Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.Eid thun müßte, keinen Menschen umzubringen, es wäre denn in dringender Gefahr des eigenen Lebens. Diesen Eid wollte er auch pünktlich gehalten haben; allein die Aeußerung des Instructions-Richters, daß dies die verwirkte, und jenseits des Rheins schon über ihn ausgesprochene Strafe seiner früheren Mordthaten nicht mindern könne, bewog ihn zu dem Geständniß, daß er denselben, kurz vor seiner neuen Gefangennehmung, doch einmal gebrochen habe, woran eigentlich der Wald-Hauptmann selbst schuld gewesen, weil er ihm ein Gewehr geschenkt, das kaum halben Arms lang gewesen, und dennoch 200 Schritte weit habe schießen sollen. Mit dieser "Klatzschbüchse" liegt er im Busche am Wege, sieht zwei Herren vorbeigehen, und hört, daß der Eine zum Andern sagt: "Was schleppst Du jetzt 8000 Thaler nach M...?" Das lockt ihn zwar, sein früheres, freieres Handwerk Eid thun müßte, keinen Menschen umzubringen, es wäre denn in dringender Gefahr des eigenen Lebens. Diesen Eid wollte er auch pünktlich gehalten haben; allein die Aeußerung des Instructions-Richters, daß dies die verwirkte, und jenseits des Rheins schon über ihn ausgesprochene Strafe seiner früheren Mordthaten nicht mindern könne, bewog ihn zu dem Geständniß, daß er denselben, kurz vor seiner neuen Gefangennehmung, doch einmal gebrochen habe, woran eigentlich der Wald-Hauptmann selbst schuld gewesen, weil er ihm ein Gewehr geschenkt, das kaum halben Arms lang gewesen, und dennoch 200 Schritte weit habe schießen sollen. Mit dieser „Klatzschbüchse“ liegt er im Busche am Wege, sieht zwei Herren vorbeigehen, und hört, daß der Eine zum Andern sagt: „Was schleppst Du jetzt 8000 Thaler nach M…?“ Das lockt ihn zwar, sein früheres, freieres Handwerk <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0206" n="186"/> Eid thun müßte, keinen <hi rendition="#g">Menschen</hi> umzubringen, es wäre denn in dringender Gefahr des eigenen Lebens. Diesen Eid wollte er auch pünktlich gehalten haben; allein die Aeußerung des Instructions-Richters, daß dies die verwirkte, und jenseits des Rheins schon über ihn ausgesprochene Strafe seiner früheren Mordthaten nicht mindern könne, bewog ihn zu dem Geständniß, daß er denselben, kurz vor seiner neuen Gefangennehmung, <hi rendition="#g">doch</hi> einmal gebrochen habe, woran eigentlich der Wald-<hi rendition="#g">Haupt</hi>mann selbst schuld gewesen, weil er ihm ein Gewehr geschenkt, das kaum halben Arms lang gewesen, und dennoch 200 Schritte weit habe schießen sollen. Mit dieser „Klatzschbüchse“ liegt er im Busche am Wege, sieht zwei Herren vorbeigehen, und hört, daß der Eine zum Andern sagt: „Was schleppst Du jetzt 8000 Thaler nach M…?“ Das lockt ihn zwar, sein früheres, <hi rendition="#g">freieres</hi> Handwerk </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0206]
Eid thun müßte, keinen Menschen umzubringen, es wäre denn in dringender Gefahr des eigenen Lebens. Diesen Eid wollte er auch pünktlich gehalten haben; allein die Aeußerung des Instructions-Richters, daß dies die verwirkte, und jenseits des Rheins schon über ihn ausgesprochene Strafe seiner früheren Mordthaten nicht mindern könne, bewog ihn zu dem Geständniß, daß er denselben, kurz vor seiner neuen Gefangennehmung, doch einmal gebrochen habe, woran eigentlich der Wald-Hauptmann selbst schuld gewesen, weil er ihm ein Gewehr geschenkt, das kaum halben Arms lang gewesen, und dennoch 200 Schritte weit habe schießen sollen. Mit dieser „Klatzschbüchse“ liegt er im Busche am Wege, sieht zwei Herren vorbeigehen, und hört, daß der Eine zum Andern sagt: „Was schleppst Du jetzt 8000 Thaler nach M…?“ Das lockt ihn zwar, sein früheres, freieres Handwerk
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/206 |
Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/206>, abgerufen am 08.07.2024. |