Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

ich hohlte noch eine Guinee aus meiner Tasche und begab mich voll Verdruß wieder zu den Spielen. Warlich! dachte ich, ein kleines Vergnügen für zwei Guineen und einen halben. Ich sahe diesen Verlust als eine gerechte Strafe meiner Verwegenheit an, daß ich mich durch den leidigen Eberhard hatte verführen lassen, einen Ort zu besuchen, der in allerlei Absicht der Jugend gefährlich war. Ich that auf der Stelle eine Gelübde, mich hinführo für aller bösen Gesellschaft zu hüten, und alle Gelegenheit zur Verführung zu meiden.

Da ich mich wieder dem Spieltische des Herrn Eberhards nahete, fand ich ihn in vollem Glücke, er hatte einen Haufen Geld vor sich, daß ich dafür erstaunte. Er war mit meinen zwanzig Guineen so glücklich, da man das Spiel aufgab, dreißig gewonnen zu haben. Heute wollen wir uns einmal lustig machen, ihr Herren, sagte er, ihr habt mich gewinnen lassen, ich will euch dafür tractiren. Es war schon des Abends um 10 Uhr da der

ich hohlte noch eine Guinee aus meiner Tasche und begab mich voll Verdruß wieder zu den Spielen. Warlich! dachte ich, ein kleines Vergnügen für zwei Guineen und einen halben. Ich sahe diesen Verlust als eine gerechte Strafe meiner Verwegenheit an, daß ich mich durch den leidigen Eberhard hatte verführen lassen, einen Ort zu besuchen, der in allerlei Absicht der Jugend gefährlich war. Ich that auf der Stelle eine Gelübde, mich hinführo für aller bösen Gesellschaft zu hüten, und alle Gelegenheit zur Verführung zu meiden.

Da ich mich wieder dem Spieltische des Herrn Eberhards nahete, fand ich ihn in vollem Glücke, er hatte einen Haufen Geld vor sich, daß ich dafür erstaunte. Er war mit meinen zwanzig Guineen so glücklich, da man das Spiel aufgab, dreißig gewonnen zu haben. Heute wollen wir uns einmal lustig machen, ihr Herren, sagte er, ihr habt mich gewinnen lassen, ich will euch dafür tractiren. Es war schon des Abends um 10 Uhr da der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0366" n="351"/>
ich hohlte noch eine Guinee aus meiner Tasche und begab mich voll Verdruß wieder zu den Spielen. Warlich! dachte ich, ein kleines Vergnügen für zwei Guineen und einen halben. Ich sahe diesen Verlust als eine gerechte Strafe meiner Verwegenheit an, daß ich mich durch den leidigen Eberhard hatte verführen lassen, einen Ort zu besuchen, der in allerlei Absicht der Jugend gefährlich war. Ich that auf der Stelle eine Gelübde, mich hinführo für aller bösen Gesellschaft zu hüten, und alle Gelegenheit zur Verführung zu meiden.</p>
        <p>Da ich mich wieder dem Spieltische des Herrn Eberhards nahete, fand ich ihn in vollem Glücke, er hatte einen Haufen Geld vor sich, daß ich dafür erstaunte. Er war mit meinen zwanzig Guineen so glücklich, da man das Spiel aufgab, dreißig gewonnen zu haben. Heute wollen wir uns einmal lustig machen, ihr Herren, sagte er, ihr habt mich gewinnen lassen, ich will euch dafür tractiren. Es war schon des Abends um 10 Uhr da der
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0366] ich hohlte noch eine Guinee aus meiner Tasche und begab mich voll Verdruß wieder zu den Spielen. Warlich! dachte ich, ein kleines Vergnügen für zwei Guineen und einen halben. Ich sahe diesen Verlust als eine gerechte Strafe meiner Verwegenheit an, daß ich mich durch den leidigen Eberhard hatte verführen lassen, einen Ort zu besuchen, der in allerlei Absicht der Jugend gefährlich war. Ich that auf der Stelle eine Gelübde, mich hinführo für aller bösen Gesellschaft zu hüten, und alle Gelegenheit zur Verführung zu meiden. Da ich mich wieder dem Spieltische des Herrn Eberhards nahete, fand ich ihn in vollem Glücke, er hatte einen Haufen Geld vor sich, daß ich dafür erstaunte. Er war mit meinen zwanzig Guineen so glücklich, da man das Spiel aufgab, dreißig gewonnen zu haben. Heute wollen wir uns einmal lustig machen, ihr Herren, sagte er, ihr habt mich gewinnen lassen, ich will euch dafür tractiren. Es war schon des Abends um 10 Uhr da der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/366
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/366>, abgerufen am 23.11.2024.