Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite
geben, wenn ich sie auch wirklich beleidiget hätte, welches doch aber nie geschehen ist. Der Gebrauch der Waffen stehet nur Königen und Fürsten zu, ich will den Göttern dieser Erden nicht ins Amt fallen. Privatleute müssen sich in der Güte mit einander vertragen.
Der Baron. Ich bin ganz entzückt über ihre Gesinnungen und ich fange beinahe an überzeugt zu werden, daß alles, was sie gesagt haben, vortreflich und nachahmungswürdig ist.
v. H. Der Meinung bin ich auch. Wie es scheint, Herr Baron, so gehet es ihnen eben so, wie es mir manchmal zu gehen pfleget. Wenn ich aus der Kirche komme, so denke ich, alles was der Pfarr gesagt hat, ist gut, und er hat Recht. Wenn ich aber alles das thun sollte, was er sagt, so müßte ich ganz und gar umgegossen werden, und das hält schwer, ich denke, wie meine Vorfahren sind in Himmel kommen, die alle nicht besser gewesen sind als ich, so getraue
geben, wenn ich sie auch wirklich beleidiget hätte, welches doch aber nie geschehen ist. Der Gebrauch der Waffen stehet nur Königen und Fürsten zu, ich will den Göttern dieser Erden nicht ins Amt fallen. Privatleute müssen sich in der Güte mit einander vertragen.
Der Baron. Ich bin ganz entzückt über ihre Gesinnungen und ich fange beinahe an überzeugt zu werden, daß alles, was sie gesagt haben, vortreflich und nachahmungswürdig ist.
v. H. Der Meinung bin ich auch. Wie es scheint, Herr Baron, so gehet es ihnen eben so, wie es mir manchmal zu gehen pfleget. Wenn ich aus der Kirche komme, so denke ich, alles was der Pfarr gesagt hat, ist gut, und er hat Recht. Wenn ich aber alles das thun sollte, was er sagt, so müßte ich ganz und gar umgegossen werden, und das hält schwer, ich denke, wie meine Vorfahren sind in Himmel kommen, die alle nicht besser gewesen sind als ich, so getraue
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <sp>
                <p><pb facs="#f0118" n="116"/>
geben, wenn ich sie auch wirklich beleidiget hätte, welches doch aber nie geschehen ist. Der Gebrauch der Waffen stehet nur Königen und Fürsten zu, ich will den Göttern dieser Erden nicht ins Amt fallen. Privatleute müssen sich in der Güte mit einander vertragen.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">Der Baron</hi>.</speaker>
                <p>Ich bin ganz entzückt über ihre Gesinnungen und ich fange beinahe an überzeugt zu werden, daß alles, was sie gesagt haben, vortreflich und nachahmungswürdig ist.</p>
              </sp>
              <sp>
                <speaker><hi rendition="#fr">v. H</hi>.</speaker>
                <p>Der Meinung bin ich auch. Wie es scheint, Herr Baron, so gehet es ihnen eben so, wie es mir manchmal zu gehen pfleget. Wenn ich aus der Kirche komme, so denke ich, alles was der Pfarr gesagt hat, ist gut, und er hat Recht. Wenn ich aber alles das thun sollte, was er sagt, so müßte ich ganz und gar umgegossen werden, und das hält schwer, ich denke, wie meine Vorfahren sind in Himmel kommen, die alle nicht besser gewesen sind als ich, so getraue
</p>
              </sp>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0118] geben, wenn ich sie auch wirklich beleidiget hätte, welches doch aber nie geschehen ist. Der Gebrauch der Waffen stehet nur Königen und Fürsten zu, ich will den Göttern dieser Erden nicht ins Amt fallen. Privatleute müssen sich in der Güte mit einander vertragen. Der Baron. Ich bin ganz entzückt über ihre Gesinnungen und ich fange beinahe an überzeugt zu werden, daß alles, was sie gesagt haben, vortreflich und nachahmungswürdig ist. v. H. Der Meinung bin ich auch. Wie es scheint, Herr Baron, so gehet es ihnen eben so, wie es mir manchmal zu gehen pfleget. Wenn ich aus der Kirche komme, so denke ich, alles was der Pfarr gesagt hat, ist gut, und er hat Recht. Wenn ich aber alles das thun sollte, was er sagt, so müßte ich ganz und gar umgegossen werden, und das hält schwer, ich denke, wie meine Vorfahren sind in Himmel kommen, die alle nicht besser gewesen sind als ich, so getraue

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/118
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/118>, abgerufen am 24.04.2024.