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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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erwiesen werden können. Es ist genug, wenn nur solche
Prädicäte von ihm vorkommen, die niemand sonst zukom-
men können, als der Gott ist. Das finden wir aber
1 Cor. 2, 10-11. Hier wird dem Geiste die Allwissenheit
beygelegt, die genaueste Erkenntniß auch des Verborgen-
sten, was in Gott ist. Paulus setzt hinzu: So wie das,
was im Menschen verborgen ist, niemand wissen kann,
als der Geist des Menschen selbst, so weiß auch keiner
die Geheimnisse der Gottheit, als der Geist Gottes. Der
Geist Gottes erkennet also das, was niemand als Gott
selbst erkennen kann: folglich muß er Gott seyn. --
Auch in der schon angeführten Stelle, Matth. 28, 19.
liegt ein gültiger Beweis der Gottheit des heiligen Gei-
stes. Die Heiden sollen auf seinen Nahmen eben sowohl,
als auf den Nahmen des Vaters und Sohns getauft,
daß ist, verpflichtet werden alle drey auf einerley Art zu
verehren. Nun aber sollen sie den Vater und Sohn
als Gott verehren. Also auch den heiligen Geist.

Dieß ist nun, fuhr ich fort, das Geheimniß der
Dreyeinigkeit. Ob es etwas der Vernunft widerspre-
chendes enthalte, das läßt sich auf eben die Art beurthei-
len, wie schon beurtheilt ist, ob die Lehre, Christus ist
Gott, wie der Vater Gott ist, widersprechen sey. Die
Schwürigkeit, die wir bey der Sache finden, liegt nicht
darin, daß gerade drey Personen in dem einigen göttli-
chen Wesen angenommen werden, sondern darin, daß
ihrer mehrere, als eine einzige, sind. Haben wir also
gesehen, daß Vater und Sohn, ohne der Einheit Gottes
Abbruch zu thun, und also der Vernunft zu widerspre-
chen, beyde Gott seyn können, so muß es auch, wenn
es in der Schrift gelehrt wird, keinen Widerspruch in
sich fassen, daß nebst dem Vater und Sohne auch der
heilige Geist Gott sey.

Endlich



erwieſen werden koͤnnen. Es iſt genug, wenn nur ſolche
Praͤdicaͤte von ihm vorkommen, die niemand ſonſt zukom-
men koͤnnen, als der Gott iſt. Das finden wir aber
1 Cor. 2, 10-11. Hier wird dem Geiſte die Allwiſſenheit
beygelegt, die genaueſte Erkenntniß auch des Verborgen-
ſten, was in Gott iſt. Paulus ſetzt hinzu: So wie das,
was im Menſchen verborgen iſt, niemand wiſſen kann,
als der Geiſt des Menſchen ſelbſt, ſo weiß auch keiner
die Geheimniſſe der Gottheit, als der Geiſt Gottes. Der
Geiſt Gottes erkennet alſo das, was niemand als Gott
ſelbſt erkennen kann: folglich muß er Gott ſeyn. —
Auch in der ſchon angefuͤhrten Stelle, Matth. 28, 19.
liegt ein guͤltiger Beweis der Gottheit des heiligen Gei-
ſtes. Die Heiden ſollen auf ſeinen Nahmen eben ſowohl,
als auf den Nahmen des Vaters und Sohns getauft,
daß iſt, verpflichtet werden alle drey auf einerley Art zu
verehren. Nun aber ſollen ſie den Vater und Sohn
als Gott verehren. Alſo auch den heiligen Geiſt.

Dieß iſt nun, fuhr ich fort, das Geheimniß der
Dreyeinigkeit. Ob es etwas der Vernunft widerſpre-
chendes enthalte, das laͤßt ſich auf eben die Art beurthei-
len, wie ſchon beurtheilt iſt, ob die Lehre, Chriſtus iſt
Gott, wie der Vater Gott iſt, widerſprechen ſey. Die
Schwuͤrigkeit, die wir bey der Sache finden, liegt nicht
darin, daß gerade drey Perſonen in dem einigen goͤttli-
chen Weſen angenommen werden, ſondern darin, daß
ihrer mehrere, als eine einzige, ſind. Haben wir alſo
geſehen, daß Vater und Sohn, ohne der Einheit Gottes
Abbruch zu thun, und alſo der Vernunft zu widerſpre-
chen, beyde Gott ſeyn koͤnnen, ſo muß es auch, wenn
es in der Schrift gelehrt wird, keinen Widerſpruch in
ſich faſſen, daß nebſt dem Vater und Sohne auch der
heilige Geiſt Gott ſey.

Endlich
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[170/0182] erwieſen werden koͤnnen. Es iſt genug, wenn nur ſolche Praͤdicaͤte von ihm vorkommen, die niemand ſonſt zukom- men koͤnnen, als der Gott iſt. Das finden wir aber 1 Cor. 2, 10-11. Hier wird dem Geiſte die Allwiſſenheit beygelegt, die genaueſte Erkenntniß auch des Verborgen- ſten, was in Gott iſt. Paulus ſetzt hinzu: So wie das, was im Menſchen verborgen iſt, niemand wiſſen kann, als der Geiſt des Menſchen ſelbſt, ſo weiß auch keiner die Geheimniſſe der Gottheit, als der Geiſt Gottes. Der Geiſt Gottes erkennet alſo das, was niemand als Gott ſelbſt erkennen kann: folglich muß er Gott ſeyn. — Auch in der ſchon angefuͤhrten Stelle, Matth. 28, 19. liegt ein guͤltiger Beweis der Gottheit des heiligen Gei- ſtes. Die Heiden ſollen auf ſeinen Nahmen eben ſowohl, als auf den Nahmen des Vaters und Sohns getauft, daß iſt, verpflichtet werden alle drey auf einerley Art zu verehren. Nun aber ſollen ſie den Vater und Sohn als Gott verehren. Alſo auch den heiligen Geiſt. Dieß iſt nun, fuhr ich fort, das Geheimniß der Dreyeinigkeit. Ob es etwas der Vernunft widerſpre- chendes enthalte, das laͤßt ſich auf eben die Art beurthei- len, wie ſchon beurtheilt iſt, ob die Lehre, Chriſtus iſt Gott, wie der Vater Gott iſt, widerſprechen ſey. Die Schwuͤrigkeit, die wir bey der Sache finden, liegt nicht darin, daß gerade drey Perſonen in dem einigen goͤttli- chen Weſen angenommen werden, ſondern darin, daß ihrer mehrere, als eine einzige, ſind. Haben wir alſo geſehen, daß Vater und Sohn, ohne der Einheit Gottes Abbruch zu thun, und alſo der Vernunft zu widerſpre- chen, beyde Gott ſeyn koͤnnen, ſo muß es auch, wenn es in der Schrift gelehrt wird, keinen Widerſpruch in ſich faſſen, daß nebſt dem Vater und Sohne auch der heilige Geiſt Gott ſey. Endlich

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/182>, abgerufen am 24.11.2024.