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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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des Marktes hat den Fall dieser Münzsorten
herbeigeführt. -- Dieselben Erscheinungen zeigen
sich ebenfalls in der Papier-Circulation: bei
übrigens gleichen Umständen kann ein Staat
weit mehr verzinsbare Papiere, Stocks, Schuld-
scheine, Obligationen tragen, weil sie träger cir-
culiren, und weil jedermann von den darauf
haftenden Interessen genießen will, als unver-
zinsbare Bankozettel oder Papiergelder, welche
schon um deswillen rascher circuliren, weil sich
jeder ihrer so schleunig als möglich zu entäußern
sucht.

Ich bitte Sie indeß, aus diesen einfachen
und arithmetischen Gesetzen über das Verhältniß
der Masse des Geldes zu dessen Bewegung nicht
zu rasch Folgen zu ziehen. Das Geldgeschäft
einer Nation ist viel zu complicirt, um aus so
einfachen Principien über den unbedeutendsten
bestimmten Fall absprechen zu können. Ich habe
diese mechanischen Gründe hier nur beigebracht,
um Ihnen eine doppelte Deduction desselben
Satzes vorzuhalten. Je lebhafter die Bewegung,
um so geringer ist die nothwendige Masse des
Geldes: so folgerten wir aus einem einfachen me-
chanischen
Verhältnisse. Je fester der Staat,
je größer die National-Kraft, um so geringer
kann die Summe des Metallgeldes seyn, welche

des Marktes hat den Fall dieſer Muͤnzſorten
herbeigefuͤhrt. — Dieſelben Erſcheinungen zeigen
ſich ebenfalls in der Papier-Circulation: bei
uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden kann ein Staat
weit mehr verzinsbare Papiere, Stocks, Schuld-
ſcheine, Obligationen tragen, weil ſie traͤger cir-
culiren, und weil jedermann von den darauf
haftenden Intereſſen genießen will, als unver-
zinsbare Bankozettel oder Papiergelder, welche
ſchon um deswillen raſcher circuliren, weil ſich
jeder ihrer ſo ſchleunig als moͤglich zu entaͤußern
ſucht.

Ich bitte Sie indeß, aus dieſen einfachen
und arithmetiſchen Geſetzen uͤber das Verhaͤltniß
der Maſſe des Geldes zu deſſen Bewegung nicht
zu raſch Folgen zu ziehen. Das Geldgeſchaͤft
einer Nation iſt viel zu complicirt, um aus ſo
einfachen Principien uͤber den unbedeutendſten
beſtimmten Fall abſprechen zu koͤnnen. Ich habe
dieſe mechaniſchen Gruͤnde hier nur beigebracht,
um Ihnen eine doppelte Deduction deſſelben
Satzes vorzuhalten. Je lebhafter die Bewegung,
um ſo geringer iſt die nothwendige Maſſe des
Geldes: ſo folgerten wir aus einem einfachen me-
chaniſchen
Verhaͤltniſſe. Je feſter der Staat,
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[301/0309] des Marktes hat den Fall dieſer Muͤnzſorten herbeigefuͤhrt. — Dieſelben Erſcheinungen zeigen ſich ebenfalls in der Papier-Circulation: bei uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden kann ein Staat weit mehr verzinsbare Papiere, Stocks, Schuld- ſcheine, Obligationen tragen, weil ſie traͤger cir- culiren, und weil jedermann von den darauf haftenden Intereſſen genießen will, als unver- zinsbare Bankozettel oder Papiergelder, welche ſchon um deswillen raſcher circuliren, weil ſich jeder ihrer ſo ſchleunig als moͤglich zu entaͤußern ſucht. Ich bitte Sie indeß, aus dieſen einfachen und arithmetiſchen Geſetzen uͤber das Verhaͤltniß der Maſſe des Geldes zu deſſen Bewegung nicht zu raſch Folgen zu ziehen. Das Geldgeſchaͤft einer Nation iſt viel zu complicirt, um aus ſo einfachen Principien uͤber den unbedeutendſten beſtimmten Fall abſprechen zu koͤnnen. Ich habe dieſe mechaniſchen Gruͤnde hier nur beigebracht, um Ihnen eine doppelte Deduction deſſelben Satzes vorzuhalten. Je lebhafter die Bewegung, um ſo geringer iſt die nothwendige Maſſe des Geldes: ſo folgerten wir aus einem einfachen me- chaniſchen Verhaͤltniſſe. Je feſter der Staat, je groͤßer die National-Kraft, um ſo geringer kann die Summe des Metallgeldes ſeyn, welche

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/309>, abgerufen am 24.11.2024.