Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie gesetzmäßig auch immer die ausgesprochene Strafe seyn mochte; die Entscheidungsgründe waren wenigstens nicht denkgesetzmäßig. Albus hörte sie bei der Publikation mit Erstaunen, mit Unwillen, endlich mit so sichtbarem Ingrimm an, daß ich einem heftigen Ausbruch seines tiefverwundeten moralischen Ehrgefühls entgegen sah. Doch sobald er die Straf-Bestimmung vernahm, legte sich plötzlich der Sturm seines Gemüths, und sein Gesicht wurde heiter.

"Das ist gerecht," sagte er: "das ist das Recht, welches ich fordern kann, weil ich es verdient habe. Aber großer Gott, was sind das für Menschen! Mußten sie mich denn in ihrer Vorstellung erst zum Teufel machen, um zur Versöhnung mit Gott mir den Weg zu eröffnen?"

Als ich ihm mit Bekümmerniß eröffnete, daß ich nunmehro genöthiget seyn würde, ihm

Wie gesetzmäßig auch immer die ausgesprochene Strafe seyn mochte; die Entscheidungsgründe waren wenigstens nicht denkgesetzmäßig. Albus hörte sie bei der Publikation mit Erstaunen, mit Unwillen, endlich mit so sichtbarem Ingrimm an, daß ich einem heftigen Ausbruch seines tiefverwundeten moralischen Ehrgefühls entgegen sah. Doch sobald er die Straf-Bestimmung vernahm, legte sich plötzlich der Sturm seines Gemüths, und sein Gesicht wurde heiter.

Das ist gerecht,“ sagte er: „das ist das Recht, welches ich fordern kann, weil ich es verdient habe. Aber großer Gott, was sind das für Menschen! Mußten sie mich denn in ihrer Vorstellung erst zum Teufel machen, um zur Versöhnung mit Gott mir den Weg zu eröffnen?“

Als ich ihm mit Bekümmerniß eröffnete, daß ich nunmehro genöthiget seyn würde, ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0173" n="153"/>
          <p>Wie gesetzmäßig auch immer die ausgesprochene Strafe seyn mochte; die Entscheidungsgründe waren wenigstens nicht <hi rendition="#g">denk</hi>gesetzmäßig. Albus hörte sie bei der Publikation mit Erstaunen, mit Unwillen, endlich mit so sichtbarem Ingrimm an, daß ich einem heftigen Ausbruch seines tiefverwundeten moralischen Ehrgefühls entgegen sah. Doch sobald er die Straf-Bestimmung vernahm, legte sich plötzlich der Sturm seines Gemüths, und sein Gesicht wurde heiter.</p>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Das</hi> ist gerecht,&#x201C; sagte er: &#x201E;das ist das Recht, welches ich fordern kann, weil ich es verdient habe. Aber großer Gott, was sind das für Menschen! Mußten sie mich denn in ihrer Vorstellung erst zum <hi rendition="#g">Teufel</hi> machen, um zur Versöhnung mit Gott mir den Weg zu eröffnen?&#x201C;</p>
          <p>Als ich ihm mit Bekümmerniß eröffnete, daß ich nunmehro genöthiget seyn würde, ihm
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0173] Wie gesetzmäßig auch immer die ausgesprochene Strafe seyn mochte; die Entscheidungsgründe waren wenigstens nicht denkgesetzmäßig. Albus hörte sie bei der Publikation mit Erstaunen, mit Unwillen, endlich mit so sichtbarem Ingrimm an, daß ich einem heftigen Ausbruch seines tiefverwundeten moralischen Ehrgefühls entgegen sah. Doch sobald er die Straf-Bestimmung vernahm, legte sich plötzlich der Sturm seines Gemüths, und sein Gesicht wurde heiter. „Das ist gerecht,“ sagte er: „das ist das Recht, welches ich fordern kann, weil ich es verdient habe. Aber großer Gott, was sind das für Menschen! Mußten sie mich denn in ihrer Vorstellung erst zum Teufel machen, um zur Versöhnung mit Gott mir den Weg zu eröffnen?“ Als ich ihm mit Bekümmerniß eröffnete, daß ich nunmehro genöthiget seyn würde, ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-02T10:45:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
GDZ Göttingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-02T10:45:31Z)
UB Leipzig: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 38-0-637:15785; Bilder 0107 bis 0110) (2013-01-02T10:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-02T10:45:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/173
Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/173>, abgerufen am 22.11.2024.