Augenmerk. Bin ich gleich nicht ein Held, daß ich, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, mit dem Cäsar könnte in Vergleichung gesetzet werden, so war es auch kein Gelehrter, der mit akademischen Ehren pranget, wie ich, und vielleicht bin ich, welches ich doch nicht sage, um eitlen Ruhm zu suchen, ein nützlicheres Mitglied des Staates, als dieser große Römer, wenigstens habe ich in der Welt nicht so vielen Schaden angerichtet, und nicht so viele tausend Menschen meiner Sehnsucht zum Opfer gebracht. Hat er mich gleich nicht auf eine so grobe Art todtgeschlagen, wie Brutus und Caßius den Cäsar; so hat er mich doch auf eine subtile Art todtgeschlagen: denn er hat mir meine Ehre geraubt, weil er meinen Namen gemißbraucht, solchen einer Lästerschrift vorzusetzen, und mich
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0021"n="19"/>
hatte, brachten diesen Helden auf eine grausame Art um; aber was war ihre Absicht? Die Freiheit des Vaterlandes zu retten, und Rom von der Knechtschaft zu befreien, folglich hatten sie das gemeine Beste zum Augenmerk. Bin ich gleich nicht ein Held, daß ich, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, mit dem Cäsar könnte in Vergleichung gesetzet werden, so war es auch kein Gelehrter, der mit akademischen Ehren pranget, wie ich, und vielleicht bin ich, welches ich doch nicht sage, um eitlen Ruhm zu suchen, ein nützlicheres Mitglied des Staates, als dieser große Römer, wenigstens habe ich in der Welt nicht so vielen Schaden angerichtet, und nicht so viele tausend Menschen meiner Sehnsucht zum Opfer gebracht. Hat er mich gleich nicht auf eine so grobe Art todtgeschlagen, wie Brutus und Caßius den Cäsar; so hat er mich doch auf eine subtile Art todtgeschlagen: denn er hat mir meine Ehre geraubt, weil er meinen Namen gemißbraucht, solchen einer Lästerschrift vorzusetzen, und mich
</p></div></body></text></TEI>
[19/0021]
hatte, brachten diesen Helden auf eine grausame Art um; aber was war ihre Absicht? Die Freiheit des Vaterlandes zu retten, und Rom von der Knechtschaft zu befreien, folglich hatten sie das gemeine Beste zum Augenmerk. Bin ich gleich nicht ein Held, daß ich, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, mit dem Cäsar könnte in Vergleichung gesetzet werden, so war es auch kein Gelehrter, der mit akademischen Ehren pranget, wie ich, und vielleicht bin ich, welches ich doch nicht sage, um eitlen Ruhm zu suchen, ein nützlicheres Mitglied des Staates, als dieser große Römer, wenigstens habe ich in der Welt nicht so vielen Schaden angerichtet, und nicht so viele tausend Menschen meiner Sehnsucht zum Opfer gebracht. Hat er mich gleich nicht auf eine so grobe Art todtgeschlagen, wie Brutus und Caßius den Cäsar; so hat er mich doch auf eine subtile Art todtgeschlagen: denn er hat mir meine Ehre geraubt, weil er meinen Namen gemißbraucht, solchen einer Lästerschrift vorzusetzen, und mich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/21>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.