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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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unterlegen wollen: es will dies Geschlecht be-
freien von der unwürdigen Sklaverei der Sa-
chen; es will dem Leben der Menschen eine an-
dre und alte Basis wieder unterlegen, will die
Einzelnen zurückführen in sich selbst, und sie
wieder der einzigen Bürgschaft theilhaftig ma-
chen, die es für die leicht vergänglichen Glie-
der eines unsterblichen Geschlechtes geben kann.

Lassen Sie uns den Fall annehmen, daß der
gesammte Nominal-Werth der K. Oestreichischen
Papiere in einem Moment durch eben so viel
baares Conventionsgeld in allen Privat-Cassen
ersetzt werden könnte. Im auswärtigen Handel,
in Wien, in Triest und Augsburg, würde sich
eine glückliche Wendung aller Geschäfte bemer-
ken lassen; die Industrie würde augenblicklich be-
lebt, vielleicht der Zustand aller einzelnen Unter-
thanen verbessert werden: aber der interet ge-
neral
dieser Monarchie würde ohne Zweifel da-
bei verlieren. Es ist eine glückliche Folge von
den ersten Unglücksfällen eines Staates, welche
eine beträchtliche Papier-Circulation herbeifüh-
ren, vorzüglich in Zeiten eines allgemeinen welt-
bürgerlichen Interesse, wie die jetzigen, daß das
Interesse der von einer Papier-Circulation ab-
hängigen Völker näher an den Suverän, näher
an den, das Papier verbürgenden, besonderen

unterlegen wollen: es will dies Geſchlecht be-
freien von der unwuͤrdigen Sklaverei der Sa-
chen; es will dem Leben der Menſchen eine an-
dre und alte Baſis wieder unterlegen, will die
Einzelnen zuruͤckfuͤhren in ſich ſelbſt, und ſie
wieder der einzigen Buͤrgſchaft theilhaftig ma-
chen, die es fuͤr die leicht vergaͤnglichen Glie-
der eines unſterblichen Geſchlechtes geben kann.

Laſſen Sie uns den Fall annehmen, daß der
geſammte Nominal-Werth der K. Oeſtreichiſchen
Papiere in einem Moment durch eben ſo viel
baares Conventionsgeld in allen Privat-Caſſen
erſetzt werden koͤnnte. Im auswaͤrtigen Handel,
in Wien, in Trieſt und Augsburg, wuͤrde ſich
eine gluͤckliche Wendung aller Geſchaͤfte bemer-
ken laſſen; die Induſtrie wuͤrde augenblicklich be-
lebt, vielleicht der Zuſtand aller einzelnen Unter-
thanen verbeſſert werden: aber der interét gé-
néral
dieſer Monarchie wuͤrde ohne Zweifel da-
bei verlieren. Es iſt eine gluͤckliche Folge von
den erſten Ungluͤcksfaͤllen eines Staates, welche
eine betraͤchtliche Papier-Circulation herbeifuͤh-
ren, vorzuͤglich in Zeiten eines allgemeinen welt-
buͤrgerlichen Intereſſe, wie die jetzigen, daß das
Intereſſe der von einer Papier-Circulation ab-
haͤngigen Voͤlker naͤher an den Suveraͤn, naͤher
an den, das Papier verbuͤrgenden, beſonderen

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[340/0348] unterlegen wollen: es will dies Geſchlecht be- freien von der unwuͤrdigen Sklaverei der Sa- chen; es will dem Leben der Menſchen eine an- dre und alte Baſis wieder unterlegen, will die Einzelnen zuruͤckfuͤhren in ſich ſelbſt, und ſie wieder der einzigen Buͤrgſchaft theilhaftig ma- chen, die es fuͤr die leicht vergaͤnglichen Glie- der eines unſterblichen Geſchlechtes geben kann. Laſſen Sie uns den Fall annehmen, daß der geſammte Nominal-Werth der K. Oeſtreichiſchen Papiere in einem Moment durch eben ſo viel baares Conventionsgeld in allen Privat-Caſſen erſetzt werden koͤnnte. Im auswaͤrtigen Handel, in Wien, in Trieſt und Augsburg, wuͤrde ſich eine gluͤckliche Wendung aller Geſchaͤfte bemer- ken laſſen; die Induſtrie wuͤrde augenblicklich be- lebt, vielleicht der Zuſtand aller einzelnen Unter- thanen verbeſſert werden: aber der interét gé- néral dieſer Monarchie wuͤrde ohne Zweifel da- bei verlieren. Es iſt eine gluͤckliche Folge von den erſten Ungluͤcksfaͤllen eines Staates, welche eine betraͤchtliche Papier-Circulation herbeifuͤh- ren, vorzuͤglich in Zeiten eines allgemeinen welt- buͤrgerlichen Intereſſe, wie die jetzigen, daß das Intereſſe der von einer Papier-Circulation ab- haͤngigen Voͤlker naͤher an den Suveraͤn, naͤher an den, das Papier verbuͤrgenden, beſonderen

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/348>, abgerufen am 23.11.2024.