Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829."Bitte, ein Gläschen Ungar anzunehmen. Acten? Hm! Werden nicht dick seyn, und das beste Actenstück ist immer des Inquisiten Person. Werde mich also selbst einstellen. Der Herr Criminalrichter interessiren sich für die Sache, können mir inzwischen Ihre Privat-Ansicht mittheilen." Ich gab ihm den Hauptinhalt des Verhörs. Er hörte Anfangs schlau lauernd zu, als ob es ihm weniger um den Fall zu thun wäre, als um die Durchschauung meines Innern, und ich schrieb es bloß dem Weine zu, dem er fleißig zusprach, daß nach und nach seine Augen diesen unangenehmen Ausdruck verloren, und ein lebhafteres Feuer annahmen. Ich hatte mich geirrt. "Prächtiger Fall!" rief er aus. "Eine Grenzlinie zwischen Absicht und Zufall, That „Bitte, ein Gläschen Ungar anzunehmen. Acten? Hm! Werden nicht dick seyn, und das beste Actenstück ist immer des Inquisiten Person. Werde mich also selbst einstellen. Der Herr Criminalrichter interessiren sich für die Sache, können mir inzwischen Ihre Privat-Ansicht mittheilen.“ Ich gab ihm den Hauptinhalt des Verhörs. Er hörte Anfangs schlau lauernd zu, als ob es ihm weniger um den Fall zu thun wäre, als um die Durchschauung meines Innern, und ich schrieb es bloß dem Weine zu, dem er fleißig zusprach, daß nach und nach seine Augen diesen unangenehmen Ausdruck verloren, und ein lebhafteres Feuer annahmen. Ich hatte mich geirrt. „Prächtiger Fall!“ rief er aus. „Eine Grenzlinie zwischen Absicht und Zufall, That <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0167" n="147"/> <p>„Bitte, ein Gläschen Ungar anzunehmen. Acten? Hm! Werden nicht dick seyn, und das beste Actenstück ist immer des Inquisiten Person. Werde mich also selbst einstellen. Der Herr Criminalrichter interessiren sich für die Sache, können mir inzwischen Ihre Privat-Ansicht mittheilen.“</p> <p>Ich gab ihm den Hauptinhalt des Verhörs. Er hörte Anfangs schlau lauernd zu, als ob es ihm weniger um den Fall zu thun wäre, als um die Durchschauung meines Innern, und ich schrieb es bloß dem Weine zu, dem er fleißig zusprach, daß nach und nach seine Augen diesen unangenehmen Ausdruck verloren, und ein lebhafteres Feuer annahmen. Ich hatte mich geirrt.</p> <p>„Prächtiger Fall!“ rief er aus. „Eine Grenzlinie zwischen Absicht und Zufall, That </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0167]
„Bitte, ein Gläschen Ungar anzunehmen. Acten? Hm! Werden nicht dick seyn, und das beste Actenstück ist immer des Inquisiten Person. Werde mich also selbst einstellen. Der Herr Criminalrichter interessiren sich für die Sache, können mir inzwischen Ihre Privat-Ansicht mittheilen.“
Ich gab ihm den Hauptinhalt des Verhörs. Er hörte Anfangs schlau lauernd zu, als ob es ihm weniger um den Fall zu thun wäre, als um die Durchschauung meines Innern, und ich schrieb es bloß dem Weine zu, dem er fleißig zusprach, daß nach und nach seine Augen diesen unangenehmen Ausdruck verloren, und ein lebhafteres Feuer annahmen. Ich hatte mich geirrt.
„Prächtiger Fall!“ rief er aus. „Eine Grenzlinie zwischen Absicht und Zufall, That
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Zitationshilfe: | Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/167>, abgerufen am 16.02.2025. |