geleitet. -- Ueberdies zeigten die blühenden Han- delsplätze der Cananiter, oder Phönicier, wel- cher große Gewinn sich aus jener vortheilhaften Lage in mercantilischer Hinsicht ziehen ließ. In- deß war dieser Zweck für eine Seele wie Moses viel zu klein. Für Ideen, d. h. für die Ewig- keit, wollte er sein Volk erziehen, nicht für Begriffe, für ein Heer kleiner vergänglicher Götzen, für Reichthum, Wohlleben und Besitz, die in dem Sturme der Zeiten sich nicht bewäh- ren können, weil der Geist der Freiheit, oder der Geist Gottes, nicht in ihnen ist. Für Krieg und Frieden zugleich war sein Volk bestimmt. --
So waren die Gesetze Mosis nicht etwa Ge- setze des Entbehrens oder einer stoischen Enthalt- samkeit; er erlaubte vielmehr allen Besitz und allen Genuß, er gab die strengsten Befehle zur Aufrechthaltung alles Eigenthums: aber den wah- ren Geist dieses Besitzes wollte er behauptet wis- sen; alle einzelnen Güter des Lebens sollten ge- nossen, aber nicht an und für sich verehrt, als Zweck des Lebens betrachtet, nicht zu Götzen ge- macht werden. "Ich, der Herr dein Gott, der- selbe Jehova, der dich durch die Wüste in die Freiheit geführt hat, bin ein einziger Gott, und dulde keine andre Götzen neben mir." -- Wir, die wir entfernt durch Zeit und Raum von dem
geleitet. — Ueberdies zeigten die bluͤhenden Han- delsplaͤtze der Cananiter, oder Phoͤnicier, wel- cher große Gewinn ſich aus jener vortheilhaften Lage in mercantiliſcher Hinſicht ziehen ließ. In- deß war dieſer Zweck fuͤr eine Seele wie Moſes viel zu klein. Fuͤr Ideen, d. h. fuͤr die Ewig- keit, wollte er ſein Volk erziehen, nicht fuͤr Begriffe, fuͤr ein Heer kleiner vergaͤnglicher Goͤtzen, fuͤr Reichthum, Wohlleben und Beſitz, die in dem Sturme der Zeiten ſich nicht bewaͤh- ren koͤnnen, weil der Geiſt der Freiheit, oder der Geiſt Gottes, nicht in ihnen iſt. Fuͤr Krieg und Frieden zugleich war ſein Volk beſtimmt. —
So waren die Geſetze Moſis nicht etwa Ge- ſetze des Entbehrens oder einer ſtoiſchen Enthalt- ſamkeit; er erlaubte vielmehr allen Beſitz und allen Genuß, er gab die ſtrengſten Befehle zur Aufrechthaltung alles Eigenthums: aber den wah- ren Geiſt dieſes Beſitzes wollte er behauptet wiſ- ſen; alle einzelnen Guͤter des Lebens ſollten ge- noſſen, aber nicht an und fuͤr ſich verehrt, als Zweck des Lebens betrachtet, nicht zu Goͤtzen ge- macht werden. „Ich, der Herr dein Gott, der- ſelbe Jehova, der dich durch die Wuͤſte in die Freiheit gefuͤhrt hat, bin ein einziger Gott, und dulde keine andre Goͤtzen neben mir.” — Wir, die wir entfernt durch Zeit und Raum von dem
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geleitet. — Ueberdies zeigten die bluͤhenden Han-
delsplaͤtze der Cananiter, oder Phoͤnicier, wel-
cher große Gewinn ſich aus jener vortheilhaften
Lage in mercantiliſcher Hinſicht ziehen ließ. In-
deß war dieſer Zweck fuͤr eine Seele wie Moſes
viel zu klein. Fuͤr Ideen, d. h. fuͤr die Ewig-
keit, wollte er ſein Volk erziehen, nicht fuͤr
Begriffe, fuͤr ein Heer kleiner vergaͤnglicher
Goͤtzen, fuͤr Reichthum, Wohlleben und Beſitz,
die in dem Sturme der Zeiten ſich nicht bewaͤh-
ren koͤnnen, weil der Geiſt der Freiheit, oder der
Geiſt Gottes, nicht in ihnen iſt. Fuͤr Krieg und
Frieden zugleich war ſein Volk beſtimmt. —
So waren die Geſetze Moſis nicht etwa Ge-
ſetze des Entbehrens oder einer ſtoiſchen Enthalt-
ſamkeit; er erlaubte vielmehr allen Beſitz und
allen Genuß, er gab die ſtrengſten Befehle zur
Aufrechthaltung alles Eigenthums: aber den wah-
ren Geiſt dieſes Beſitzes wollte er behauptet wiſ-
ſen; alle einzelnen Guͤter des Lebens ſollten ge-
noſſen, aber nicht an und fuͤr ſich verehrt, als
Zweck des Lebens betrachtet, nicht zu Goͤtzen ge-
macht werden. „Ich, der Herr dein Gott, der-
ſelbe Jehova, der dich durch die Wuͤſte in die
Freiheit gefuͤhrt hat, bin ein einziger Gott, und
dulde keine andre Goͤtzen neben mir.” — Wir,
die wir entfernt durch Zeit und Raum von dem
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/22>, abgerufen am 24.11.2024.
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