Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

auch als verkörpertes Begehren des Volkes, und
als Handwerkszeug des Staatsmannes betrach-
tet werden kann) den Staat. Vielmehr ist das
eigentlich Producirende die Lebenskraft des wah-
ren Staatsmannes, oder die National-Kraft,
wie wir es nannten.

Was thut der Landwirth, indem er pro-
ducirt anders? Eine gewisse Menge von anima-
lischen und vegetabilischen Kräften läßt er mit
der Kraft des Bodens streiten. Der Same ist
sein Material; Boden, Dünger u. s. w. sind
sein Handwerkszeug; aus dem Streite beider
entwickelt er vermittelnd die Frucht, das Pro-
duct. Steigen Sie von hier aus, durch die
dem Ackerbau näher liegenden Gewerbe, des
Brauers, Branntweinbrenners, hindurch zu den
Feuerarbeitern, und so durch alle Formen der
städtischen Production hindurch: so werden Sie
vielleicht bemerken, daß die eigentlich produci-
rende Kraft beim Ackerbau mehr auf die Seite
der Natur, als des Menschen, und daß sie bei
den städtischen Gewerben mehr auf die Seite des
Menschen, als der Natur hinfällt; mit andern
Worten: daß der Producent immer sichtbarer
wird, daß der Mensch immer mehr als Produ-
cent erscheint, von der augenscheinlichen Pro-
ductions-Kraft der Natur immer unabhängiger

auch als verkoͤrpertes Begehren des Volkes, und
als Handwerkszeug des Staatsmannes betrach-
tet werden kann) den Staat. Vielmehr iſt das
eigentlich Producirende die Lebenskraft des wah-
ren Staatsmannes, oder die National-Kraft,
wie wir es nannten.

Was thut der Landwirth, indem er pro-
ducirt anders? Eine gewiſſe Menge von anima-
liſchen und vegetabiliſchen Kraͤften laͤßt er mit
der Kraft des Bodens ſtreiten. Der Same iſt
ſein Material; Boden, Duͤnger u. ſ. w. ſind
ſein Handwerkszeug; aus dem Streite beider
entwickelt er vermittelnd die Frucht, das Pro-
duct. Steigen Sie von hier aus, durch die
dem Ackerbau naͤher liegenden Gewerbe, des
Brauers, Branntweinbrenners, hindurch zu den
Feuerarbeitern, und ſo durch alle Formen der
ſtaͤdtiſchen Production hindurch: ſo werden Sie
vielleicht bemerken, daß die eigentlich produci-
rende Kraft beim Ackerbau mehr auf die Seite
der Natur, als des Menſchen, und daß ſie bei
den ſtaͤdtiſchen Gewerben mehr auf die Seite des
Menſchen, als der Natur hinfaͤllt; mit andern
Worten: daß der Producent immer ſichtbarer
wird, daß der Menſch immer mehr als Produ-
cent erſcheint, von der augenſcheinlichen Pro-
ductions-Kraft der Natur immer unabhaͤngiger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="252"/>
auch als verko&#x0364;rpertes Begehren des Volkes, und<lb/>
als Handwerkszeug des Staatsmannes betrach-<lb/>
tet werden kann) den Staat. Vielmehr i&#x017F;t das<lb/>
eigentlich Producirende die Lebenskraft des wah-<lb/>
ren Staatsmannes, oder die National-Kraft,<lb/>
wie wir es nannten.</p><lb/>
            <p>Was thut der <hi rendition="#g">Landwirth</hi>, indem er pro-<lb/>
ducirt anders? Eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge von anima-<lb/>
li&#x017F;chen und vegetabili&#x017F;chen Kra&#x0364;ften la&#x0364;ßt er mit<lb/>
der Kraft des Bodens &#x017F;treiten. Der Same i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ein Material; Boden, Du&#x0364;nger u. &#x017F;. w. &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ein Handwerkszeug; aus dem Streite beider<lb/>
entwickelt er vermittelnd die Frucht, das Pro-<lb/>
duct. Steigen Sie von hier aus, durch die<lb/>
dem Ackerbau na&#x0364;her liegenden Gewerbe, des<lb/>
Brauers, Branntweinbrenners, hindurch zu den<lb/>
Feuerarbeitern, und &#x017F;o durch alle Formen der<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;chen Production hindurch: &#x017F;o werden Sie<lb/>
vielleicht bemerken, daß die eigentlich produci-<lb/>
rende Kraft beim Ackerbau mehr auf die Seite<lb/>
der Natur, als des Men&#x017F;chen, und daß &#x017F;ie bei<lb/>
den &#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;chen Gewerben mehr auf die Seite des<lb/>
Men&#x017F;chen, als der Natur hinfa&#x0364;llt; mit andern<lb/>
Worten: daß der Producent immer &#x017F;ichtbarer<lb/>
wird, daß der Men&#x017F;ch immer mehr als Produ-<lb/>
cent er&#x017F;cheint, von der augen&#x017F;cheinlichen Pro-<lb/>
ductions-Kraft der Natur immer unabha&#x0364;ngiger<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0260] auch als verkoͤrpertes Begehren des Volkes, und als Handwerkszeug des Staatsmannes betrach- tet werden kann) den Staat. Vielmehr iſt das eigentlich Producirende die Lebenskraft des wah- ren Staatsmannes, oder die National-Kraft, wie wir es nannten. Was thut der Landwirth, indem er pro- ducirt anders? Eine gewiſſe Menge von anima- liſchen und vegetabiliſchen Kraͤften laͤßt er mit der Kraft des Bodens ſtreiten. Der Same iſt ſein Material; Boden, Duͤnger u. ſ. w. ſind ſein Handwerkszeug; aus dem Streite beider entwickelt er vermittelnd die Frucht, das Pro- duct. Steigen Sie von hier aus, durch die dem Ackerbau naͤher liegenden Gewerbe, des Brauers, Branntweinbrenners, hindurch zu den Feuerarbeitern, und ſo durch alle Formen der ſtaͤdtiſchen Production hindurch: ſo werden Sie vielleicht bemerken, daß die eigentlich produci- rende Kraft beim Ackerbau mehr auf die Seite der Natur, als des Menſchen, und daß ſie bei den ſtaͤdtiſchen Gewerben mehr auf die Seite des Menſchen, als der Natur hinfaͤllt; mit andern Worten: daß der Producent immer ſichtbarer wird, daß der Menſch immer mehr als Produ- cent erſcheint, von der augenſcheinlichen Pro- ductions-Kraft der Natur immer unabhaͤngiger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/260
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/260>, abgerufen am 24.11.2024.