Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.empfangen und in den Speisesaal geführet, wo wir den Herrn v. W. seine Gemahlin und Fräulein Julgen fanden. Der Pastor Wendelin, dessen Tochter Jungfer Hanngen, in die der Magister aufs äußerste verliebt ist, der junge Wendelin, ein Student, Junker Gangolph, der Förster und die Personen vom Hause waren alle da. Ueber Tische wurde beinahe von nichts als von dem Feuerwerke gesprochen, das der Magister nach morgenländischem Geschmack entworfen haben wollte. Die neidische Frau v. W. schnitt auf ihre fromme Stieftochter bei Tische immer sauere Gesichter. Sie hätte in der That mehr Ursache, stolz auf diese gefällige artig gehorsame Tochter, als neidisch und gebietherisch gegen sie zu seyn. Bei der zwoten Tracht holte der Magister Grandisons Geschichte, unterdessen da die Bedienten abtrugen, las er einige Blätter; die Stelle handelte von dem Heiratsvergleiche des Grandisons und der Clementine. Mein Oncle brachte die Gesundheit seines Helden empfangen und in den Speisesaal geführet, wo wir den Herrn v. W. seine Gemahlin und Fräulein Julgen fanden. Der Pastor Wendelin, dessen Tochter Jungfer Hanngen, in die der Magister aufs äußerste verliebt ist, der junge Wendelin, ein Student, Junker Gangolph, der Förster und die Personen vom Hause waren alle da. Ueber Tische wurde beinahe von nichts als von dem Feuerwerke gesprochen, das der Magister nach morgenländischem Geschmack entworfen haben wollte. Die neidische Frau v. W. schnitt auf ihre fromme Stieftochter bei Tische immer sauere Gesichter. Sie hätte in der That mehr Ursache, stolz auf diese gefällige artig gehorsame Tochter, als neidisch und gebietherisch gegen sie zu seyn. Bei der zwoten Tracht holte der Magister Grandisons Geschichte, unterdessen da die Bedienten abtrugen, las er einige Blätter; die Stelle handelte von dem Heiratsvergleiche des Grandisons und der Clementine. Mein Oncle brachte die Gesundheit seines Helden <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="85"/> empfangen und in den Speisesaal geführet, wo wir den Herrn v. W. seine Gemahlin und Fräulein Julgen fanden. Der Pastor Wendelin, dessen Tochter Jungfer Hanngen, in die der Magister aufs äußerste verliebt ist, der junge Wendelin, ein Student, Junker Gangolph, der Förster und die Personen vom Hause waren alle da. Ueber Tische wurde beinahe von nichts als von dem Feuerwerke gesprochen, das der Magister nach morgenländischem Geschmack entworfen haben wollte. Die neidische Frau v. W. schnitt auf ihre fromme Stieftochter bei Tische immer sauere Gesichter. Sie hätte in der That mehr Ursache, stolz auf diese gefällige artig gehorsame Tochter, als neidisch und gebietherisch gegen sie zu seyn.</p> <p>Bei der zwoten Tracht holte der Magister Grandisons Geschichte, unterdessen da die Bedienten abtrugen, las er einige Blätter; die Stelle handelte von dem Heiratsvergleiche des Grandisons und der Clementine. Mein Oncle brachte die Gesundheit seines Helden </p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0100]
empfangen und in den Speisesaal geführet, wo wir den Herrn v. W. seine Gemahlin und Fräulein Julgen fanden. Der Pastor Wendelin, dessen Tochter Jungfer Hanngen, in die der Magister aufs äußerste verliebt ist, der junge Wendelin, ein Student, Junker Gangolph, der Förster und die Personen vom Hause waren alle da. Ueber Tische wurde beinahe von nichts als von dem Feuerwerke gesprochen, das der Magister nach morgenländischem Geschmack entworfen haben wollte. Die neidische Frau v. W. schnitt auf ihre fromme Stieftochter bei Tische immer sauere Gesichter. Sie hätte in der That mehr Ursache, stolz auf diese gefällige artig gehorsame Tochter, als neidisch und gebietherisch gegen sie zu seyn.
Bei der zwoten Tracht holte der Magister Grandisons Geschichte, unterdessen da die Bedienten abtrugen, las er einige Blätter; die Stelle handelte von dem Heiratsvergleiche des Grandisons und der Clementine. Mein Oncle brachte die Gesundheit seines Helden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |