Hammer erhob, um dasselbe Reich, das er auf die Ab- wege der fremden Barbaren geraten wähnte, wieder zu vernichten. Saigo, der patriotischste Sohn seines Lan- des, fiel als Rebell (1877) -- eine wahrhaft tragische Persönlichleit. Damit war der Sieg der westlichen Kultur entschieden, und die vorher feindseligen Samurai wurden von nun an ihre eifrigsten Förderer.
Mit diesem Sieg der Kulturfreunde war auch die Entscheidung für die Zulassung des Christentums ge- fallen. Dasselbe Christentum, welches bisher nur im Verborgenen sich geregt, war nun in den freien Kon- kurrenzkampf eingetreten. Für die Missionare war Leben und Arbeit eine Lust geworden. Ihre Reihen hatten sich bedeutend verstärkt, so daß am Schlusse des Jahres 1882 nicht weniger als achtzehn Gesellschaften, dreizehn amerikanische und fünf englische, mit 145 männlichen und weiblichen Arbeitern in Thätigkeit waren.
Eine dieser Gesellschaften verdient ganz besondere Erwähnung. Es ist die Missionsgesellschaft der Amerika- nischen Kongregationalisten (A. B. C.). Schon im Jahre 1869 hatte sie ihren ersten Missionar D. C. Greene entsandt, einen Mann, welcher durch seine wahrhaft evangelische Gesinnung und feinen Herzenstakt großes Vertrauen gewann und hinsichtlich seiner Verdienste, mögen dieselben auch nicht so sehr an die Öffentlichkeit getreten sein, unmittelbar neben Verbeck und Hepburn zu nennen ist. Von noch größerer Bedeutung aber sollte für diese Gesellschaft die Entsendung des Japaners J. H. Nishima werden. Nishima war ge- boren zu Anaka in der Provinz Kozuke am 14. Januar 1843. Schon früh erlernte er die holländische Sprache, und später eignete er sich im Verkehr mit Fremden
Hammer erhob, um dasſelbe Reich, das er auf die Ab- wege der fremden Barbaren geraten wähnte, wieder zu vernichten. Saigo, der patriotiſchſte Sohn ſeines Lan- des, fiel als Rebell (1877) — eine wahrhaft tragiſche Perſönlichleit. Damit war der Sieg der weſtlichen Kultur entſchieden, und die vorher feindſeligen Samurai wurden von nun an ihre eifrigſten Förderer.
Mit dieſem Sieg der Kulturfreunde war auch die Entſcheidung für die Zulaſſung des Chriſtentums ge- fallen. Dasſelbe Chriſtentum, welches bisher nur im Verborgenen ſich geregt, war nun in den freien Kon- kurrenzkampf eingetreten. Für die Miſſionare war Leben und Arbeit eine Luſt geworden. Ihre Reihen hatten ſich bedeutend verſtärkt, ſo daß am Schluſſe des Jahres 1882 nicht weniger als achtzehn Geſellſchaften, dreizehn amerikaniſche und fünf engliſche, mit 145 männlichen und weiblichen Arbeitern in Thätigkeit waren.
Eine dieſer Geſellſchaften verdient ganz beſondere Erwähnung. Es iſt die Miſſionsgeſellſchaft der Amerika- niſchen Kongregationaliſten (A. B. C.). Schon im Jahre 1869 hatte ſie ihren erſten Miſſionar D. C. Greene entſandt, einen Mann, welcher durch ſeine wahrhaft evangeliſche Geſinnung und feinen Herzenstakt großes Vertrauen gewann und hinſichtlich ſeiner Verdienſte, mögen dieſelben auch nicht ſo ſehr an die Öffentlichkeit getreten ſein, unmittelbar neben Verbeck und Hepburn zu nennen iſt. Von noch größerer Bedeutung aber ſollte für dieſe Geſellſchaft die Entſendung des Japaners J. H. Niſhima werden. Niſhima war ge- boren zu Anaka in der Provinz Kozuke am 14. Januar 1843. Schon früh erlernte er die holländiſche Sprache, und ſpäter eignete er ſich im Verkehr mit Fremden
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Hammer erhob, um dasſelbe Reich, das er auf die Ab-
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vernichten. Saigo, der patriotiſchſte Sohn ſeines Lan-
des, fiel als Rebell (1877) — eine wahrhaft tragiſche
Perſönlichleit. Damit war der Sieg der weſtlichen
Kultur entſchieden, und die vorher feindſeligen Samurai
wurden von nun an ihre eifrigſten Förderer.
Mit dieſem Sieg der Kulturfreunde war auch die
Entſcheidung für die Zulaſſung des Chriſtentums ge-
fallen. Dasſelbe Chriſtentum, welches bisher nur im
Verborgenen ſich geregt, war nun in den freien Kon-
kurrenzkampf eingetreten. Für die Miſſionare war
Leben und Arbeit eine Luſt geworden. Ihre Reihen
hatten ſich bedeutend verſtärkt, ſo daß am Schluſſe des
Jahres 1882 nicht weniger als achtzehn Geſellſchaften,
dreizehn amerikaniſche und fünf engliſche, mit 145
männlichen und weiblichen Arbeitern in Thätigkeit
waren.
Eine dieſer Geſellſchaften verdient ganz beſondere
Erwähnung. Es iſt die Miſſionsgeſellſchaft der Amerika-
niſchen Kongregationaliſten (A. B. C.). Schon im Jahre
1869 hatte ſie ihren erſten Miſſionar D. C. Greene
entſandt, einen Mann, welcher durch ſeine wahrhaft
evangeliſche Geſinnung und feinen Herzenstakt großes
Vertrauen gewann und hinſichtlich ſeiner Verdienſte,
mögen dieſelben auch nicht ſo ſehr an die Öffentlichkeit
getreten ſein, unmittelbar neben Verbeck und Hepburn
zu nennen iſt. Von noch größerer Bedeutung aber
ſollte für dieſe Geſellſchaft die Entſendung des
Japaners J. H. Niſhima werden. Niſhima war ge-
boren zu Anaka in der Provinz Kozuke am 14. Januar
1843. Schon früh erlernte er die holländiſche Sprache,
und ſpäter eignete er ſich im Verkehr mit Fremden
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Munzinger, Carl: Die Japaner. Berlin, 1898, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/munzinger_japaner_1898/284>, abgerufen am 24.11.2024.
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