Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

nomie hergestellt ist, auch auf die Natur des
Metallgeldes näher eingehen.

Alles Geld hat drei große Grundbestimmun-
gen: 1) das Bleiben, die Dauer der übrigen
ökonomischen Objecte zu befestigen, zu repräsen-
tiren; deshalb muß alles, was Geld seyn will,
dauerhaft seyn: 2) die Bewegung der ökonomi-
schen Objecte zu beschleunigen; deshalb muß das
Geld im höchsten Grade beweglich seyn: 3) das
Bleibende und das Bewegliche unter einander
zu vermitteln; deshalb muß es theilbar, elastisch,
ich möchte sagen, contractiv und expansiv, im
höchstmöglichen Grade seyn. Alle diese Eigen-
schaften hat die National-Kraft, hat das Wort,
hat der Credit, und dann auch, unter allen an-
dern Waaren in einem sehr hohen Grade, das
Metallgeld. Unter allen Waaren, die auf den
Marktplätzen des Welthandels concurriren, haben
seit undenklichen Zeiten die edlen Metalle den
höchsten Werth behauptet; und dies lange vor-
her, ehe man über ihre Eigenschaften reflectirt
hatte. Es giebt wenige Waaren, deren unmit-
telbare Brauchbarkeit für die Zwecke des alltägli-
chen Lebens so gering wäre, die weniger zu den
besoins de premiere necessite im gewöhnli-
chen Sinne des Wortes gerechnet werden könnten,
als die edlen Metalle. Dessen ungeachtet hat

nomie hergeſtellt iſt, auch auf die Natur des
Metallgeldes naͤher eingehen.

Alles Geld hat drei große Grundbeſtimmun-
gen: 1) das Bleiben, die Dauer der uͤbrigen
oͤkonomiſchen Objecte zu befeſtigen, zu repraͤſen-
tiren; deshalb muß alles, was Geld ſeyn will,
dauerhaft ſeyn: 2) die Bewegung der oͤkonomi-
ſchen Objecte zu beſchleunigen; deshalb muß das
Geld im hoͤchſten Grade beweglich ſeyn: 3) das
Bleibende und das Bewegliche unter einander
zu vermitteln; deshalb muß es theilbar, elaſtiſch,
ich moͤchte ſagen, contractiv und expanſiv, im
hoͤchſtmoͤglichen Grade ſeyn. Alle dieſe Eigen-
ſchaften hat die National-Kraft, hat das Wort,
hat der Credit, und dann auch, unter allen an-
dern Waaren in einem ſehr hohen Grade, das
Metallgeld. Unter allen Waaren, die auf den
Marktplaͤtzen des Welthandels concurriren, haben
ſeit undenklichen Zeiten die edlen Metalle den
hoͤchſten Werth behauptet; und dies lange vor-
her, ehe man uͤber ihre Eigenſchaften reflectirt
hatte. Es giebt wenige Waaren, deren unmit-
telbare Brauchbarkeit fuͤr die Zwecke des alltaͤgli-
chen Lebens ſo gering waͤre, die weniger zu den
besoins de première necessité im gewoͤhnli-
chen Sinne des Wortes gerechnet werden koͤnnten,
als die edlen Metalle. Deſſen ungeachtet hat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0274" n="266"/>
nomie herge&#x017F;tellt i&#x017F;t, auch auf die Natur des<lb/>
Metallgeldes na&#x0364;her eingehen.</p><lb/>
            <p>Alles Geld hat drei große Grundbe&#x017F;timmun-<lb/>
gen: 1) das Bleiben, die Dauer der u&#x0364;brigen<lb/>
o&#x0364;konomi&#x017F;chen Objecte zu befe&#x017F;tigen, zu repra&#x0364;&#x017F;en-<lb/>
tiren; deshalb muß alles, was Geld &#x017F;eyn will,<lb/>
dauerhaft &#x017F;eyn: 2) die Bewegung der o&#x0364;konomi-<lb/>
&#x017F;chen Objecte zu be&#x017F;chleunigen; deshalb muß das<lb/>
Geld im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade beweglich &#x017F;eyn: 3) das<lb/>
Bleibende und das Bewegliche unter einander<lb/>
zu vermitteln; deshalb muß es theilbar, ela&#x017F;ti&#x017F;ch,<lb/>
ich mo&#x0364;chte &#x017F;agen, contractiv und expan&#x017F;iv, im<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;tmo&#x0364;glichen Grade &#x017F;eyn. Alle die&#x017F;e Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften hat die National-Kraft, hat das Wort,<lb/>
hat der Credit, und dann auch, unter allen an-<lb/>
dern Waaren in einem &#x017F;ehr hohen Grade, das<lb/>
Metallgeld. Unter allen Waaren, die auf den<lb/>
Marktpla&#x0364;tzen des Welthandels concurriren, haben<lb/>
&#x017F;eit undenklichen Zeiten die edlen Metalle den<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Werth behauptet; und dies lange vor-<lb/>
her, ehe man u&#x0364;ber ihre Eigen&#x017F;chaften reflectirt<lb/>
hatte. Es giebt wenige Waaren, deren unmit-<lb/>
telbare Brauchbarkeit fu&#x0364;r die Zwecke des allta&#x0364;gli-<lb/>
chen Lebens &#x017F;o gering wa&#x0364;re, die weniger zu den<lb/><hi rendition="#aq">besoins de première necessité</hi> im gewo&#x0364;hnli-<lb/>
chen Sinne des Wortes gerechnet werden ko&#x0364;nnten,<lb/>
als die edlen Metalle. De&#x017F;&#x017F;en ungeachtet hat<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0274] nomie hergeſtellt iſt, auch auf die Natur des Metallgeldes naͤher eingehen. Alles Geld hat drei große Grundbeſtimmun- gen: 1) das Bleiben, die Dauer der uͤbrigen oͤkonomiſchen Objecte zu befeſtigen, zu repraͤſen- tiren; deshalb muß alles, was Geld ſeyn will, dauerhaft ſeyn: 2) die Bewegung der oͤkonomi- ſchen Objecte zu beſchleunigen; deshalb muß das Geld im hoͤchſten Grade beweglich ſeyn: 3) das Bleibende und das Bewegliche unter einander zu vermitteln; deshalb muß es theilbar, elaſtiſch, ich moͤchte ſagen, contractiv und expanſiv, im hoͤchſtmoͤglichen Grade ſeyn. Alle dieſe Eigen- ſchaften hat die National-Kraft, hat das Wort, hat der Credit, und dann auch, unter allen an- dern Waaren in einem ſehr hohen Grade, das Metallgeld. Unter allen Waaren, die auf den Marktplaͤtzen des Welthandels concurriren, haben ſeit undenklichen Zeiten die edlen Metalle den hoͤchſten Werth behauptet; und dies lange vor- her, ehe man uͤber ihre Eigenſchaften reflectirt hatte. Es giebt wenige Waaren, deren unmit- telbare Brauchbarkeit fuͤr die Zwecke des alltaͤgli- chen Lebens ſo gering waͤre, die weniger zu den besoins de première necessité im gewoͤhnli- chen Sinne des Wortes gerechnet werden koͤnnten, als die edlen Metalle. Deſſen ungeachtet hat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/274
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/274>, abgerufen am 07.05.2024.