Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

gegen uns und ins besondere gegen mich nur noch mehr aufgebracht werden, wenn sie erführe, daß man einen Schreckschuß auf sie gethan hätte. Der Baron ist mit dem Major sehr wohl zufrieden, unser Oncle siehet den letztern als seinen Neubekehrten an. Der Major nahm es auf sich, der Frau v. W. eine solche Vorstellung von dem Vorgang der Sache zu machen, die sie völlig zufrieden stellen wird, und wir sehen bereits von seiner Bemühung gute Wirkungen. Das Fräulein v. W. meldet mir, daß ihre Mutter mit dem Hrn. v. N. halb und halb wieder ausgesöhnt zu seyn schiene, und diese Versöhnung wird vollkommen werden, wenn er sie, wie er versprochen hat, schriftlich um Verzeihung bittet. Ob er gleich feste darauf bestehet, daß er sie nicht beleidiget hat: so will er sich doch vor ihr demüthigen, und durch diesen Beweiß der Großmuth, wie er es nennt, sie gleichfalls bekehren. Das Protokoll wird sie niemals zu sehen bekommen, und wenn ihr Gemahl auch etwas davon gegen sie gedenken sollte, so wird man doch jederzeit eine Entschuldigung

gegen uns und ins besondere gegen mich nur noch mehr aufgebracht werden, wenn sie erführe, daß man einen Schreckschuß auf sie gethan hätte. Der Baron ist mit dem Major sehr wohl zufrieden, unser Oncle siehet den letztern als seinen Neubekehrten an. Der Major nahm es auf sich, der Frau v. W. eine solche Vorstellung von dem Vorgang der Sache zu machen, die sie völlig zufrieden stellen wird, und wir sehen bereits von seiner Bemühung gute Wirkungen. Das Fräulein v. W. meldet mir, daß ihre Mutter mit dem Hrn. v. N. halb und halb wieder ausgesöhnt zu seyn schiene, und diese Versöhnung wird vollkommen werden, wenn er sie, wie er versprochen hat, schriftlich um Verzeihung bittet. Ob er gleich feste darauf bestehet, daß er sie nicht beleidiget hat: so will er sich doch vor ihr demüthigen, und durch diesen Beweiß der Großmuth, wie er es nennt, sie gleichfalls bekehren. Das Protokoll wird sie niemals zu sehen bekommen, und wenn ihr Gemahl auch etwas davon gegen sie gedenken sollte, so wird man doch jederzeit eine Entschuldigung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0151" n="149"/>
gegen uns und ins besondere gegen mich nur noch mehr aufgebracht werden, wenn sie erführe, daß man einen Schreckschuß auf sie gethan hätte. Der Baron ist mit dem Major sehr wohl zufrieden, unser Oncle siehet den letztern als seinen Neubekehrten an. Der Major nahm es auf sich, der Frau v. W. eine solche Vorstellung von dem Vorgang der Sache zu machen, die sie völlig zufrieden stellen wird, und wir sehen bereits von seiner Bemühung gute Wirkungen. Das Fräulein v. W. meldet mir, daß ihre Mutter mit dem Hrn. v. N. halb und halb wieder ausgesöhnt zu seyn schiene, und diese Versöhnung wird vollkommen werden, wenn er sie, wie er versprochen hat, schriftlich um Verzeihung bittet. Ob er gleich feste darauf bestehet, daß er sie nicht beleidiget hat: so will er sich doch vor ihr demüthigen, und durch diesen Beweiß der Großmuth, wie er es nennt, sie gleichfalls bekehren. Das Protokoll wird sie niemals zu sehen bekommen, und wenn ihr Gemahl auch etwas davon gegen sie gedenken sollte, so wird man doch jederzeit eine Entschuldigung
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0151] gegen uns und ins besondere gegen mich nur noch mehr aufgebracht werden, wenn sie erführe, daß man einen Schreckschuß auf sie gethan hätte. Der Baron ist mit dem Major sehr wohl zufrieden, unser Oncle siehet den letztern als seinen Neubekehrten an. Der Major nahm es auf sich, der Frau v. W. eine solche Vorstellung von dem Vorgang der Sache zu machen, die sie völlig zufrieden stellen wird, und wir sehen bereits von seiner Bemühung gute Wirkungen. Das Fräulein v. W. meldet mir, daß ihre Mutter mit dem Hrn. v. N. halb und halb wieder ausgesöhnt zu seyn schiene, und diese Versöhnung wird vollkommen werden, wenn er sie, wie er versprochen hat, schriftlich um Verzeihung bittet. Ob er gleich feste darauf bestehet, daß er sie nicht beleidiget hat: so will er sich doch vor ihr demüthigen, und durch diesen Beweiß der Großmuth, wie er es nennt, sie gleichfalls bekehren. Das Protokoll wird sie niemals zu sehen bekommen, und wenn ihr Gemahl auch etwas davon gegen sie gedenken sollte, so wird man doch jederzeit eine Entschuldigung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/151
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/151>, abgerufen am 28.03.2024.