Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Ich richtete ihn sanft von meiner Schulter auf, reichte ihm mein Tuch zum Trocknen seiner benetzten Wangen, und fuhr erst nach einigen Minuten in der schmerzlichen Ausfragung fort. "Die Mahnung des Sterbenden an Ihre eigne Rettung war, in diesem Augenblicke, so edelherzig als besonnen; die Flucht des Räubers und Ihr Schuß nach ihm stellten Sie nicht sicher vor einer Kugel aus dem Gebüsch. Sie verließen sogleich den Platz der Gefahr?" Er verneinte stumm. Ich glaubte auf Nebendinge ablenken zu müssen, die nicht unmittelbar das Bild des Verscheidenden in ihm auffrischen möchten. "Sie sind im Besitz Ihrer Waffe geblieben?" Ich richtete ihn sanft von meiner Schulter auf, reichte ihm mein Tuch zum Trocknen seiner benetzten Wangen, und fuhr erst nach einigen Minuten in der schmerzlichen Ausfragung fort. „Die Mahnung des Sterbenden an Ihre eigne Rettung war, in diesem Augenblicke, so edelherzig als besonnen; die Flucht des Räubers und Ihr Schuß nach ihm stellten Sie nicht sicher vor einer Kugel aus dem Gebüsch. Sie verließen sogleich den Platz der Gefahr?“ Er verneinte stumm. Ich glaubte auf Nebendinge ablenken zu müssen, die nicht unmittelbar das Bild des Verscheidenden in ihm auffrischen möchten. „Sie sind im Besitz Ihrer Waffe geblieben?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="15"/> Ich richtete ihn sanft von meiner Schulter auf, reichte ihm mein Tuch zum Trocknen seiner benetzten Wangen, und fuhr erst nach einigen Minuten in der schmerzlichen Ausfragung fort.</p> <p>„Die Mahnung des Sterbenden an Ihre <hi rendition="#g">eigne</hi> Rettung war, in <hi rendition="#g">diesem</hi> Augenblicke, so edelherzig als besonnen; die Flucht des Räubers und Ihr Schuß nach ihm stellten Sie nicht sicher vor einer Kugel aus dem Gebüsch. Sie verließen sogleich den Platz der Gefahr?“</p> <p>Er verneinte stumm. Ich glaubte auf Nebendinge ablenken zu müssen, die nicht unmittelbar das Bild des Verscheidenden in ihm auffrischen möchten.</p> <p>„Sie sind im Besitz Ihrer Waffe geblieben?“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0035]
Ich richtete ihn sanft von meiner Schulter auf, reichte ihm mein Tuch zum Trocknen seiner benetzten Wangen, und fuhr erst nach einigen Minuten in der schmerzlichen Ausfragung fort.
„Die Mahnung des Sterbenden an Ihre eigne Rettung war, in diesem Augenblicke, so edelherzig als besonnen; die Flucht des Räubers und Ihr Schuß nach ihm stellten Sie nicht sicher vor einer Kugel aus dem Gebüsch. Sie verließen sogleich den Platz der Gefahr?“
Er verneinte stumm. Ich glaubte auf Nebendinge ablenken zu müssen, die nicht unmittelbar das Bild des Verscheidenden in ihm auffrischen möchten.
„Sie sind im Besitz Ihrer Waffe geblieben?“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/35 |
Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/35>, abgerufen am 08.07.2024. |