tion, Käufer und Verkäufer einander angemessen machen. Dies nun ist nicht anders möglich, als indem ein und derselbe vaterländische Geist den Bedürftigen bei seinem Begehren, und den Ar- beiter bei seiner Production durchdringt; indem also das Ideal eines National-Lebens realisirt wird, welches des Arbeiters und des Käufers gemeinschaftliches höchstes Gut ist.
So nun ist die wahre National-Oekonomie eine vermittelnde Kunst, wie alle anderen Kün- ste: sie hat das National-Begehren, oder die Nation als Käufer, mit der National-Pro- duction, oder mit der Nation in ihrer andern großen Qualität als Verkäufer, in's Gleich- gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge- wicht, welches nur von der National-Kraft, oder dem zwischen diesem großen Käufer und Verkäufer vermittelnden, wahren Gelde zu be- wirken ist, wie denn die Frucht dieses Gleichge- wichtes auch wieder nichts anderes als ein höherer Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung jenes wahren und einzigen Geldes, seyn kann.
Ich sage nicht, daß die Regierungen ihre an- dre große Pflicht, das Bedürfniß oder das Be- gehren, eben so gut wie die Production, zu di- rigiren ganz versäumt hätten; vielmehr hat man sehr ernstlich versucht, die Neigungen der Staats-
tion, Kaͤufer und Verkaͤufer einander angemeſſen machen. Dies nun iſt nicht anders moͤglich, als indem ein und derſelbe vaterlaͤndiſche Geiſt den Beduͤrftigen bei ſeinem Begehren, und den Ar- beiter bei ſeiner Production durchdringt; indem alſo das Ideal eines National-Lebens realiſirt wird, welches des Arbeiters und des Kaͤufers gemeinſchaftliches hoͤchſtes Gut iſt.
So nun iſt die wahre National-Oekonomie eine vermittelnde Kunſt, wie alle anderen Kuͤn- ſte: ſie hat das National-Begehren, oder die Nation als Kaͤufer, mit der National-Pro- duction, oder mit der Nation in ihrer andern großen Qualitaͤt als Verkaͤufer, in’s Gleich- gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge- wicht, welches nur von der National-Kraft, oder dem zwiſchen dieſem großen Kaͤufer und Verkaͤufer vermittelnden, wahren Gelde zu be- wirken iſt, wie denn die Frucht dieſes Gleichge- wichtes auch wieder nichts anderes als ein hoͤherer Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung jenes wahren und einzigen Geldes, ſeyn kann.
Ich ſage nicht, daß die Regierungen ihre an- dre große Pflicht, das Beduͤrfniß oder das Be- gehren, eben ſo gut wie die Production, zu di- rigiren ganz verſaͤumt haͤtten; vielmehr hat man ſehr ernſtlich verſucht, die Neigungen der Staats-
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tion, Kaͤufer und Verkaͤufer einander angemeſſen
machen. Dies nun iſt nicht anders moͤglich, als
indem ein und derſelbe vaterlaͤndiſche Geiſt den
Beduͤrftigen bei ſeinem Begehren, und den Ar-
beiter bei ſeiner Production durchdringt; indem
alſo das Ideal eines National-Lebens realiſirt
wird, welches des Arbeiters und des Kaͤufers
gemeinſchaftliches hoͤchſtes Gut iſt.
So nun iſt die wahre National-Oekonomie
eine vermittelnde Kunſt, wie alle anderen Kuͤn-
ſte: ſie hat das National-Begehren, oder die
Nation als Kaͤufer, mit der National-Pro-
duction, oder mit der Nation in ihrer andern
großen Qualitaͤt als Verkaͤufer, in’s Gleich-
gewicht zu bringen, in ein lebendiges Gleichge-
wicht, welches nur von der National-Kraft,
oder dem zwiſchen dieſem großen Kaͤufer und
Verkaͤufer vermittelnden, wahren Gelde zu be-
wirken iſt, wie denn die Frucht dieſes Gleichge-
wichtes auch wieder nichts anderes als ein hoͤherer
Grad der National-Kraft, oder die Vermehrung
jenes wahren und einzigen Geldes, ſeyn kann.
Ich ſage nicht, daß die Regierungen ihre an-
dre große Pflicht, das Beduͤrfniß oder das Be-
gehren, eben ſo gut wie die Production, zu di-
rigiren ganz verſaͤumt haͤtten; vielmehr hat man
ſehr ernſtlich verſucht, die Neigungen der Staats-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/250>, abgerufen am 23.11.2024.
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