Heilsame Veränderungen, deren Sie sich bewußt seyn werden, wird die Annahme und Befolgung des Evan- gelii gewiß bey Jhnen würken. Und dadurch werden Sie immer noch von der Würksamkeit des Mittels, wo durch sie sind hervorgebracht worden, überzeugt wer- den können.
Der andere Weg, der wenigstens von verstän- digern Untersuchern des Christenthums zuerst sollte voll- endet werden, ist die Prüfung, ob sich Jesus würklich als einen Gesandten Gottes erwiesen habe. Das konnte er nicht anders, als durch eine göttliche Lehre oder durch einen Antrag an die Menschen, der Gottes würdig war, und durch Wunder. Jenes geben Sie, in Absicht auf die Sittenlehre Jesu, schon zu. Könnte Jhnen nun be- wiesen werden, daß Jesus würkliche Wunder gethan habe, so würden Sie so schließen müssen: Wunder sind Würkungen, die die Kräfte eines Menschen übersteigen. Hat Jesus solche Würkungen hervorgebracht, so muß er von einer höhern Kraft dazu geschickt gemacht worden seyn. Diese höhere Kraft kann keine andere seyn als die göttliche. Gott würde ihm sie aber nicht mitgetheilt ha- ben, wenn er die Menschen durch eine falsche Lehre hätte hintergehen wollen. Also muß seine Lehre wahr seyn, und ich bin verbunden sie anzunehmen und zu befolgen.
Unter den Wundern, die Jesu zugeschrieben wer- den, ist seine Auferstehung das größeste. Jst diese erwie- sen, so folgt, daß alle übrigen auch wahr sind oder doch seyn können, und daß seine Lehre, auch die Geheimnisse in derselben, kein Betrug seyn können. Das ist unstrei- tig, antwortete er. Nun wirds darauf ankommen, fuhr ich fort, ob seine Auferstehung erwiesen werden kann. Jch thue wohl am besten, sagte er, daß ich das auf Jhre Autorität annehme. "Nein, Herr Graf, meine
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Heilſame Veraͤnderungen, deren Sie ſich bewußt ſeyn werden, wird die Annahme und Befolgung des Evan- gelii gewiß bey Jhnen wuͤrken. Und dadurch werden Sie immer noch von der Wuͤrkſamkeit des Mittels, wo durch ſie ſind hervorgebracht worden, uͤberzeugt wer- den koͤnnen.
Der andere Weg, der wenigſtens von verſtaͤn- digern Unterſuchern des Chriſtenthums zuerſt ſollte voll- endet werden, iſt die Pruͤfung, ob ſich Jeſus wuͤrklich als einen Geſandten Gottes erwieſen habe. Das konnte er nicht anders, als durch eine goͤttliche Lehre oder durch einen Antrag an die Menſchen, der Gottes wuͤrdig war, und durch Wunder. Jenes geben Sie, in Abſicht auf die Sittenlehre Jeſu, ſchon zu. Koͤnnte Jhnen nun be- wieſen werden, daß Jeſus wuͤrkliche Wunder gethan habe, ſo wuͤrden Sie ſo ſchließen muͤſſen: Wunder ſind Wuͤrkungen, die die Kraͤfte eines Menſchen uͤberſteigen. Hat Jeſus ſolche Wuͤrkungen hervorgebracht, ſo muß er von einer hoͤhern Kraft dazu geſchickt gemacht worden ſeyn. Dieſe hoͤhere Kraft kann keine andere ſeyn als die goͤttliche. Gott wuͤrde ihm ſie aber nicht mitgetheilt ha- ben, wenn er die Menſchen durch eine falſche Lehre haͤtte hintergehen wollen. Alſo muß ſeine Lehre wahr ſeyn, und ich bin verbunden ſie anzunehmen und zu befolgen.
Unter den Wundern, die Jeſu zugeſchrieben wer- den, iſt ſeine Auferſtehung das groͤßeſte. Jſt dieſe erwie- ſen, ſo folgt, daß alle uͤbrigen auch wahr ſind oder doch ſeyn koͤnnen, und daß ſeine Lehre, auch die Geheimniſſe in derſelben, kein Betrug ſeyn koͤnnen. Das iſt unſtrei- tig, antwortete er. Nun wirds darauf ankommen, fuhr ich fort, ob ſeine Auferſtehung erwieſen werden kann. Jch thue wohl am beſten, ſagte er, daß ich das auf Jhre Autoritaͤt annehme. “Nein, Herr Graf, meine
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Heilſame Veraͤnderungen, deren Sie ſich bewußt ſeyn
werden, wird die Annahme und Befolgung des Evan-
gelii gewiß bey Jhnen wuͤrken. Und dadurch werden
Sie immer noch von der Wuͤrkſamkeit des Mittels, wo
durch ſie ſind hervorgebracht worden, uͤberzeugt wer-
den koͤnnen.
Der andere Weg, der wenigſtens von verſtaͤn-
digern Unterſuchern des Chriſtenthums zuerſt ſollte voll-
endet werden, iſt die Pruͤfung, ob ſich Jeſus wuͤrklich
als einen Geſandten Gottes erwieſen habe. Das konnte
er nicht anders, als durch eine goͤttliche Lehre oder durch
einen Antrag an die Menſchen, der Gottes wuͤrdig war,
und durch Wunder. Jenes geben Sie, in Abſicht auf
die Sittenlehre Jeſu, ſchon zu. Koͤnnte Jhnen nun be-
wieſen werden, daß Jeſus wuͤrkliche Wunder gethan
habe, ſo wuͤrden Sie ſo ſchließen muͤſſen: Wunder ſind
Wuͤrkungen, die die Kraͤfte eines Menſchen uͤberſteigen.
Hat Jeſus ſolche Wuͤrkungen hervorgebracht, ſo muß er
von einer hoͤhern Kraft dazu geſchickt gemacht worden
ſeyn. Dieſe hoͤhere Kraft kann keine andere ſeyn als die
goͤttliche. Gott wuͤrde ihm ſie aber nicht mitgetheilt ha-
ben, wenn er die Menſchen durch eine falſche Lehre haͤtte
hintergehen wollen. Alſo muß ſeine Lehre wahr ſeyn,
und ich bin verbunden ſie anzunehmen und zu befolgen.
Unter den Wundern, die Jeſu zugeſchrieben wer-
den, iſt ſeine Auferſtehung das groͤßeſte. Jſt dieſe erwie-
ſen, ſo folgt, daß alle uͤbrigen auch wahr ſind oder doch
ſeyn koͤnnen, und daß ſeine Lehre, auch die Geheimniſſe
in derſelben, kein Betrug ſeyn koͤnnen. Das iſt unſtrei-
tig, antwortete er. Nun wirds darauf ankommen, fuhr
ich fort, ob ſeine Auferſtehung erwieſen werden kann.
Jch thue wohl am beſten, ſagte er, daß ich das auf
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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/90>, abgerufen am 28.07.2024.
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