Genie er persönlich verehrt, bei vielen Gelegen- heiten gezeigt hat. Die bekannte, und dem großen Haufen der Kunstfreunde und gebildeten Dilet- tanten unsrer Zeit unverständlich gewesene, Cabi- netsordre an die Akademie der Künste, worin der König seinen Wunsch äußerte, viel lieber Gegen- stände aus der älteren vaterländischen Geschichte, als aus der Griechischen und Römischen Mytho- logie behandelt zu sehen, ferner sein beständiger Drang, neben dem Ruhme Friedrichs des Zwei- ten, auch den viel nationaleren des großen Kur- fürsten Friedrich Wilhelms, und älterer Helden des Brandenburgischen Hauses, geltend zu ma- chen --: alle diese Umstände beweisen, wie rich- tig der König fühlte, daß Friedrich der Zweite, mit seinen Thaten, seinem Ruhm und seiner Größe, dennoch eine Art von Scheidewand bilde- te zwischen den eigentlichen Ahnherren der Preus- sischen Monarchie und ihren Enkeln.
Es ist nicht dem Charakter dieser Vorlesungen gemäß, aus irgend einer einzelnen Individualität -- denn, wie groß oder wie klein sie seyn möge, ist sie doch gegen die hier beabsichtigte Idee immer noch viel zu klein -- Gesetze über den Staat, über seinen Bau und die ewige Nothwendigkeit seines inneren Lebens herzuleiten, eben so wenig aus dem Gerichte, das über einen einzelnen histo-
Genie er perſoͤnlich verehrt, bei vielen Gelegen- heiten gezeigt hat. Die bekannte, und dem großen Haufen der Kunſtfreunde und gebildeten Dilet- tanten unſrer Zeit unverſtaͤndlich geweſene, Cabi- netsordre an die Akademie der Kuͤnſte, worin der Koͤnig ſeinen Wunſch aͤußerte, viel lieber Gegen- ſtaͤnde aus der aͤlteren vaterlaͤndiſchen Geſchichte, als aus der Griechiſchen und Roͤmiſchen Mytho- logie behandelt zu ſehen, ferner ſein beſtaͤndiger Drang, neben dem Ruhme Friedrichs des Zwei- ten, auch den viel nationaleren des großen Kur- fuͤrſten Friedrich Wilhelms, und aͤlterer Helden des Brandenburgiſchen Hauſes, geltend zu ma- chen —: alle dieſe Umſtaͤnde beweiſen, wie rich- tig der Koͤnig fuͤhlte, daß Friedrich der Zweite, mit ſeinen Thaten, ſeinem Ruhm und ſeiner Groͤße, dennoch eine Art von Scheidewand bilde- te zwiſchen den eigentlichen Ahnherren der Preuſ- ſiſchen Monarchie und ihren Enkeln.
Es iſt nicht dem Charakter dieſer Vorleſungen gemaͤß, aus irgend einer einzelnen Individualitaͤt — denn, wie groß oder wie klein ſie ſeyn moͤge, iſt ſie doch gegen die hier beabſichtigte Idee immer noch viel zu klein — Geſetze uͤber den Staat, uͤber ſeinen Bau und die ewige Nothwendigkeit ſeines inneren Lebens herzuleiten, eben ſo wenig aus dem Gerichte, das uͤber einen einzelnen hiſto-
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Genie er perſoͤnlich verehrt, bei vielen Gelegen-
heiten gezeigt hat. Die bekannte, und dem großen
Haufen der Kunſtfreunde und gebildeten Dilet-
tanten unſrer Zeit unverſtaͤndlich geweſene, Cabi-
netsordre an die Akademie der Kuͤnſte, worin der
Koͤnig ſeinen Wunſch aͤußerte, viel lieber Gegen-
ſtaͤnde aus der aͤlteren vaterlaͤndiſchen Geſchichte,
als aus der Griechiſchen und Roͤmiſchen Mytho-
logie behandelt zu ſehen, ferner ſein beſtaͤndiger
Drang, neben dem Ruhme Friedrichs des Zwei-
ten, auch den viel nationaleren des großen Kur-
fuͤrſten Friedrich Wilhelms, und aͤlterer Helden
des Brandenburgiſchen Hauſes, geltend zu ma-
chen —: alle dieſe Umſtaͤnde beweiſen, wie rich-
tig der Koͤnig fuͤhlte, daß Friedrich der Zweite,
mit ſeinen Thaten, ſeinem Ruhm und ſeiner
Groͤße, dennoch eine Art von Scheidewand bilde-
te zwiſchen den eigentlichen Ahnherren der Preuſ-
ſiſchen Monarchie und ihren Enkeln.
Es iſt nicht dem Charakter dieſer Vorleſungen
gemaͤß, aus irgend einer einzelnen Individualitaͤt
— denn, wie groß oder wie klein ſie ſeyn moͤge,
iſt ſie doch gegen die hier beabſichtigte Idee immer
noch viel zu klein — Geſetze uͤber den Staat,
uͤber ſeinen Bau und die ewige Nothwendigkeit
ſeines inneren Lebens herzuleiten, eben ſo wenig
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/182>, abgerufen am 21.11.2024.
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