Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

und ich kam von Dürrenstein weg.

Schol. I. Mein Vater war ein wirklicher Polyhistor. Er riß Zähne aus und setzte Zähne ein; stach den Star; verschnitt den Bauern die Haare und mußte dem Schulzen seinen Bart scheeren. Er konnte aus der Tasche spielen, und tanzte meisterlich auf dem Seile.
Schol. II. Dieser mein Vater nun sollte dem Schulmeister einen Zahn ausziehen; er kam aber über den unrechten, welchen der ehrliche Mann noch brauchen wollte. Dieser albere Streich machte den Küster so wütend, daß er meinen Vater in die Haare fiel, und ihm also Gelegenheit gab, den Cantor tüchtig abzuprügeln. Sie giengen in dem Entschlusse auseinander, niemals wieder Freunde zu werden, und ich wurde sogleich aus der Dorfschule genommen und nach G. in das Gymnasium gebracht.

und ich kam von Dürrenstein weg.

Schol. I. Mein Vater war ein wirklicher Polyhistor. Er riß Zähne aus und setzte Zähne ein; stach den Star; verschnitt den Bauern die Haare und mußte dem Schulzen seinen Bart scheeren. Er konnte aus der Tasche spielen, und tanzte meisterlich auf dem Seile.
Schol. II. Dieser mein Vater nun sollte dem Schulmeister einen Zahn ausziehen; er kam aber über den unrechten, welchen der ehrliche Mann noch brauchen wollte. Dieser albere Streich machte den Küster so wütend, daß er meinen Vater in die Haare fiel, und ihm also Gelegenheit gab, den Cantor tüchtig abzuprügeln. Sie giengen in dem Entschlusse auseinander, niemals wieder Freunde zu werden, und ich wurde sogleich aus der Dorfschule genommen und nach G. in das Gymnasium gebracht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0017" n="15"/>
und ich kam von Dürrenstein weg.</p>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">Schol. I.</hi> Mein Vater war ein wirklicher Polyhistor. Er riß Zähne aus und setzte Zähne ein; stach den Star; verschnitt den Bauern die Haare und mußte dem Schulzen seinen Bart scheeren. Er konnte aus der Tasche spielen, und tanzte meisterlich auf dem Seile.</item>
                <item><hi rendition="#aq">Schol. II.</hi> Dieser mein Vater nun sollte dem Schulmeister einen Zahn ausziehen; er kam aber über den unrechten, welchen der ehrliche Mann noch brauchen wollte. Dieser albere Streich machte den Küster so wütend, daß er meinen Vater in die Haare fiel, und ihm also Gelegenheit gab, den Cantor tüchtig abzuprügeln. Sie giengen in dem Entschlusse auseinander, niemals wieder Freunde zu werden, und ich wurde sogleich aus der Dorfschule genommen und nach G. in das Gymnasium gebracht.</item>
              </list>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0017] und ich kam von Dürrenstein weg. Schol. I. Mein Vater war ein wirklicher Polyhistor. Er riß Zähne aus und setzte Zähne ein; stach den Star; verschnitt den Bauern die Haare und mußte dem Schulzen seinen Bart scheeren. Er konnte aus der Tasche spielen, und tanzte meisterlich auf dem Seile. Schol. II. Dieser mein Vater nun sollte dem Schulmeister einen Zahn ausziehen; er kam aber über den unrechten, welchen der ehrliche Mann noch brauchen wollte. Dieser albere Streich machte den Küster so wütend, daß er meinen Vater in die Haare fiel, und ihm also Gelegenheit gab, den Cantor tüchtig abzuprügeln. Sie giengen in dem Entschlusse auseinander, niemals wieder Freunde zu werden, und ich wurde sogleich aus der Dorfschule genommen und nach G. in das Gymnasium gebracht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/17
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/17>, abgerufen am 23.11.2024.