Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760. Amalia. Auf solche Art werden der Herr Oncle recht galant erscheinen? v. N. Ja, das werde ich auch, ohne Ruhm zu melden, thun. Was soll ich viel Federlesens machen? Ich will dem Mädchen so zusetzen, daß sie bald Chamade schlagen soll. Amalia. Was werden unsere Freunde in Schönthal sagen, wenn sie Ihre Absicht erfahren? v. N. Die haben nichts darein zu reden. Ich bin mündig. Jetzo ists noch Zeit zu heirathen, da ich in meinen besten Jahren bin: Warte ich noch länger, so tauge ich hernach gar nichts mehr. Ich denke ohnedem, ich will mir das verdammte Podagra durch den Ehestand vom Halse schaffen. Magister. Sie haben recht. Wär ich an Ihrer Stelle gewesen: so hätte im achtzehenden Jahr geheirathet. v. N. Da giengs bei mir noch nicht an; da war ich im Felde und half die Franzosen schlagen.
Amalia. Auf solche Art werden der Herr Oncle recht galant erscheinen? v. N. Ja, das werde ich auch, ohne Ruhm zu melden, thun. Was soll ich viel Federlesens machen? Ich will dem Mädchen so zusetzen, daß sie bald Chamade schlagen soll. Amalia. Was werden unsere Freunde in Schönthal sagen, wenn sie Ihre Absicht erfahren? v. N. Die haben nichts darein zu reden. Ich bin mündig. Jetzo ists noch Zeit zu heirathen, da ich in meinen besten Jahren bin: Warte ich noch länger, so tauge ich hernach gar nichts mehr. Ich denke ohnedem, ich will mir das verdammte Podagra durch den Ehestand vom Halse schaffen. Magister. Sie haben recht. Wär ich an Ihrer Stelle gewesen: so hätte im achtzehenden Jahr geheirathet. v. N. Da giengs bei mir noch nicht an; da war ich im Felde und half die Franzosen schlagen.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <floatingText> <body> <div type="act"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0088" n="73"/> <sp> <speaker>Amalia.</speaker> <p>Auf solche Art werden der Herr Oncle recht galant erscheinen?</p> </sp> <sp> <speaker>v. N.</speaker> <p>Ja, das werde ich auch, ohne Ruhm zu melden, thun. Was soll ich viel Federlesens machen? Ich will dem Mädchen so zusetzen, daß sie bald Chamade schlagen soll.</p> </sp> <sp> <speaker>Amalia.</speaker> <p>Was werden unsere Freunde in Schönthal sagen, wenn sie Ihre Absicht erfahren?</p> </sp> <sp> <speaker>v. N.</speaker> <p>Die haben nichts darein zu reden. Ich bin mündig. Jetzo ists noch Zeit zu heirathen, da ich in meinen besten Jahren bin: Warte ich noch länger, so tauge ich hernach gar nichts mehr. Ich denke ohnedem, ich will mir das verdammte Podagra durch den Ehestand vom Halse schaffen.</p> </sp> <sp> <speaker>Magister.</speaker> <p>Sie haben recht. Wär ich an Ihrer Stelle gewesen: so hätte im achtzehenden Jahr geheirathet.</p> </sp> <sp> <speaker>v. N.</speaker> <p>Da giengs bei mir noch nicht an; da war ich im Felde und half die Franzosen schlagen.</p> </sp> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [73/0088]
Amalia. Auf solche Art werden der Herr Oncle recht galant erscheinen?
v. N. Ja, das werde ich auch, ohne Ruhm zu melden, thun. Was soll ich viel Federlesens machen? Ich will dem Mädchen so zusetzen, daß sie bald Chamade schlagen soll.
Amalia. Was werden unsere Freunde in Schönthal sagen, wenn sie Ihre Absicht erfahren?
v. N. Die haben nichts darein zu reden. Ich bin mündig. Jetzo ists noch Zeit zu heirathen, da ich in meinen besten Jahren bin: Warte ich noch länger, so tauge ich hernach gar nichts mehr. Ich denke ohnedem, ich will mir das verdammte Podagra durch den Ehestand vom Halse schaffen.
Magister. Sie haben recht. Wär ich an Ihrer Stelle gewesen: so hätte im achtzehenden Jahr geheirathet.
v. N. Da giengs bei mir noch nicht an; da war ich im Felde und half die Franzosen schlagen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |