Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.Lampert. Ja, gnädiger Herr, wie sagt der Lateiner? per varios casus, und so weiter, das heißt auf deutsch: Durch manchen Zufall und durch viel Gefährlichkeiten, gelangt man endlich ins Lateinerland mit Freuden. Um Sir Carln in Ansehung einer plötzlichen Erscheinung, bei der Mutter seiner Henriette noch vor ihrer Verbindung, ähnlich zu werden, ließ es sich mein Herr Principal nicht verdrüßen; nachdem er, bereits vor einigen Tagen, mit mir die Sache reiflich erwogen hatte, diesen Morgen um zwei Uhr, bei finsterm Himmel und sehr stürmischen Wetter, von mir und dem getreuen Jeremias begleitet, sich hierher zu begeben; da dem hiesigen hochadlichen Verwalter, bereits das Verständniß war eröffnet und mit solchem die Abrede dahin genommen worden, daß das Pförtgen am Schloßhofe sollte offen gelassen werden. Dieser gute und ehrliche Mann, konnte freilich nicht anders, als mit vieler Mühe dazu beredet werden. Endlich aber, da mein gnädiger Herr ihn selbsten deswegen ersuchte, und ihm aller üble Verdacht war benommen worden: Lampert. Ja, gnädiger Herr, wie sagt der Lateiner? per varios casus, und so weiter, das heißt auf deutsch: Durch manchen Zufall und durch viel Gefährlichkeiten, gelangt man endlich ins Lateinerland mit Freuden. Um Sir Carln in Ansehung einer plötzlichen Erscheinung, bei der Mutter seiner Henriette noch vor ihrer Verbindung, ähnlich zu werden, ließ es sich mein Herr Principal nicht verdrüßen; nachdem er, bereits vor einigen Tagen, mit mir die Sache reiflich erwogen hatte, diesen Morgen um zwei Uhr, bei finsterm Himmel und sehr stürmischen Wetter, von mir und dem getreuen Jeremias begleitet, sich hierher zu begeben; da dem hiesigen hochadlichen Verwalter, bereits das Verständniß war eröffnet und mit solchem die Abrede dahin genommen worden, daß das Pförtgen am Schloßhofe sollte offen gelassen werden. Dieser gute und ehrliche Mann, konnte freilich nicht anders, als mit vieler Mühe dazu beredet werden. Endlich aber, da mein gnädiger Herr ihn selbsten deswegen ersuchte, und ihm aller üble Verdacht war benommen worden: <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0269" n="254"/> <p><hi rendition="#fr">Lampert</hi>. Ja, gnädiger Herr, wie sagt der Lateiner? <hi rendition="#aq">per varios casus,</hi> und so weiter, das heißt auf deutsch: Durch manchen Zufall und durch viel Gefährlichkeiten, gelangt man endlich ins Lateinerland mit Freuden. Um Sir Carln in Ansehung einer plötzlichen Erscheinung, bei der Mutter seiner Henriette noch vor ihrer Verbindung, ähnlich zu werden, ließ es sich mein Herr Principal nicht verdrüßen; nachdem er, bereits vor einigen Tagen, mit mir die Sache reiflich erwogen hatte, diesen Morgen um zwei Uhr, bei finsterm Himmel und sehr stürmischen Wetter, von mir und dem getreuen Jeremias begleitet, sich hierher zu begeben; da dem hiesigen hochadlichen Verwalter, bereits das Verständniß war eröffnet und mit solchem die Abrede dahin genommen worden, daß das Pförtgen am Schloßhofe sollte offen gelassen werden. Dieser gute und ehrliche Mann, konnte freilich nicht anders, als mit vieler Mühe dazu beredet werden. Endlich aber, da mein gnädiger Herr ihn selbsten deswegen ersuchte, und ihm aller üble Verdacht war benommen worden: </p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0269]
Lampert. Ja, gnädiger Herr, wie sagt der Lateiner? per varios casus, und so weiter, das heißt auf deutsch: Durch manchen Zufall und durch viel Gefährlichkeiten, gelangt man endlich ins Lateinerland mit Freuden. Um Sir Carln in Ansehung einer plötzlichen Erscheinung, bei der Mutter seiner Henriette noch vor ihrer Verbindung, ähnlich zu werden, ließ es sich mein Herr Principal nicht verdrüßen; nachdem er, bereits vor einigen Tagen, mit mir die Sache reiflich erwogen hatte, diesen Morgen um zwei Uhr, bei finsterm Himmel und sehr stürmischen Wetter, von mir und dem getreuen Jeremias begleitet, sich hierher zu begeben; da dem hiesigen hochadlichen Verwalter, bereits das Verständniß war eröffnet und mit solchem die Abrede dahin genommen worden, daß das Pförtgen am Schloßhofe sollte offen gelassen werden. Dieser gute und ehrliche Mann, konnte freilich nicht anders, als mit vieler Mühe dazu beredet werden. Endlich aber, da mein gnädiger Herr ihn selbsten deswegen ersuchte, und ihm aller üble Verdacht war benommen worden:
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