schieden werden. Die erste Aufgabe einer Regie- rung, welche die suveräne Waare für den Natio- nal-Gebrauch stempeln oder münzen will, wird also die seyn, den Nationalmarkt-Werth und Weltmarkt-Werth der edlen Metalle auszuma- chen, und dann diese beiden Werthe nicht bloß einander so viel als möglich nahe zu bringen, son- dern zwischen ihnen zu vermitteln, d. h. nach Maßgabe der Localität und der Handelsverhält- nisse des Landes, den Werth der Metalle auszu- mitteln, welcher mit dem Interesse der inneren und der äußeren Circulation der verträglichste ist. Den klug ausgemittelten Werth hat sie als Münz- preis anzusetzen, für welchen sie diese Metalle jeden möglichen Producenten oder Inhaber auf der Münze abzunehmen geneigt ist. Jedermann sieht ein, wie viel auf die wahre Bestimmung des Münzpreises ankommt, vorzüglich in einem Lande wie England, wo die Regierung mit einer großmüthigen Liberalität unentgeltlich münzt, wo sie keinen Schlagschatz nimmt und jedermann für seinen Barren eine genau eben so viel werthe Summe in geprägtem Gelde zurück erhält, wo das Parliament die Kosten der Münze bezahlt, und also, wenn diese den Münzpreis des Gol- des beträchtlich höher ansetzte, als den Markt- preis, wenn sie anstatt eine Unze Goldes jetzt
ſchieden werden. Die erſte Aufgabe einer Regie- rung, welche die ſuveraͤne Waare fuͤr den Natio- nal-Gebrauch ſtempeln oder muͤnzen will, wird alſo die ſeyn, den Nationalmarkt-Werth und Weltmarkt-Werth der edlen Metalle auszuma- chen, und dann dieſe beiden Werthe nicht bloß einander ſo viel als moͤglich nahe zu bringen, ſon- dern zwiſchen ihnen zu vermitteln, d. h. nach Maßgabe der Localitaͤt und der Handelsverhaͤlt- niſſe des Landes, den Werth der Metalle auszu- mitteln, welcher mit dem Intereſſe der inneren und der aͤußeren Circulation der vertraͤglichſte iſt. Den klug ausgemittelten Werth hat ſie als Muͤnz- preis anzuſetzen, fuͤr welchen ſie dieſe Metalle jeden moͤglichen Producenten oder Inhaber auf der Muͤnze abzunehmen geneigt iſt. Jedermann ſieht ein, wie viel auf die wahre Beſtimmung des Muͤnzpreiſes ankommt, vorzuͤglich in einem Lande wie England, wo die Regierung mit einer großmuͤthigen Liberalitaͤt unentgeltlich muͤnzt, wo ſie keinen Schlagſchatz nimmt und jedermann fuͤr ſeinen Barren eine genau eben ſo viel werthe Summe in gepraͤgtem Gelde zuruͤck erhaͤlt, wo das Parliament die Koſten der Muͤnze bezahlt, und alſo, wenn dieſe den Muͤnzpreis des Gol- des betraͤchtlich hoͤher anſetzte, als den Markt- preis, wenn ſie anſtatt eine Unze Goldes jetzt
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ſchieden werden. Die erſte Aufgabe einer Regie-
rung, welche die ſuveraͤne Waare fuͤr den Natio-
nal-Gebrauch ſtempeln oder muͤnzen will, wird
alſo die ſeyn, den Nationalmarkt-Werth und
Weltmarkt-Werth der edlen Metalle auszuma-
chen, und dann dieſe beiden Werthe nicht bloß
einander ſo viel als moͤglich nahe zu bringen, ſon-
dern zwiſchen ihnen zu vermitteln, d. h. nach
Maßgabe der Localitaͤt und der Handelsverhaͤlt-
niſſe des Landes, den Werth der Metalle auszu-
mitteln, welcher mit dem Intereſſe der inneren und
der aͤußeren Circulation der vertraͤglichſte iſt. Den
klug ausgemittelten Werth hat ſie als Muͤnz-
preis anzuſetzen, fuͤr welchen ſie dieſe Metalle
jeden moͤglichen Producenten oder Inhaber auf
der Muͤnze abzunehmen geneigt iſt. Jedermann
ſieht ein, wie viel auf die wahre Beſtimmung
des Muͤnzpreiſes ankommt, vorzuͤglich in einem
Lande wie England, wo die Regierung mit einer
großmuͤthigen Liberalitaͤt unentgeltlich muͤnzt, wo
ſie keinen Schlagſchatz nimmt und jedermann fuͤr
ſeinen Barren eine genau eben ſo viel werthe
Summe in gepraͤgtem Gelde zuruͤck erhaͤlt, wo
das Parliament die Koſten der Muͤnze bezahlt,
und alſo, wenn dieſe den Muͤnzpreis des Gol-
des betraͤchtlich hoͤher anſetzte, als den Markt-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/288>, abgerufen am 24.11.2024.
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