Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.
ich bin beides hier auf diesem adlichen Hofe. Wem hat man die Verschönerung dieses Rittersitzes anders zu verdanken, als mir? Habe ich nicht die Wahrheit, daß es einen Grandison gebe, zuerst bekannt gemacht? habe ich ihn nicht zuerst nachgeahmt? Amalia. Ich fühle die Stärke Ihrer Beweise. Sie sollen Recht haben; Hannchen soll Sie lieben, und ich will sie selbst zur Gegenliebe überreden. Der Magister. Wo eine Conviction ist, da ist die Persuasion unnöthig. Hannchen ist von meinem Werthe überzeugt; sie liebt mich, und würde wie Clementine närrisch werden, wenn ich unempfindlich wär. Amalia. Da die Sache schon so weit gekommen ist; so wär mein Rath, sie ließen das arme Kind nicht so lange seufzen. Denn sollte das schöne Hannchen in einen Enthusiasmum fallen; so hätten Sie es ewig zu verantworten. Es thun sich hier keine Schwierigkeiten hervor - der General willigt
ich bin beides hier auf diesem adlichen Hofe. Wem hat man die Verschönerung dieses Rittersitzes anders zu verdanken, als mir? Habe ich nicht die Wahrheit, daß es einen Grandison gebe, zuerst bekannt gemacht? habe ich ihn nicht zuerst nachgeahmt? Amalia. Ich fühle die Stärke Ihrer Beweise. Sie sollen Recht haben; Hannchen soll Sie lieben, und ich will sie selbst zur Gegenliebe überreden. Der Magister. Wo eine Conviction ist, da ist die Persuasion unnöthig. Hannchen ist von meinem Werthe überzeugt; sie liebt mich, und würde wie Clementine närrisch werden, wenn ich unempfindlich wär. Amalia. Da die Sache schon so weit gekommen ist; so wär mein Rath, sie ließen das arme Kind nicht so lange seufzen. Denn sollte das schöne Hannchen in einen Enthusiasmum fallen; so hätten Sie es ewig zu verantworten. Es thun sich hier keine Schwierigkeiten hervor – der General willigt
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <floatingText> <body> <div type="scene"> <sp> <p><pb facs="#f0143" n="128"/> ich bin beides hier auf diesem adlichen Hofe. Wem hat man die Verschönerung dieses Rittersitzes anders zu verdanken, als mir? Habe ich nicht die Wahrheit, daß es einen Grandison gebe, zuerst bekannt gemacht? habe ich ihn nicht zuerst nachgeahmt?</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#fr">Amalia</hi>.</speaker> <p>Ich fühle die Stärke Ihrer Beweise. Sie sollen Recht haben; Hannchen soll Sie lieben, und ich will sie selbst zur Gegenliebe überreden.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#fr">Der Magister</hi>.</speaker> <p>Wo eine Conviction ist, da ist die Persuasion unnöthig. Hannchen ist von meinem Werthe überzeugt; sie liebt mich, und würde wie Clementine närrisch werden, wenn ich unempfindlich wär.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#fr">Amalia</hi>.</speaker> <p>Da die Sache schon so weit gekommen ist; so wär mein Rath, sie ließen das arme Kind nicht so lange seufzen. Denn sollte das schöne Hannchen in einen Enthusiasmum fallen; so hätten Sie es ewig zu verantworten. Es thun sich hier keine Schwierigkeiten hervor – der General willigt </p> </sp> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [128/0143]
ich bin beides hier auf diesem adlichen Hofe. Wem hat man die Verschönerung dieses Rittersitzes anders zu verdanken, als mir? Habe ich nicht die Wahrheit, daß es einen Grandison gebe, zuerst bekannt gemacht? habe ich ihn nicht zuerst nachgeahmt?
Amalia. Ich fühle die Stärke Ihrer Beweise. Sie sollen Recht haben; Hannchen soll Sie lieben, und ich will sie selbst zur Gegenliebe überreden.
Der Magister. Wo eine Conviction ist, da ist die Persuasion unnöthig. Hannchen ist von meinem Werthe überzeugt; sie liebt mich, und würde wie Clementine närrisch werden, wenn ich unempfindlich wär.
Amalia. Da die Sache schon so weit gekommen ist; so wär mein Rath, sie ließen das arme Kind nicht so lange seufzen. Denn sollte das schöne Hannchen in einen Enthusiasmum fallen; so hätten Sie es ewig zu verantworten. Es thun sich hier keine Schwierigkeiten hervor – der General willigt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/143 |
Zitationshilfe: | Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/143>, abgerufen am 16.07.2024. |