Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Mariane fuhr zusammen bei diesen Worten, und sah mit steigender Angst den Eindruck derselben auf Ferdinands Gesichte sich malen. Er antwortete nichts, sah den Kammerrath mit starren Augen an, wurde blaß, seine Lippen zitterten, er schien aufstehen zu wollen. "Lieber Herr Albus!" sagte Mariane, mit so rührender Bitte, daß ich, der unbetheiligte Hörer, augenblicklich den Andrang von Thränen in meinen Augen fühlte. Das reizende Geschöpf schien über die Leidenschaften ihres Geliebten mit zauberischer Allmacht zu herrschen. Er schlug die Augen nieder, erhob sie dann langsam auf Marianen, und sagte mit einem leisen Seufzer: "Welche Frage!" Das Mädchen blickte mich bittend an. Ich konnte sie nicht mißverstehen, und hob die Tafel auf. Mariane fuhr zusammen bei diesen Worten, und sah mit steigender Angst den Eindruck derselben auf Ferdinands Gesichte sich malen. Er antwortete nichts, sah den Kammerrath mit starren Augen an, wurde blaß, seine Lippen zitterten, er schien aufstehen zu wollen. „Lieber Herr Albus!“ sagte Mariane, mit so rührender Bitte, daß ich, der unbetheiligte Hörer, augenblicklich den Andrang von Thränen in meinen Augen fühlte. Das reizende Geschöpf schien über die Leidenschaften ihres Geliebten mit zauberischer Allmacht zu herrschen. Er schlug die Augen nieder, erhob sie dann langsam auf Marianen, und sagte mit einem leisen Seufzer: „Welche Frage!“ Das Mädchen blickte mich bittend an. Ich konnte sie nicht mißverstehen, und hob die Tafel auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0080" n="60"/> <p>Mariane fuhr zusammen bei diesen Worten, und sah mit steigender Angst den Eindruck derselben auf Ferdinands Gesichte sich malen. Er antwortete nichts, sah den Kammerrath mit starren Augen an, wurde blaß, seine Lippen zitterten, er schien aufstehen zu wollen.</p> <p>„Lieber Herr Albus!“ sagte Mariane, mit so rührender Bitte, daß ich, der unbetheiligte Hörer, augenblicklich den Andrang von Thränen in meinen Augen fühlte. Das reizende Geschöpf schien über die Leidenschaften ihres Geliebten mit zauberischer Allmacht zu herrschen. Er schlug die Augen nieder, erhob sie dann langsam auf Marianen, und sagte mit einem leisen Seufzer: „Welche Frage!“ Das Mädchen blickte mich bittend an. Ich konnte sie nicht mißverstehen, und hob die Tafel auf.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0080]
Mariane fuhr zusammen bei diesen Worten, und sah mit steigender Angst den Eindruck derselben auf Ferdinands Gesichte sich malen. Er antwortete nichts, sah den Kammerrath mit starren Augen an, wurde blaß, seine Lippen zitterten, er schien aufstehen zu wollen.
„Lieber Herr Albus!“ sagte Mariane, mit so rührender Bitte, daß ich, der unbetheiligte Hörer, augenblicklich den Andrang von Thränen in meinen Augen fühlte. Das reizende Geschöpf schien über die Leidenschaften ihres Geliebten mit zauberischer Allmacht zu herrschen. Er schlug die Augen nieder, erhob sie dann langsam auf Marianen, und sagte mit einem leisen Seufzer: „Welche Frage!“ Das Mädchen blickte mich bittend an. Ich konnte sie nicht mißverstehen, und hob die Tafel auf.
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/80>, abgerufen am 31.07.2024. |