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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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stillen wollten, trauete sich der Mensch in seinem
Uebermuthe sogar die Kraft zu, das Gold künst-
lich in den Schmelztiegel herbei zu zwingen, wel-
cher Schwindel die bedeutendsten Köpfe in Eu-
ropa ergriff. Die Regierungen der Völker merk-
ten nicht, daß die Herzen von ihnen abgefallen
waren; denn sie selbst waren ja in der allgemei-
nen Verzauberung mit befangen: sie fühlten in-
stinctartig, daß sie zur Erhaltung ihrer Herr-
schaft vor allen Dingen den neuen Weltbeherr-
scher, das Metallgeld, in ihr Interesse ziehen
müßten. Wo sonst ein persönlicher Ruf des
Lehnsherrn genügt hatte, da mußte jetzt der
Reitz des Goldes zu Hülfe kommen, wenn der
Ruf nicht unwirksam bleiben sollte. Militär-
und Civil-Dienst war nicht anders mehr zu er-
langen, als vermittelst eines eigentlichen Kauf-,
Mieths- oder Sold-Contractes, kurz, vermit-
telst einer sächlichen Verpflichtung. --

So stiegen die sächlichen Bedürfnisse der Re-
gierungen, und die hervorragende Wichtigkeit des
Finanz-Ministers. Vor zwanzig Jahren war
man schon so weit gekommen, die Hoffnung zu
nähren, daß alle Kriege aus den Staaten, we-
nigstens aus dem Continent von Europa, auf
das Meer hinaus industrirt werden würden. Der
Seekrieg, meinte man, wäre eigentlich der wahre

Müllers Elemente. II. [14]

ſtillen wollten, trauete ſich der Menſch in ſeinem
Uebermuthe ſogar die Kraft zu, das Gold kuͤnſt-
lich in den Schmelztiegel herbei zu zwingen, wel-
cher Schwindel die bedeutendſten Koͤpfe in Eu-
ropa ergriff. Die Regierungen der Voͤlker merk-
ten nicht, daß die Herzen von ihnen abgefallen
waren; denn ſie ſelbſt waren ja in der allgemei-
nen Verzauberung mit befangen: ſie fuͤhlten in-
ſtinctartig, daß ſie zur Erhaltung ihrer Herr-
ſchaft vor allen Dingen den neuen Weltbeherr-
ſcher, das Metallgeld, in ihr Intereſſe ziehen
muͤßten. Wo ſonſt ein perſoͤnlicher Ruf des
Lehnsherrn genuͤgt hatte, da mußte jetzt der
Reitz des Goldes zu Huͤlfe kommen, wenn der
Ruf nicht unwirkſam bleiben ſollte. Militaͤr-
und Civil-Dienſt war nicht anders mehr zu er-
langen, als vermittelſt eines eigentlichen Kauf-,
Mieths- oder Sold-Contractes, kurz, vermit-
telſt einer ſaͤchlichen Verpflichtung. —

So ſtiegen die ſaͤchlichen Beduͤrfniſſe der Re-
gierungen, und die hervorragende Wichtigkeit des
Finanz-Miniſters. Vor zwanzig Jahren war
man ſchon ſo weit gekommen, die Hoffnung zu
naͤhren, daß alle Kriege aus den Staaten, we-
nigſtens aus dem Continent von Europa, auf
das Meer hinaus induſtrirt werden wuͤrden. Der
Seekrieg, meinte man, waͤre eigentlich der wahre

Müllers Elemente. II. [14]
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[209/0217] ſtillen wollten, trauete ſich der Menſch in ſeinem Uebermuthe ſogar die Kraft zu, das Gold kuͤnſt- lich in den Schmelztiegel herbei zu zwingen, wel- cher Schwindel die bedeutendſten Koͤpfe in Eu- ropa ergriff. Die Regierungen der Voͤlker merk- ten nicht, daß die Herzen von ihnen abgefallen waren; denn ſie ſelbſt waren ja in der allgemei- nen Verzauberung mit befangen: ſie fuͤhlten in- ſtinctartig, daß ſie zur Erhaltung ihrer Herr- ſchaft vor allen Dingen den neuen Weltbeherr- ſcher, das Metallgeld, in ihr Intereſſe ziehen muͤßten. Wo ſonſt ein perſoͤnlicher Ruf des Lehnsherrn genuͤgt hatte, da mußte jetzt der Reitz des Goldes zu Huͤlfe kommen, wenn der Ruf nicht unwirkſam bleiben ſollte. Militaͤr- und Civil-Dienſt war nicht anders mehr zu er- langen, als vermittelſt eines eigentlichen Kauf-, Mieths- oder Sold-Contractes, kurz, vermit- telſt einer ſaͤchlichen Verpflichtung. — So ſtiegen die ſaͤchlichen Beduͤrfniſſe der Re- gierungen, und die hervorragende Wichtigkeit des Finanz-Miniſters. Vor zwanzig Jahren war man ſchon ſo weit gekommen, die Hoffnung zu naͤhren, daß alle Kriege aus den Staaten, we- nigſtens aus dem Continent von Europa, auf das Meer hinaus induſtrirt werden wuͤrden. Der Seekrieg, meinte man, waͤre eigentlich der wahre Müllers Elemente. II. [14]

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/217>, abgerufen am 23.11.2024.