Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.Briefgens sogleich reisefertig. Es war so veranstaltet worden, daß er auf diesem kleinen Wege bereits einige Anfechtungen haben sollte. Einige Reuter mußten ihn überfallen und für einen französischen Feldprediger ansehen. Er hat durchaus ein Kriegsgefangener werden sollen. Man hat ihm gesagt, er müßte mit nach Wilmershaußen in das Staabsquartier folgen. Endlich erhält er auf vieles Bitten so viel, daß er einer abgelößten Feldpost ein Wahrzeichen mit an uns nach Schönthal geben darf, damit wir seine Befreiung desto schleuniger auswirken möchten. In der Angst wählte er hierzu seine Sammtmütze, und er hätte nichts kenntlichers wählen können. Der Cüraßier hatte sie auf seinen blanken Pallasch gesteckt, da er in Schönthal einritte, und wenn Lampert nicht bald darauf selbst nachkommen wäre, so ahndete mir schon, daß das Gerüchte in der Gemeinde entstehen würde, er wäre niedergemacht worden. Doch der Rittmeister befahl, daß man ihn ungehindert sollte paßiren lassen, und schalt den Reuter, daß er die Briefgens sogleich reisefertig. Es war so veranstaltet worden, daß er auf diesem kleinen Wege bereits einige Anfechtungen haben sollte. Einige Reuter mußten ihn überfallen und für einen französischen Feldprediger ansehen. Er hat durchaus ein Kriegsgefangener werden sollen. Man hat ihm gesagt, er müßte mit nach Wilmershaußen in das Staabsquartier folgen. Endlich erhält er auf vieles Bitten so viel, daß er einer abgelößten Feldpost ein Wahrzeichen mit an uns nach Schönthal geben darf, damit wir seine Befreiung desto schleuniger auswirken möchten. In der Angst wählte er hierzu seine Sammtmütze, und er hätte nichts kenntlichers wählen können. Der Cüraßier hatte sie auf seinen blanken Pallasch gesteckt, da er in Schönthal einritte, und wenn Lampert nicht bald darauf selbst nachkommen wäre, so ahndete mir schon, daß das Gerüchte in der Gemeinde entstehen würde, er wäre niedergemacht worden. Doch der Rittmeister befahl, daß man ihn ungehindert sollte paßiren lassen, und schalt den Reuter, daß er die <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0311" n="309"/> Briefgens sogleich reisefertig. Es war so veranstaltet worden, daß er auf diesem kleinen Wege bereits einige Anfechtungen haben sollte. Einige Reuter mußten ihn überfallen und für einen französischen Feldprediger ansehen. Er hat durchaus ein Kriegsgefangener werden sollen. Man hat ihm gesagt, er müßte mit nach Wilmershaußen in das Staabsquartier folgen. Endlich erhält er auf vieles Bitten so viel, daß er einer abgelößten Feldpost ein Wahrzeichen mit an uns nach Schönthal geben darf, damit wir seine Befreiung desto schleuniger auswirken möchten. In der Angst wählte er hierzu seine Sammtmütze, und er hätte nichts kenntlichers wählen können. Der Cüraßier hatte sie auf seinen blanken Pallasch gesteckt, da er in Schönthal einritte, und wenn Lampert nicht bald darauf selbst nachkommen wäre, so ahndete mir schon, daß das Gerüchte in der Gemeinde entstehen würde, er wäre niedergemacht worden. Doch der Rittmeister befahl, daß man ihn ungehindert sollte paßiren lassen, und schalt den Reuter, daß er die </p> </div> </body> </text> </TEI> [309/0311]
Briefgens sogleich reisefertig. Es war so veranstaltet worden, daß er auf diesem kleinen Wege bereits einige Anfechtungen haben sollte. Einige Reuter mußten ihn überfallen und für einen französischen Feldprediger ansehen. Er hat durchaus ein Kriegsgefangener werden sollen. Man hat ihm gesagt, er müßte mit nach Wilmershaußen in das Staabsquartier folgen. Endlich erhält er auf vieles Bitten so viel, daß er einer abgelößten Feldpost ein Wahrzeichen mit an uns nach Schönthal geben darf, damit wir seine Befreiung desto schleuniger auswirken möchten. In der Angst wählte er hierzu seine Sammtmütze, und er hätte nichts kenntlichers wählen können. Der Cüraßier hatte sie auf seinen blanken Pallasch gesteckt, da er in Schönthal einritte, und wenn Lampert nicht bald darauf selbst nachkommen wäre, so ahndete mir schon, daß das Gerüchte in der Gemeinde entstehen würde, er wäre niedergemacht worden. Doch der Rittmeister befahl, daß man ihn ungehindert sollte paßiren lassen, und schalt den Reuter, daß er die
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