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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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geschwinde nieder, und bemühete sich den Hals und das Kinn
recht einzupassen. Als die Hand abgehauen war ward der
ganze Körper von Convulsionen ergriffen. Jn dem Augen-
blick, da der Scharfrichter das Beil hob, die Hand ab-
zuhauen, fieng ich an ihm langsam zuzurufen: Halt im
Gedächtniß Jesum Christum, den Gekreuzigten, der
gestorben ist, der auch auferstanden ist! Ehe ich diese
Worte ganz vollendet hatte, lag der Kopf, vom Körper
getrennt, zu meinen Füßen.

Wie wunderbar ist Gott, und wie sorgfältig
nimmt er sich der Menschen an, die noch zur Wahrheit
zurück zu bringen sind! Wie sehr ist aber nicht auch das
Urtheil, welches man über solche Menschen nach den
Grundsätzen des Reichs Gottes fällen muß, von demje-
nigen unterschieden, das die Welt über sie ausspricht!
Wäre Graf Struensee in seinen vorigen Umständen ge-
blieben, und einst eines natürlichen Todes gestorben, so
würde er vielleicht in den Augen der nach dem äußerli-
chen Schein urtheilenden Welt ein großer und erleuchte-
ter Mann für allen Zeiten geheißen haben, wenn er auch
im Grunde ein Lotterbube gewesen wäre. Jtzt hat ihn
die Welt als einen Bösewicht sterben sehen; aber die Art
seines Betragens im Sterben verursacht, daß verständige
Christen ihm die Schande verzeihen, mit der er sein
Leben befleckt hat, und Gott danken, daß er gut gestor-
ben ist.



Eigen-



geſchwinde nieder, und bemuͤhete ſich den Hals und das Kinn
recht einzupaſſen. Als die Hand abgehauen war ward der
ganze Koͤrper von Convulſionen ergriffen. Jn dem Augen-
blick, da der Scharfrichter das Beil hob, die Hand ab-
zuhauen, fieng ich an ihm langſam zuzurufen: Halt im
Gedaͤchtniß Jeſum Chriſtum, den Gekreuzigten, der
geſtorben iſt, der auch auferſtanden iſt! Ehe ich dieſe
Worte ganz vollendet hatte, lag der Kopf, vom Koͤrper
getrennt, zu meinen Fuͤßen.

Wie wunderbar iſt Gott, und wie ſorgfaͤltig
nimmt er ſich der Menſchen an, die noch zur Wahrheit
zuruͤck zu bringen ſind! Wie ſehr iſt aber nicht auch das
Urtheil, welches man uͤber ſolche Menſchen nach den
Grundſaͤtzen des Reichs Gottes faͤllen muß, von demje-
nigen unterſchieden, das die Welt uͤber ſie ausſpricht!
Waͤre Graf Struenſee in ſeinen vorigen Umſtaͤnden ge-
blieben, und einſt eines natuͤrlichen Todes geſtorben, ſo
wuͤrde er vielleicht in den Augen der nach dem aͤußerli-
chen Schein urtheilenden Welt ein großer und erleuchte-
ter Mann fuͤr allen Zeiten geheißen haben, wenn er auch
im Grunde ein Lotterbube geweſen waͤre. Jtzt hat ihn
die Welt als einen Boͤſewicht ſterben ſehen; aber die Art
ſeines Betragens im Sterben verurſacht, daß verſtaͤndige
Chriſten ihm die Schande verzeihen, mit der er ſein
Leben befleckt hat, und Gott danken, daß er gut geſtor-
ben iſt.



Eigen-
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[280/0292] geſchwinde nieder, und bemuͤhete ſich den Hals und das Kinn recht einzupaſſen. Als die Hand abgehauen war ward der ganze Koͤrper von Convulſionen ergriffen. Jn dem Augen- blick, da der Scharfrichter das Beil hob, die Hand ab- zuhauen, fieng ich an ihm langſam zuzurufen: Halt im Gedaͤchtniß Jeſum Chriſtum, den Gekreuzigten, der geſtorben iſt, der auch auferſtanden iſt! Ehe ich dieſe Worte ganz vollendet hatte, lag der Kopf, vom Koͤrper getrennt, zu meinen Fuͤßen. Wie wunderbar iſt Gott, und wie ſorgfaͤltig nimmt er ſich der Menſchen an, die noch zur Wahrheit zuruͤck zu bringen ſind! Wie ſehr iſt aber nicht auch das Urtheil, welches man uͤber ſolche Menſchen nach den Grundſaͤtzen des Reichs Gottes faͤllen muß, von demje- nigen unterſchieden, das die Welt uͤber ſie ausſpricht! Waͤre Graf Struenſee in ſeinen vorigen Umſtaͤnden ge- blieben, und einſt eines natuͤrlichen Todes geſtorben, ſo wuͤrde er vielleicht in den Augen der nach dem aͤußerli- chen Schein urtheilenden Welt ein großer und erleuchte- ter Mann fuͤr allen Zeiten geheißen haben, wenn er auch im Grunde ein Lotterbube geweſen waͤre. Jtzt hat ihn die Welt als einen Boͤſewicht ſterben ſehen; aber die Art ſeines Betragens im Sterben verurſacht, daß verſtaͤndige Chriſten ihm die Schande verzeihen, mit der er ſein Leben befleckt hat, und Gott danken, daß er gut geſtor- ben iſt. Eigen-

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/292>, abgerufen am 23.11.2024.