Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.Feindschaft meiner Stiefmutter, mein bevorstehendes Schicksal, beunruhiget meine Gedanken auf äußerste. Wodurch habe ich denn alles dieses verdienet? Bin ich jemals ein so gar gottloses Kind gewesen? Bedauren Sie mich, meine Amalia. Ihrem redlichen Herrn Schwager, und ihrer guten Frau Schwester empfehlen Sie mich bestens. Wenn Sie nicht eine fußfällige Abbitte von mir verlangen; so rücken Sie mir mein Verbrechen gegen Sie ja niemals auf. Ich schließe, die innerliche Bekümmernis sucht durch die Thränen einen Ausbruch bei Ihrer Juliane v. W. XXXV. Brief. Fräulein Amalia an das Fräulein v. W. Schönthal, den 16 Sept. Abends um 6 Uhr. Alleweile ist ein Bedienter von Ihrem Herrn Vater da gewesen, und hat uns auf morgen Mittag eingeladen. Feindschaft meiner Stiefmutter, mein bevorstehendes Schicksal, beunruhiget meine Gedanken auf äußerste. Wodurch habe ich denn alles dieses verdienet? Bin ich jemals ein so gar gottloses Kind gewesen? Bedauren Sie mich, meine Amalia. Ihrem redlichen Herrn Schwager, und ihrer guten Frau Schwester empfehlen Sie mich bestens. Wenn Sie nicht eine fußfällige Abbitte von mir verlangen; so rücken Sie mir mein Verbrechen gegen Sie ja niemals auf. Ich schließe, die innerliche Bekümmernis sucht durch die Thränen einen Ausbruch bei Ihrer Juliane v. W. XXXV. Brief. Fräulein Amalia an das Fräulein v. W. Schönthal, den 16 Sept. Abends um 6 Uhr. Alleweile ist ein Bedienter von Ihrem Herrn Vater da gewesen, und hat uns auf morgen Mittag eingeladen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0251" n="236"/> Feindschaft meiner Stiefmutter, mein bevorstehendes Schicksal, beunruhiget meine Gedanken auf äußerste. Wodurch habe ich denn alles dieses verdienet? Bin ich jemals ein so gar gottloses Kind gewesen? Bedauren Sie mich, meine Amalia.</p> <p>Ihrem redlichen Herrn Schwager, und ihrer guten Frau Schwester empfehlen Sie mich bestens. Wenn Sie nicht eine fußfällige Abbitte von mir verlangen; so rücken Sie mir mein Verbrechen gegen Sie ja niemals auf. Ich schließe, die innerliche Bekümmernis sucht durch die Thränen einen Ausbruch bei</p> <closer> <salute> <hi rendition="#fr">Ihrer<lb/> Juliane v. W.</hi> </salute> </closer> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">XXXV. Brief.</hi><lb/> </head> <head> <hi rendition="#fr">Fräulein Amalia an das Fräulein v. W.</hi><lb/> </head> <opener> <dateline>Schönthal, den 16 Sept. Abends um 6 Uhr.</dateline> </opener> <p>Alleweile ist ein Bedienter von Ihrem Herrn Vater da gewesen, und hat uns auf morgen Mittag eingeladen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0251]
Feindschaft meiner Stiefmutter, mein bevorstehendes Schicksal, beunruhiget meine Gedanken auf äußerste. Wodurch habe ich denn alles dieses verdienet? Bin ich jemals ein so gar gottloses Kind gewesen? Bedauren Sie mich, meine Amalia.
Ihrem redlichen Herrn Schwager, und ihrer guten Frau Schwester empfehlen Sie mich bestens. Wenn Sie nicht eine fußfällige Abbitte von mir verlangen; so rücken Sie mir mein Verbrechen gegen Sie ja niemals auf. Ich schließe, die innerliche Bekümmernis sucht durch die Thränen einen Ausbruch bei
Ihrer
Juliane v. W.
XXXV. Brief.
Fräulein Amalia an das Fräulein v. W.
Schönthal, den 16 Sept. Abends um 6 Uhr. Alleweile ist ein Bedienter von Ihrem Herrn Vater da gewesen, und hat uns auf morgen Mittag eingeladen.
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