Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

giebt ihm seinen nothdürftigen Unterhalt, folglich hat er auch daselbst im Schlosse einen Zutritt. Ich kann mich dahero zu Niemand füglicher wenden als an ihn, um innliegende Briefe sicher an Ort und Stelle zu bringen. Ich hoffe, daß er französisch lesen kann, wo nicht, so gebe er nur den größten Brief an das Fräulein v. W. in Wilmershausen, und den kleinem an das Fräulein v. S. in Schönthal ab. Er wird wohl thun, wenn er sie selbsten bestellt, es ist mir an der richtigen Besorgung dieser Briefe sehr vieles gelegen. Wenn er diese Commißion wohl ausrichtet, kann er auf ein gutes Trankgeld Rechnung machen. Er hat nicht das geringste bei Bestellung der Briefe zu befürchten, vielmehr wird er beiden Fräuleins willkommen seyn, und vielleicht von ihnen eine Vergeltung seiner Mühe erhalten. Ich glaube, daß es nicht undienlich seyn wird, in ein und andern Stücken ihm einigen Unterricht zu ertheilen, damit dieser Auftrag der Absicht desto gemäßer vollbracht werde. Nehm er folgende fünf Regeln deswegen wohl in Acht:

giebt ihm seinen nothdürftigen Unterhalt, folglich hat er auch daselbst im Schlosse einen Zutritt. Ich kann mich dahero zu Niemand füglicher wenden als an ihn, um innliegende Briefe sicher an Ort und Stelle zu bringen. Ich hoffe, daß er französisch lesen kann, wo nicht, so gebe er nur den größten Brief an das Fräulein v. W. in Wilmershausen, und den kleinem an das Fräulein v. S. in Schönthal ab. Er wird wohl thun, wenn er sie selbsten bestellt, es ist mir an der richtigen Besorgung dieser Briefe sehr vieles gelegen. Wenn er diese Commißion wohl ausrichtet, kann er auf ein gutes Trankgeld Rechnung machen. Er hat nicht das geringste bei Bestellung der Briefe zu befürchten, vielmehr wird er beiden Fräuleins willkommen seyn, und vielleicht von ihnen eine Vergeltung seiner Mühe erhalten. Ich glaube, daß es nicht undienlich seyn wird, in ein und andern Stücken ihm einigen Unterricht zu ertheilen, damit dieser Auftrag der Absicht desto gemäßer vollbracht werde. Nehm er folgende fünf Regeln deswegen wohl in Acht:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0250" n="248"/>
giebt ihm seinen nothdürftigen Unterhalt, folglich hat er auch daselbst im Schlosse einen Zutritt. Ich kann mich dahero zu Niemand füglicher wenden als an ihn, um innliegende Briefe sicher an Ort und Stelle zu bringen. Ich hoffe, daß er französisch lesen kann, wo nicht, so gebe er nur den größten Brief an das Fräulein v. W. in Wilmershausen, und den kleinem an das Fräulein v. S. in Schönthal ab. Er wird wohl thun, wenn er sie selbsten bestellt, es ist mir an der richtigen Besorgung dieser Briefe sehr vieles gelegen. Wenn er diese Commißion wohl ausrichtet, kann er auf ein gutes Trankgeld Rechnung machen. Er hat nicht das geringste bei Bestellung der Briefe zu befürchten, vielmehr wird er beiden Fräuleins willkommen seyn, und vielleicht von ihnen eine Vergeltung seiner Mühe erhalten. Ich glaube, daß es nicht undienlich seyn wird, in ein und andern Stücken ihm einigen Unterricht zu ertheilen, damit dieser Auftrag der Absicht desto gemäßer vollbracht werde. Nehm er folgende fünf Regeln deswegen wohl in Acht:</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0250] giebt ihm seinen nothdürftigen Unterhalt, folglich hat er auch daselbst im Schlosse einen Zutritt. Ich kann mich dahero zu Niemand füglicher wenden als an ihn, um innliegende Briefe sicher an Ort und Stelle zu bringen. Ich hoffe, daß er französisch lesen kann, wo nicht, so gebe er nur den größten Brief an das Fräulein v. W. in Wilmershausen, und den kleinem an das Fräulein v. S. in Schönthal ab. Er wird wohl thun, wenn er sie selbsten bestellt, es ist mir an der richtigen Besorgung dieser Briefe sehr vieles gelegen. Wenn er diese Commißion wohl ausrichtet, kann er auf ein gutes Trankgeld Rechnung machen. Er hat nicht das geringste bei Bestellung der Briefe zu befürchten, vielmehr wird er beiden Fräuleins willkommen seyn, und vielleicht von ihnen eine Vergeltung seiner Mühe erhalten. Ich glaube, daß es nicht undienlich seyn wird, in ein und andern Stücken ihm einigen Unterricht zu ertheilen, damit dieser Auftrag der Absicht desto gemäßer vollbracht werde. Nehm er folgende fünf Regeln deswegen wohl in Acht:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/250
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/250>, abgerufen am 22.11.2024.