Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.tester, Sie mit ihm versöhnt! Wird er Jhnen die Gnade des ewigen Lebens versagen? Jst doch Christus, der Sohn Gottes, Jhr alles vermögender Fürsprecher! Gott sey hochgelobt, der Sie fähig gemacht hat, so herrliche Hoffnungen zu haben, die Jhnen keine Macht und Herr- lichkeit und Lust der Welt, die Jhnen keine Vernunft geben konnte. Er erhalte sie Jhnen bis ans Ende um seines Sohns willen! Der Graf war sehr gerührt, und versprach den Er erinnerte sich, wir wären einmahl über den Noch
teſter, Sie mit ihm verſoͤhnt! Wird er Jhnen die Gnade des ewigen Lebens verſagen? Jſt doch Chriſtus, der Sohn Gottes, Jhr alles vermoͤgender Fuͤrſprecher! Gott ſey hochgelobt, der Sie faͤhig gemacht hat, ſo herrliche Hoffnungen zu haben, die Jhnen keine Macht und Herr- lichkeit und Luſt der Welt, die Jhnen keine Vernunft geben konnte. Er erhalte ſie Jhnen bis ans Ende um ſeines Sohns willen! Der Graf war ſehr geruͤhrt, und verſprach den Er erinnerte ſich, wir waͤren einmahl uͤber den Noch
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teſter, Sie mit ihm verſoͤhnt! Wird er Jhnen die Gnade
des ewigen Lebens verſagen? Jſt doch Chriſtus, der
Sohn Gottes, Jhr alles vermoͤgender Fuͤrſprecher! Gott
ſey hochgelobt, der Sie faͤhig gemacht hat, ſo herrliche
Hoffnungen zu haben, die Jhnen keine Macht und Herr-
lichkeit und Luſt der Welt, die Jhnen keine Vernunft
geben konnte. Er erhalte ſie Jhnen bis ans Ende um
ſeines Sohns willen!
Der Graf war ſehr geruͤhrt, und verſprach den
ſchriftlichen Aufſatz, den ich ihm uͤber die heute abgehan-
delte Materie zuruͤckließ, mit Nachdenken durchzugehen,
wie er dann auch die vorigen Blaͤtter vor ſich liegen
hatte, um ſie wieder durchzuleſen, und ſich in der Ver-
bindung zu erhalten.
Er erinnerte ſich, wir waͤren einmahl uͤber den
Gedanken einig geweſen, daß die Vernunft nicht von
ſelbſt die Lehre von der Verſoͤhnung haͤtte erfinden koͤnnen.
Aber es haͤtten doch viele heidniſche Voͤlker Gott durch
Opfer zu verſoͤhnen geſucht. Jch antwortete: daß der
ſuͤndige Menſch ſuchen muͤſſe, Gott zu verſoͤhnen, das
lehre ihn wohl ſein Gewiſſen. Daß man dazu die Opfer
fuͤr ein dienliches Mittel gehalten habe, das koͤnne ſich
in der juͤdiſchen Offenbahrung gruͤnden, auch haͤtte wohl
die bloße Vernunft darauf verfallen koͤnnen, weil die
Opfer ein thaͤtiger Beweis waͤren, daß man ſich lieber
von ſeinen Guͤtern etwas entziehen, als das Gefuͤhl und
Bewußtſeyn des goͤttlichen Misfallens an ſich beybehal-
ten wolle. Daß aber Gott ſelbſt ſeinen Sohn zum Opfer
hingeben ſollte, das ſey die Art der Verſoͤhnung, von der
wir beyde behauptet haͤtten, daß die Vernunft ſie nicht
von ſelbſt haͤtte erfinden koͤnnen. Und davon ſey auch
ihre Abgeneigtheit gegen dieſe Lehre ein ſicherer Beweis.
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