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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Taxen bezahlen kann, und daß die Obligationen
wirklich al pari stehen.

In England drücken wohl die Taxen,
und die Obligationen verlieren gegen 40 pCt.,
haben im Jahre 1797 sogar 52 pCt verloren:
ein Beweis, daß also wirklich eine Schuld ein-
gegangen, daß ein noch nicht vorhändenes Capi-
tal angegriffen ist, daß Tilgungen nothwendig
sind. Durch Tilgungen von solcher Art, wie Wil-
liam Pitt sie angeordnet hat, sollen die Pa-
piere zum Pari heraufgebracht werden, was in
England der Fall seyn würde, wenn nur ein
Drittel des gesammten Capitals getilgt, und al-
so auch die Zinsen-Taxen auf zwei Drittel ihres
bisherigen Belaufs herabgesetzt würden. Was an
der sämmtlichen sogenannten National-Schuld
wirkliche Schuld ist, wäre nun abgetragen,
und es würde eine falsche Gewissenhaftigkeit seyn,
die durch das ganze Fundirungs-System in das
Interesse der Regierung noch enger verflochtene
Nation völlig abzufinden, oder Regierung und
Nation völlig aus einander zu setzen.

Ich habe dieses große Beispiel angeführt,
um zu zeigen, daß vieles, was wir für eine
der Zukunft aufgelegte Bürde oder für
eine wirkliche Anleihe halten, nichts
Anderes ist, als Realisation eines wirk-

Müllers Elemente. II. [23]

Taxen bezahlen kann, und daß die Obligationen
wirklich al pari ſtehen.

In England druͤcken wohl die Taxen,
und die Obligationen verlieren gegen 40 pCt.,
haben im Jahre 1797 ſogar 52 pCt verloren:
ein Beweis, daß alſo wirklich eine Schuld ein-
gegangen, daß ein noch nicht vorhaͤndenes Capi-
tal angegriffen iſt, daß Tilgungen nothwendig
ſind. Durch Tilgungen von ſolcher Art, wie Wil-
liam Pitt ſie angeordnet hat, ſollen die Pa-
piere zum Pari heraufgebracht werden, was in
England der Fall ſeyn wuͤrde, wenn nur ein
Drittel des geſammten Capitals getilgt, und al-
ſo auch die Zinſen-Taxen auf zwei Drittel ihres
bisherigen Belaufs herabgeſetzt wuͤrden. Was an
der ſaͤmmtlichen ſogenannten National-Schuld
wirkliche Schuld iſt, waͤre nun abgetragen,
und es wuͤrde eine falſche Gewiſſenhaftigkeit ſeyn,
die durch das ganze Fundirungs-Syſtem in das
Intereſſe der Regierung noch enger verflochtene
Nation voͤllig abzufinden, oder Regierung und
Nation voͤllig aus einander zu ſetzen.

Ich habe dieſes große Beiſpiel angefuͤhrt,
um zu zeigen, daß vieles, was wir fuͤr eine
der Zukunft aufgelegte Buͤrde oder fuͤr
eine wirkliche Anleihe halten, nichts
Anderes iſt, als Realiſation eines wirk-

Müllers Elemente. II. [23]
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[353/0361] Taxen bezahlen kann, und daß die Obligationen wirklich al pari ſtehen. In England druͤcken wohl die Taxen, und die Obligationen verlieren gegen 40 pCt., haben im Jahre 1797 ſogar 52 pCt verloren: ein Beweis, daß alſo wirklich eine Schuld ein- gegangen, daß ein noch nicht vorhaͤndenes Capi- tal angegriffen iſt, daß Tilgungen nothwendig ſind. Durch Tilgungen von ſolcher Art, wie Wil- liam Pitt ſie angeordnet hat, ſollen die Pa- piere zum Pari heraufgebracht werden, was in England der Fall ſeyn wuͤrde, wenn nur ein Drittel des geſammten Capitals getilgt, und al- ſo auch die Zinſen-Taxen auf zwei Drittel ihres bisherigen Belaufs herabgeſetzt wuͤrden. Was an der ſaͤmmtlichen ſogenannten National-Schuld wirkliche Schuld iſt, waͤre nun abgetragen, und es wuͤrde eine falſche Gewiſſenhaftigkeit ſeyn, die durch das ganze Fundirungs-Syſtem in das Intereſſe der Regierung noch enger verflochtene Nation voͤllig abzufinden, oder Regierung und Nation voͤllig aus einander zu ſetzen. Ich habe dieſes große Beiſpiel angefuͤhrt, um zu zeigen, daß vieles, was wir fuͤr eine der Zukunft aufgelegte Buͤrde oder fuͤr eine wirkliche Anleihe halten, nichts Anderes iſt, als Realiſation eines wirk- Müllers Elemente. II. [23]

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/361>, abgerufen am 23.11.2024.