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Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

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gewesen, der uns für einen untreuen Liebhaber hat bewahren wollen, und der ihm die Augen zuhielt oder verblendete, daß er einen so wichtigen Irrthum bei Ausfertigung seiner Briefe hat begehen können. Ich wollte aber, daß mein Sylphe mir einen wichtigern Dienst leistete, diesen verdenke ich ihm eben nicht sonderlich; ich wäre schon selbst so klug gewesen, diesem Fallstrick zu entgehen. Nun habe ich schon tausend Erfindungen im Kopfe, um uns wegen dieser unartigen Aufführung zu rächen. Es mag ein Fehler seyn oder nicht, so gestehe ich Ihnen daß ich nicht Großmuth genug besitze, eine solche Beleidigung mit einer weisen Kaltsinnigkeit zu ertragen, ich hoffe, Sie sind auch meiner Meinung. Lassen Sie uns aber, mein Kind, zuvor ein wenig wieder zu uns selbst kommen, jetzo sind unsre Leidenschaften zu sehr rege gemacht, als daß wir einen festen Enschluß fassen könnten. An keinem Briefe habe ich länger geschrieben als an diesem, alle Augenblicke werfe ich die Feder hin, Bald denke ich an die kühne Beleidigung des Majors und ärgere mich darüber,

gewesen, der uns für einen untreuen Liebhaber hat bewahren wollen, und der ihm die Augen zuhielt oder verblendete, daß er einen so wichtigen Irrthum bei Ausfertigung seiner Briefe hat begehen können. Ich wollte aber, daß mein Sylphe mir einen wichtigern Dienst leistete, diesen verdenke ich ihm eben nicht sonderlich; ich wäre schon selbst so klug gewesen, diesem Fallstrick zu entgehen. Nun habe ich schon tausend Erfindungen im Kopfe, um uns wegen dieser unartigen Aufführung zu rächen. Es mag ein Fehler seyn oder nicht, so gestehe ich Ihnen daß ich nicht Großmuth genug besitze, eine solche Beleidigung mit einer weisen Kaltsinnigkeit zu ertragen, ich hoffe, Sie sind auch meiner Meinung. Lassen Sie uns aber, mein Kind, zuvor ein wenig wieder zu uns selbst kommen, jetzo sind unsre Leidenschaften zu sehr rege gemacht, als daß wir einen festen Enschluß fassen könnten. An keinem Briefe habe ich länger geschrieben als an diesem, alle Augenblicke werfe ich die Feder hin, Bald denke ich an die kühne Beleidigung des Majors und ärgere mich darüber,

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[265/0267] gewesen, der uns für einen untreuen Liebhaber hat bewahren wollen, und der ihm die Augen zuhielt oder verblendete, daß er einen so wichtigen Irrthum bei Ausfertigung seiner Briefe hat begehen können. Ich wollte aber, daß mein Sylphe mir einen wichtigern Dienst leistete, diesen verdenke ich ihm eben nicht sonderlich; ich wäre schon selbst so klug gewesen, diesem Fallstrick zu entgehen. Nun habe ich schon tausend Erfindungen im Kopfe, um uns wegen dieser unartigen Aufführung zu rächen. Es mag ein Fehler seyn oder nicht, so gestehe ich Ihnen daß ich nicht Großmuth genug besitze, eine solche Beleidigung mit einer weisen Kaltsinnigkeit zu ertragen, ich hoffe, Sie sind auch meiner Meinung. Lassen Sie uns aber, mein Kind, zuvor ein wenig wieder zu uns selbst kommen, jetzo sind unsre Leidenschaften zu sehr rege gemacht, als daß wir einen festen Enschluß fassen könnten. An keinem Briefe habe ich länger geschrieben als an diesem, alle Augenblicke werfe ich die Feder hin, Bald denke ich an die kühne Beleidigung des Majors und ärgere mich darüber,

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/267>, abgerufen am 25.11.2024.