Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

werden dir seinen Charakter ziemlich genau kennen lernen. Ich würde einen Theil derselben bereits meinem letzten Schreiben haben anschließen können, wenn nicht die Eilfertigkeit, in der ich mich damals befand, mich genöthiget hätte, dieses bis zu einer andern Gelegenheit zu versparen. Du wirst daraus sehen, daß der Major nie geneigt gewesen ist, Ernst aus dem Zwist mit unsern Oncle zu machen, und daß er nur, um die Frau v. W. nicht gegen sich aufzubringen und ihre Freundschaft zu verlieren, ihm ein doppeltes Cartell zugeschicket hat. Er ließ sich es gerne gefallen, daß diese Streitigkeit auf eine scherzhafte Art ohne Duell beigeleget würde. Der Baron richtete ihn vollkommen zu seinem Auftritte ab, und der Ausgang hat gewiesen, daß er seine Person gut gespielet hat. Unser Schwager ließ alles auf den folgenden Tag zu einem Schmause veranstalten. Der Major versprach, den Herrn von W. mitzubringen. Der Herr v. H. sollte auch eingeladen werden. Es wurde verabredet, daß sich der Major und die übrige Gesellschaft

werden dir seinen Charakter ziemlich genau kennen lernen. Ich würde einen Theil derselben bereits meinem letzten Schreiben haben anschließen können, wenn nicht die Eilfertigkeit, in der ich mich damals befand, mich genöthiget hätte, dieses bis zu einer andern Gelegenheit zu versparen. Du wirst daraus sehen, daß der Major nie geneigt gewesen ist, Ernst aus dem Zwist mit unsern Oncle zu machen, und daß er nur, um die Frau v. W. nicht gegen sich aufzubringen und ihre Freundschaft zu verlieren, ihm ein doppeltes Cartell zugeschicket hat. Er ließ sich es gerne gefallen, daß diese Streitigkeit auf eine scherzhafte Art ohne Duell beigeleget würde. Der Baron richtete ihn vollkommen zu seinem Auftritte ab, und der Ausgang hat gewiesen, daß er seine Person gut gespielet hat. Unser Schwager ließ alles auf den folgenden Tag zu einem Schmause veranstalten. Der Major versprach, den Herrn von W. mitzubringen. Der Herr v. H. sollte auch eingeladen werden. Es wurde verabredet, daß sich der Major und die übrige Gesellschaft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="86"/>
werden dir seinen Charakter ziemlich genau kennen lernen. Ich würde einen Theil derselben bereits meinem letzten Schreiben haben anschließen können, wenn nicht die Eilfertigkeit, in der ich mich damals befand, mich genöthiget hätte, dieses bis zu einer andern Gelegenheit zu versparen. Du wirst daraus sehen, daß der Major nie geneigt gewesen ist, Ernst aus dem Zwist mit unsern Oncle zu machen, und daß er nur, um die Frau v. W. nicht gegen sich aufzubringen und ihre Freundschaft zu verlieren, ihm ein doppeltes Cartell zugeschicket hat. Er ließ sich es gerne gefallen, daß diese Streitigkeit auf eine scherzhafte Art ohne Duell beigeleget würde. Der Baron richtete ihn vollkommen zu seinem Auftritte ab, und der Ausgang hat gewiesen, daß er seine Person gut gespielet hat. Unser Schwager ließ alles auf den folgenden Tag zu einem Schmause veranstalten. Der Major versprach, den Herrn von W. mitzubringen. Der Herr v. H. sollte auch eingeladen werden. Es wurde verabredet, daß sich der Major und die übrige Gesellschaft
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0088] werden dir seinen Charakter ziemlich genau kennen lernen. Ich würde einen Theil derselben bereits meinem letzten Schreiben haben anschließen können, wenn nicht die Eilfertigkeit, in der ich mich damals befand, mich genöthiget hätte, dieses bis zu einer andern Gelegenheit zu versparen. Du wirst daraus sehen, daß der Major nie geneigt gewesen ist, Ernst aus dem Zwist mit unsern Oncle zu machen, und daß er nur, um die Frau v. W. nicht gegen sich aufzubringen und ihre Freundschaft zu verlieren, ihm ein doppeltes Cartell zugeschicket hat. Er ließ sich es gerne gefallen, daß diese Streitigkeit auf eine scherzhafte Art ohne Duell beigeleget würde. Der Baron richtete ihn vollkommen zu seinem Auftritte ab, und der Ausgang hat gewiesen, daß er seine Person gut gespielet hat. Unser Schwager ließ alles auf den folgenden Tag zu einem Schmause veranstalten. Der Major versprach, den Herrn von W. mitzubringen. Der Herr v. H. sollte auch eingeladen werden. Es wurde verabredet, daß sich der Major und die übrige Gesellschaft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/88
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/88>, abgerufen am 24.11.2024.